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meteorologischen Journales heranznziehen. Im Jahre 1877 ist für dieselben ein neues, einfacheres Beob
achtungsjournal eingeführt worden, über dessen Zweck und Form sich weiter unten das Nähere findet.
Die meteorologischen Journale, welche auf den Schiffen der Kriegsmarine geführt werden, werden
von dem Hydrographischen Bureau gesammelt und von dieser Behörde der Seewarte zur Benutzung über
lassen. Auf diesem Wege gingen in den letzten vier Jahren 247 Journale ein. Dieselben stammen indess
zum Theil aus der Zeit vor 1875, und erst seit diesem Jahre hat das meteorologische Journal für die
Kriegsmarine dieselbe Form wie das oben beschriebene Journal der Handelsflotte.
Alsbald nach Eingang der Journale wird der Inhalt derselben einer sorgfältigen Prüfung unter
zogen, um festzustellen, ob die gemachten Angaben hinreichendes Vertrauen verdienen, um für spätere
Verwendung in die Extrahirbücher aufgenommen werden zu können, oder ob der Inhalt einzelner Spalten
als unbrauchbar verworfen werden muss. Der Prüfung wird ein gedrucktes Formular zu Grunde gelegt,
welches dem im Londoner Meteorologischen Bureau gebräuchlichen nachgebildet ist. Dasselbe enthält in
Betreff der folgenden Gegenstände :
1. Ort des Schiffes, 2. Strömungen, 3. Gesammtmissweisung, 4. Anliegender Kompassstrich und
Krängung, 5, Winde, 6. Barometer, 7. Psychrometer, 8. Wolkenbildung, 9. Wetter, 10. Meeres
oberfläche, 11. Bemerkungen,
eine Reihe von Fragen, durch deren Beantwortung die Güte des Instruments, die Zuverlässigkeit des
Beobachters, überhaupt der Werth des Materiales in den verschiedenen Journalspalten charakterisirt wer
den soll. Je nach dem Ergebnisse der Prüfung wird zunächst jeder Rubrik und schliesslich dem ganzen
Journale eine Qualitäts-Note gegeben, die durch die Zahlen 1 bis 5 ausgedrückt wird. Es bedeutet hierbei
1 = Vorzüglich, 2 = Recht gut, 3 = Gut, 4 == Mittelmässig, 5 = Unbrauchbar.
Als Beleg für den Ausfall der Prüfung mögen Mer die 405 Segelschiffsjournale vorgeführt werden,
welche seit dem 1. Januar 1875 hei der Seewarto eingeliefert worden sind. Von diesen erhielten
8,7% die Qualitäts-Note No. 1,
26,o% = = * 2,
51,6% = - =3,
17,4% ; : 5 4 und
1,3% = * : 5.
In Bezug auf einzelne besonders wichtige Beobachtungsreihen ergab die Prüfung derselben Jour
nale, dass die Barometerangaben in 344 Journalen gut, in 61 Journalen (15%) unbrauchbar, die Lufttempe
raturangaben in 386 Journalen gut, in 19 Journalen (5%) unbrauchbar, die Wassertemperaturangaben in
381 Journalen gut, in 24 Journalen (6%) unbrauchbar und die Windangaben in 385 Journalen gut, in 20
Journalen (5%) unbrauchbar waren.
Die häufigste Ursache der mangelhaften Qualität der Instrumentangaben ist, dass sie von unge
prüften Instrumenten herrühren; doch hat sich der Uehelstand bedeutend verringert, seitdem so viele
Schiffe mit Instrumenten ausgerüstet worden sind, die sie leihweise von der Seewarte erhielten. Der
Vortheil dieser Einrichtung zeigt sich deutlich, wenn obigen Journalen diejenigen gegenüber gestellt werden,
welche vor 1875 von der Norddeutschen Seewarte gesammelt wurden, und deren Beobachtungsmaterial mit
Instrumenten erhalten wurde, welche durchaus Privateigenthum der Schiffe waren. Die diesbezügliche Prü
fung, welche gleich nach Errichtung der Deutschen Seewarte mit den vorhandenen Journalen vorgenommen
wurde, ergab nämlich, dass in den 543 Segelschiffsjournalen der Norddeutschen Seewarte die Angaben über
den Barometerstand in 337 Journalen gut, in 206 Journalen (38%) unbrauchbar, die Angaben über Lufttem
peratur in 472 Journalen gut, in 71 Journalen (13%) unbrauchbar, die Angaben über Wassertemperatur in
459 Journalen gut, in 84 Journalen (16%) unbrauchbar und die Angaben über Windrichtung und Stärke in
488 Journalen gut, in 55 Journalen (10%) unbrauchbar waren.
Die Vergleichung der beiden Journalgruppen in Bezug auf ihren allgemeinen Charakter ergiebt,
dass sich unter den vor 1875 eingelieferten, nach 1875 eingelieferten
Journalen mit dem Prädikat gut 57.6%.. 81.8%
= = 5 mittelmässig 37.4% * 17.4%
= 5 = unbrauchbar 5.o% 1.3%
befanden. Dabei sind die Prüfungscharaktere 1, 2 und 3 unter dem Prädikat „gut“ zusammengefasst.
*) Siehe Anhang zu diesem Berichte No. 17.