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anderer Zentralstellen keinen sonderlichen Werth legt, so konnte es kis jetzt begreiflicher Weise zu einem
unentgeltlichen Austausch resp. Bezug des englischen Materiales noch nicht kommen.
Bei der Unmöglichkeit, die sieh solcher Weise ergab, die Menge des Materials nur einigermassen in
Verhältnis» mit der Grösse des zu untersuchenden Feldes zu bringen, und schon jetzt eine abgeschlossene
Arbeit über dasselbe zu geben, kam die Direktion der Seewarte zu der Ueberzeugung, dass für die Publi
kation der aus den Zusammenstellungen hervorgegangenen Resultate die bisher vorzugsweise angewendete
Form graphischer Darstellung nicht geeignet sei, sondern dass die Veröffentlichung in tabellarischer Form
zu geschehen habe, und zwar in der Weise, dass die Sammlungen anderer Institute und späterer Zeiten
immer leicht nachgefügt werden könnten.
Es kann übrigens die Direktion der Seewarte ihre Ansicht, welche dahin geht, dass es für die, einen
internationalen Charakter tragenden Veröffentlichungen der Resultate der Zusammenstellung des Materiales,
so lange der Gedanke der Arbeitstheilung nicht durchgeführt ist, überhaupt nicht zweckmässig sei zur
graphischen Darstellung in irgend einer Form zu greifen, hier nicht unterdrücken. Wie gross auch vergleichs
weise die Summe, des einem Institute zur Verfügung stehenden Materiales sein möge, so kann man doch mit
Sicherheit behaupten, dass das Hinzutreten weiteren erheblichen und guten Materiales die zusammenfassenden
Resultate nicht unerheblich beeinflussen werde. Die graphische Darstellung trägt stets den Charakter eines
gewissen Abschlusses, in dem man zu endgültigen Resultaten gelangt zu sein glaubt. Bedenkt man wie
viele der verwertheten Beobachtungen nach Art der Erhebung derselben sich auf eine Zeit und auf einen
Ort beziehen, welcher Umstand also durch eine bestimmte Methode der Reduktion in Rechnung gebracht
werden sollte — aber bis jetzt nicht gebracht wird, — so wird man sich der Ueberzeugung nicht ver-
schliessen können, dass bei einer nicht zu vermeidenden Ungeniigendheit des Materiales der Aufwand an
Arbeit zur Herstellung der reduzirten Diagramme kaum gerechtfertigt erscheint.
Graphische Darstellungen, welche das Resultat aller vorhandenen Beobachtungen sind und zu Ver
öffentlichungen von einem mehr nationalen Charakter gehören, wie Segelanweisungen, Segelhandbücher u. s. w.,
weiden gewiss die Uebersicht-lichkeit der Erscheinungen zu erhöhen vermögen; allein es sollten für diesen
Zweck nur ein Element, oder höchstens zwei mit einander in enger Beziehung stehende Elemente auf dem
selben Blatte zur Darstellung gelangen. Das Anhäufen aller Elemente in gedrängter Form ist weder für die
theoretische Arbeit erspriesslich, noch fördert dasselbe das Studium des Seemanns für praktische Zwecke.
Die bisher gebräuchlichen Weisen der graphischen Veranschaulichung haben, soviel kann man wohl
behaupten, ihrem Zwecke nicht entsprochen. Es scliliesst dies die Möglichkeit nicht aus, dass ein zweck
entsprechender Modus einmal erdacht werden kann; so lange ein solcher aber fehlt, muss unter allen Um
ständen für die Veröffentlichung der Resultate maritim-meteorologischer Beobachtungen die tabellarische
Form als die zweckmässigste bezeichnet werden.
In der Ueberzeugung, dass die Form der Veröffentlichung, wenn sie dem oben genannten Zweck
entsprechen sollte, eine internationale werden müsse, bemühte sich die Seewarte, in Betreff derselben mit
anderen Instituten Uebereinstimmung zu erzielen. Es gelang ihr dies mit dem Institute zu Utrecht. Ein
von der Seewarte entworfenes Schema wurde von Herrn Professor Buys-Ballot begutachtet, und im
weiteren Verfolge der Sache am 6. Februar 1878 zu Rheine zwischen Herrn Professor Buys-Ballot und
Dr. Neumayer eine Vereinbarung erzielt. (Siehe Anhang z. d. Bericht No. 20.)
Das Quadrat 146 ist nach dem vereinbarten Schema bearbeitet und für die Publikation fertig ge
stellt worden. Mit Bezug auf die Einzelheiten der diesbezüglichen Verhandlungen über die Form u. s. w. der
Veröffentlichung wird auf den über diesen Gegenstand handelnden Abschnitt III dieses Berichtes verwiesen.
Zum Schlüsse wird noch, um daraus einen Anhalt für die Beurtheilung des in der Seewarte befind
lichen Materiales zu ermöglichen, eine Uebersieht über, den Inhalt an Beobachtungen in den von der See
warte gesammelten meteorologischen Journalen gegeben. Es soll dabei zunächst nur das für die oben ge
nannten Arbeiten durchaus verwendbare Material zusammengestellt werden, welches durch systematische
Beobachtungen an durchweg guten geprüften Instrumenten gewonnen worden ist. Dies Material ist enhalten
1) in den Wetterbüchern der Norddeutschen Seewarte, welche von Handelsschiffen während der Zeit vom
1. Januar 1868 bis dahin 1875 geführt wurden,
2) in den meteorologischen Journalen der Deutschen Seewarte, von Handelsschiffen während der Zeit vom
1. Januar 1875 bis dahin 1879 ein geliefert, und