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Die Prüfung der eingehenden Journale auf die Zuverlässigkeit und Ausführlichkeit
der in den einzelnen Spalten enthaltenen Angaben ist in der in dem ersten Jahresberichte*) beschriebenen
Weise auch in diesem Jahre durchgeführt worden. Eine eingehende Untersuchung der erlangten Resultate
hat indessen gezeigt, dass sich durch diese vorläufige Prüfung kaum mehr erreichen lässt, als ganz unbrauch
bare Beobachtungsreihen als solche zu erkennen und auszuscheiden. Die Richtigkeit der ertheilten Quali
täts-Noten kann nämlich nur einen relativen Werth beanspruchen, indem diese Richtigkeit stets von der
jeweiligen Durchschnitts-Qualität des eingehenden Beobachtungs-Materiales abhängig ist. Mit Rücksicht
darauf darf wohl davon Abstand genommen werden, die Ergebnisse der in gedachter Weise mit dem im
Jahre 1879 eingegangenen Materiale vorgenommenen Prüfung an dieser Stelle aufzuführen.
Bei einer strengeren Prüfung, wie sie durch die Zusammenstellung der gleichzeitigen Beobachtungen
in synoptischen Wetterkarten ermöglicht wird, konnte es indessen nicht unbemerkt bleiben, dass die Journal
angaben, so sehr sie auch im Allgemeinen befriedigen, doch noch hin und wieder mit erheblichen Mängeln
behaftet sind. Um einer irrigen Auffassung des hier Gesagten vorzubeugen, muss betont werden, wie durch
diese Prüfungsmethode in der That an die an Bord erhaltenen Beobachtungen derselbe Maassstab hei der
Kritik angewendet wird, der bei den Landstationen sich als so werthvoll erwiesen hat. Es ist wohl nicht
nöthig, auf die Bedeutung dieses Gesichtspunktes bei der Beurtheilung des Beobachtungsmaterials zur See
in weiterer Ausführung hinzuweisen; es wachsen die Anforderungen in einem ganz erheblichen Maasse. Was
vor wenigen Jahren noch als gut und brauchbar bezeichnet werden konnte, entspricht hei den heutigen
erhöhten Anforderungen nurmehr in untergeordneter Weise. Weit davon entfernt, in den obigen Bemerk
ungen eine Anerkennung der Abnahme der Güte des Materiales angedeutet haben zu wollen, konstatiren
wir vielmehr mit besonderer Genugthuung die Thatsache, dass im Allgemeinen die zur See geleistete mete
orologische Arbeit einen so strengen Maassstab, wie derselbe durch die synoptische Untersuchung gegeben
ist, zu bestehen vermag. Immerhin ist aber Raum für Verbesserungen, und es muss sich die Abtheilung I
angelegen sein lassen, dieselben, sei es durch mündliche oder briefliche Instruktion der Beobachter, sei es
durch Aenderungen an der Einrichtung der Instrumente, nach Möglichkeit herbeizuführen. Um nur eine der
Fehlerquellen, welche erst durch synoptische Untersuchungen erkannt werden konnte, zu bezeichnen, sei
erwähnt, dass die gewonnenen Barometer - Ablesungen in manchen Fällen sich als zu hoch erwiesen, weil
die an dem Instrumente zum Schutze desselben beim Schlingern oder Stampfen des Schiffes angebrachten
Metallfedern zu straff angezogen sich befänden und dadurch die freie Bewegung des Instrumentes in der
vertikalen Lage erschwerten.
Windrichtung missweisend und rechtweisend notirt. Angesichts des Uebelstandes, dass in
den Journalen mannigfach die ausdrückliche Bemerkung fehlt, ob die Windangaben rechtweisend oder miss
weisend aufzufassen sind, musste man sich die Frage stellen, ob es sich nicht empfehlen würde, die No-
tirung rechtweisender Richtungen im Journale zur Vorschrift zu machen. Es erwies sich dies jedoch als
allzusehr der gegenwärtigen seemännischen Praxis widersprechend — in den 175 eingegangenen Segel
schiffsjournalen ist beispielsweise der Wind in 112 Fällen missweisend und nur in 63 Fällen rechtweisend
notirt —, und ist von der Einführung dieser Aenderung, als keine grössere Sicherheit verbürgend, abge
sehen worden.
Das Ausleihen von Instrumenten. Die Anzahl der von der Seewarte an Schiffe ausgeliehenen
Instrumente betrug am Ende des Jahres 1879:
Quecksilber - Marinebarometer 120,
Psychrometer 66,
Thermometer 260 und
Aräometer 10.
Ein Vergleich mit den ausgeliehenen Instrumenten des Vorjahres ergiebt eine Vermehrung um 41
Marinebarometer, 34 Psychrometer, 68 Thermometer und 1 Aräometer. Das Psychrometer und Aräometer**),
welch’ letztere insbesondere nur in den Händen geübter und diskreter Beobachter und unter sehr günstigen
Umständen zuverlässige Beobachtungsresultate ergeben können, wurde nur auf ausdrücklichen Wunsch ver-
*) „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, Jahrgang I, No. 1, Seite 66.
**) Mit Bezug auf diesen Gegenstand ist der unter Anlage 2 gegebene Bericht des Herrn Professor Jacobson in Rostock
von Interesse; wir verweisen auf dieses Dokument, welches am Schlüsse des Spezialberichtes der Abtheilung I eine
Stelle fand.