86
chen Stationen, bei deren Vorsteher eine Vertrautheit mit der Behandlung elektrischer Batterien und Kon
taktvorrichtungen nicht vorausgesetzt werden durfte, die leicht und ohne jede besonderen elektrisch-tech
nischen Kenntnisse zu behandelnden Registrir-Gewichtsbarographen in Anwendung zu bringen, während da,
wo die besonderen Verhältnisse der Normal-Beobachtungsstation die Vertrautheit des Personales mit den ge
nannten Dingen erwarten lassen, die elektrisch-registrirenden Aneroid-Barographen gebraucht werden sollten.
Jedes der Instrumente beider Gattungen wurde durch Abtheilung II vor der Absendnng nach dem Orte
der Bestimmung nach allen in Frage kommenden Richtungen hin geprüft.
Der Gewichtsbarograph von R. Fuess ist in der „Instruktion für den meteorologischen Dienst
der Seewarte“, Seite 28—30 eingehend beschrieben, woselbst auch die vorgeschriebene Behandlungsweise
des Apparates und die Eintragungen der mit denselben erhaltenen Registrirungen und die Reduktion der
selben sich ausserdem erläutert findet. In derselben Instruktion ist auf Seite 30—34 eine Beschreibung
des Aneroid-Barographen von Hipp, sowie der Kontaktvorrichtung an der ühr und die Behandlung
und Reduktion der Registrirungen gegeben. Es verdient auch noch erwähnt zu werden, dass an jedem
einzelnen Orte grosse Sorgfalt auf die Aufstellung der Apparate verwendet wurde, damit dieselben möglichst
frei von Erschütterungen und starken Temperaturschwankungen gehalten werden konnten.
Die Behandlung der Registrirapparate der Zentralstelle ist der Abtheilung II übertragen, welche auch
die Schemata zur Einfügung und Reduktion zu entwerfen und die Ausarbeitung der betreffenden Instruktion
auszuführen hatte.
Es ist wohl hier die passende Stelle zu konstatiren, dass die Behandlung des Schreiber’sehen Appa
rates, sowie die Eintragungen der Registrirungen, die Bestimmung der Konstanten der Reduktion Sache der
Abtheilung II ist.
Thermometer. Als Normal-Thermometer war von der Norddeutschen Seewarte ein Greiner’sches
Thermometer, getheilt in l / 5 0 Réaumur, benutzt worden, dessen mittlere Korrektion zu — 0.14° R. von Herrn
Dr. Hugo Krüss in Hamburg ermittelt war. Bis zum Dezember 1875 diente dieses Instrument auch der
Seewarte als Normalthermometer; zu dieser Zeit gelangte ein solches Instrument von Ch. F. Geissler in
Berlin in Vio° Celsius getheilt, in den Besitz der Zentralstelle und diente von da an als Normal-Instrument.
Eine sorgfältige Bestimmuug des Kalibers, sowie mehrfache Bestimmungen des Nullpunktes und des Siede
punktes wurden zu verschiedenen Zeiten vorgenommen, ebenso wie Untersuchungen über die Depression des
Nullpunktes durch Siedehitze. Die letzteren ergaben, dass der Nullpunkt dieses Instrumentes durch Siede
hitze um 0.11° C. deprimirt wird. Seit dem 1. Januar 1877 sind alle Thermometerstände der Seewarte auf
den Abstand des durch Siedehitze deprimirten Siedepunktes von dem dadurch deprimirten Nullpunkte be
zogen worden, und ist dabei angenommen, dass die Depression proportional dem Quadrate der Zahl,
welcher die Temperatur in Zentigraden angiebt, vom Nullpunkte an aufwärts abnimmt.
Die Agenturen beziehungsweise Normal-Beobachtungsstationen der Seewarte zu Barth, Bremerhaven,
Emden, Flensburg, Leer, Neufahrwasser, Papenburg, Rostock, Stralsund, Swinemünde und Wustrow sind mit
ebensolchen Normaltbermometern zum Vergleichen der daselbst in Gebrauch befindlichen Thermometer
oder solcher, welche an Bord von Schiffen gegeben werden, versehen. Bisher wurde die Depression des
Nullpunktes durch Siedehitze nur bei den Normalthermometern zu Rostock zu 0.12°, zu Stralsund zu 0.13°
und zu Flensburg zu O.io 0 bestimmt. Bei den Normalthermometern der übrigen Zweigorgane der Seewarte
war es nicht möglich gewesen solche Bestimmungen auszuführen, da die betreffenden Instrumente dort füg
lich nicht länger entbehrt werden konnten. Dieser Umstand ist jedoch von keinerlei praktischer Be
deutung, da auch bei den erwähnten Instrumenten der deprimirte Nullpunkt bestimmt und in Rechnung
gezogen wird.
Den Temperaturmessungen der Seewarte liegt allenthalben die Annahme zu Grunde, dass der Abstand
zwischen dem durch Siedehitze deprimirten Siedepunkte und dem dadurch deprimirten Nullpunkte gleich
100 Zentigrade ist.
Seit Mitte 1877 ist die Seewarte im Besitze zweier Normal-Thermometer von R. Fuess gelangt, bei
welchen die Skalen durch zwei Glaslager oben und unten befestigt sind (anstatt der sonst üblichen Manier, sie
mit Siegellack zu befestigen), wodurch jede Verrückung derselben unmöglich gemacht ist. Auch bei diesen
Instrumenten wurde eine Bestimmung der Depression durch Siedehitze ausgeführt und ermittelt, dass die
selbe bei diesen Thermometern beziehungsweise 0.14 und O.12 Zentigrad beträgt.