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konnten. Dahin gehört unter anderem die umfassende und eingehende Prüfung der Fragen, welche sich
auf die zweckmässigste Konstruktion der an Bord gebräuchlichen Signallaternen beziehen, vor Allem aber
auch die Anlage und Aufstellung einer Modell- und Instrumenten-Sammlung, wofür begreiflicher Weise in
der ersten Zeit des Bestehens des Institutes nur sehr wenig geschehen konnte.
Das Personal der Abtheilung, wie dessen Bestand Seite 86 dieses Berichtes IV, a) dargelegt ist, wurde
zuerst durch die zeitweise Verwendung des p. p. Lauenstein (theilweise als Volontair), sodann durch dessen
ständige Einstellung verstärkt, so dass nunmehr auch daran gedacht werden konnte, den Schiffsführern,
welche dies wünschten, in der Bestimmung der Deviation vor der Reise und auf der Elbe eine andere
Unterstützung zuzuwenden, als die des Vorstehers der Abtheilung II oder dessen lten Assistenten, wodurch
wieder der Dienst in der Abtheilung selbst ein mehr geregelter und den Intentionen der Instruktion ent
sprechender werden konnte.
1. Kurzer Ueberblick über den Stand der hierher gehörigen Untersuchungen, Beob
achtungen u. s. ic. cor der Aufnahme der Thätigkeit der Seeicarte.
Zum vollen Verständnisse der bisher durch die Thätigkeit der Seewarte erzielten Ergebnisse, aber
auch der Schwierigkeiten, welche es zu überwinden galt, ist es erforderlich, den Stand der Dinge vor der
Aufnahme der Thätigkeit der Seewarte in aller Kürze zu präzisiren. Zur Vereinfachung der Beleuchtung
der leitenden Gesichtspunkte wird dabei auf die in der Einleitung zu diesem Berichte (Seite 1) dargelegten
und für die Organisation des Institutes als entscheidend bezeichneten Rücksichten hingewiesen werden
müssen. Aus den an jener Stelle gemachten Ausführungen ergiebt sich, dass der hier niederzulegende
kurze Ueberblick sich am zweckmässigsten in den nachfolgenden Rubriken geben lässt:
a. Mit Beziehung auf die nautisch-astronomischen Instrumente, die nautische Literatur und die Karten.
b. Mit Beziehung auf die Kompasse und die Lehre von der Deviation, sowie die Vorrichtungen zum
Schwaien.
c. Mit Beziehung auf die meteorologischen Instrumente, Instruktionen zum Beobachten, in’s Besondere
auf Barometer, Thermometer, Psychrometer, Aräometer und die Vergleichung dieser Instrumente.
d. Mit Beziehung auf magnetische Beobachtungen und dazu dienliche Instrumente.
ad a. Die Sextanten und Oktanten, welche bei der Handelsmarine bis vor Kurzem in Gebrauch ge
wesen sind, stammten zu einem grossen Theile aus englischen Werkstätten, deren Namen häufig nicht
genannt wurde; ein anderer Theil der Instrumente dieser Art wurde, wenigstens der Angabe entsprechend,
von deutschen Mechanikern verfertigt. Wieder ein anderer Theil war in früherer Zeit aus den renommirten
Werkstätten von Pistor & Martins, von Oertling dem älteren und Imme in Berlin, von Ertel & Sohn in
München, von C. Plath (vormals Filby), J. Lohmeyer und Campbell in Hamburg, Ludolph in Bremerhaven
u. a. m. angefertigt worden und hatten in der Kauffahrtei-Marine Verwendung gefunden. Die Prüfung der
Spiegel-Instrumente beschränkte sich vor dem Kaufe nur auf die Ermittelung der Qualität der verwendeten
Gläser, auf Richtigkeit der Theilung des Kreises und des Nonius, während eine strenge Untersuchung auf
Theilungsfehler und namentlich auf die Exzentrizität nur ganz ausnahmsweise durchgeführt wurde und bei
dem Mangel entsprechender Einrichtungen auch nur durchgeführt werden konnte. Wie dies schon in der Ein
leitung hervorgehoben wurde, haben die Navigations-Schulen je nach Verhältnissen und Kräften die Steuer
leute und Kapitäne bei der Erwerbung eines brauchbaren Instrumentes unterstützt, allein eine systematische
Pflege dieses wichtigen Zweiges der Kunde der nautischen Instrumente wurde wohl nirgends in den see
fahrenden Orten der deutschen Küste zur Ausführung gebracht, wie denn auch von einer steten Beeinflussung
der resp. Werkstätten durch kompetente Rathertheilung bei Neuerungen und Verbesserungen in der Kon
struktion wohl nicht die Rede sein konnte. Es würde an dieser Stelle überflüssig sein, die spezifische
Bedeutung einer solchen Rathertheilung und eines solchen Einflusses hervorzuheben, da derselbe für Jeden,
der mit dem Wesen der Instrumente und deren Fertigstellung auch nur oberflächlich bekannt ist, einleuchtet.
Mit der im Jahre 1872 eingeleiteten Neuorganisation des hydrographischen Bureaus der Admiralität
trat mit Beziehung auf die Lage dieser wichtigen Angelegenheit eine Wendung ein, indem es nunmehr mit
der Prüfung der Sextanten und Prismenkreise, welche in der Kaiserlichen Marine zur Verwendung kommen
sollten, strenger gehalten wurde und dadurch nachweisbar ein wohltliätiger Einfluss auf die deutsche Produk