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Full text: 1, 1878

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Dabei ist übrigens auch zu konstatiren, dass in keinem der deutschen See-Häfen die zu eingehender Prüfung 
der Schiffe auf Deviation u. s. w. erforderlichen Einrichtungen zum Schwaien getroffen waren, Einrichtungen, 
die nach dem heutigen Standpunkte und den besonderen Verhältnissen der ausübenden Navigation in einem 
Hafen gar nicht mehr entbehrt werden können. Wohl waren an einzelnen Stellen, so beispielsweise auf 
der Oder bei Stettin, Vorrichtungen getroffen, um auf einzelnen Kursen die Deviation prüfen zu können, 
allein die Kriegshäfen von Kiel und Wilhelmshaven gingen mit der Einrichtung vollständiger und für alle 
Fälle ausreichender Schwai-Vorrichtungen zuerst vor; wann und in welcher Weise man in anderen Hafen 
orten ihrem Beispiele folgte, werden wir später erfahren. 
ad c. Bei der Prüfung von Sextanten und Kompassen handelt es sich in den meisten Fällen um 
Leistungen im Interesse der Ankäufe durch Steuerleute, Kapitäne und Rheder, und auch die zu gehenden 
Nachweise über Karten und Literatur, welche der Abtheilung II zufallen, gehören in die gleiche Kategorie, 
ebenso, wie die Aufstellung der Kompasse an Bord und die Bestimmung der Deviation. Anders verhält es 
sich im Falle der Prüfung meteorologischer Instrumente und Apparate. Die meisten Instrumente dieser 
Art sind Eigenthum der Deutschen Seewarte und werden direkt für die Zwecke des Institutes verwendet; 
es bezieht sich dies sowohl auf die Instrumente, welche zu den Arbeiten der Küstenmeteorologie und des 
Sturmwarnungswesens, als auch für jene, welche an Bord der für die Seewarte ein meteorologisches Journal 
führenden Schiffe gebraucht werden. Was mit Rücksicht auf die Anfertigung guter Barometer und Thermo 
meter für den Gebrauch an den Stationen des königlichen preussischen meteorologischen Institutes schon 
seit der Gründung desselben geleistet wurde, ist zu wohl bekannt, als dass es hier des Weiteren zu er 
örtern sein würde; es ist nur daran zu erinnern, dass mit den darauf Bezug habenden Arbeiten die Namen 
der Firmen J. G. Greiner jun. und Chr. Geissler in Berlin und Dr. Geissler in Bonn verknüpft sind. Auch in 
der Branche der Marine-Barometer hatte die erstgenannte Firma gute Erfolge zu verzeichnen, indem sie 
gute und für den Seegebrauch taugliche Instrumente lieferte, während gute Aräometer vom Mechaniker 
Steger in Kiel, für die Kommission zur Erforschung der deutschen Meere unter deren Leitung gefertigt, 
zu beziehen waren. Wesentlich anders lagen die Verhältnisse mit Beziehung auf die Konstruktion und Be 
schaffung von Registrir-Apparaten für Luftdruck, Temperatur und Richtung und Stärke des Windes. Es 
mangelte auf diesem Gebiete den deutschen Mechanikern *) an einer besonderen Gelegenheit für die Aus 
führung solcher Instrumente. Die Deutsche Seewarte, welche gemäss der verschiedenen für deren Organi 
sation vorliegenden Entwürfe neun Stationen erster Ordnung (der Definition des Wiener Meteorologen- 
Ivongresses entsprechend) einzurichten — also an diesen Stationen (Siehe Seite 33 dieses Berichtes) selbst- 
registrirende Barographen, Thermographen und Anemographen in Anwendung zu bringen hatte, musste 
dafür Sorge tragen, dass diese Apparate angefertigt werden konnten, wenn sie nicht vom Auslande bezogen 
werden sollten. Zu dieser Schwierigkeit trat noch eine weitere hinzu, welche, wenn nicht rechtzeitig Ab 
hülfe gebracht worden wäre, recht störend für die Organisation der Seewarte hätte werden können. Am 
20. Mai 1873 war nämlich J. G. Greiner jun. in Berlin nach längerem Leiden gestorben, ohne dass er da 
für gesorgt hatte, dass die von ihm so lange und so erfolgreich geübte Kunst der Anfertigung tüchtiger 
meteorologischer Präzisions-Instrumente auf Grundlage seiner Erfahrung ein anderer hätte aufnehmen 
können. Dank dem bereitwilligen Eintreten einiger Männer von Stellung, welche die zur Erwerbung und 
Erhaltung des Greiner’schen Geschäftes erforderlichen Mittel aufbrachten, wurde die Werkstätte Greiner’s 
fast ohne Unterbrechung fortgeführt, erweitert und endlich auch so ausgestattet, dass sie nicht nur für 
den Land- und Seegebrauch meteorologische Präzisions-Apparate jeder Art zu liefern vermochte, vielmehr 
wurde auch ohne Verzug an die Konstruktion selbstregistrirender Apparate geschritten, die, wie wir später 
sehen werden, in der Seewarte und deren Normal-Beobachtungsstationen in Thätigkeit gesetzt wurden. 
Wenn nun schon die Schwierigkeiten in der Beschaffung der erforderlichen Instrumente an und für 
sich nicht unerheblich waren, so stand es um die Vergleichung von Normalinstrumenten, ohne welche 
gemäss dem heutigen Standpunkte meteorologischer Forschung ein erspriessliches Wirken eines Beobachtungs- 
Systemes nicht gedacht werden kann, ungleich ungünstiger. Zwar hatten die verschiedenen meteorologischen 
Beobachtungsnetze in Preussen, Bayern, Württemberg u. s. w. wohl dafür gesorgt, dass die innerhalb der 
selben benutzten Instrumente möglichst unter einander verglichen wurden; allein bei dem Mangel einer mit 
*) Schadewell in Dresden hatte namentlich in Herstellung von registrirenden Wagebarometern recht Anerkennungswertlies 
geleistet.
	        
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