63
der meteorologischen Arbeit an Bord S. M. Kriegsschiffe, sowie zur Einfügung dieser Arbeit in das all
gemeine nationale System, als dessen Vertreter die Seewarte auzusehen ist, zur Annahme und Durch
führung gelangt.
Das von der Norddeutschen Seewarte während der Jahre 1868—1874 gesammelte meteorologische
Material wurde von dem neuen Reichs-Institute käuflich erworben und es konnte mit diesem Materiale und
der Vorgefundenen Organisation der meteorologischen Arbeit auf See und innerhalb der deutschen Handels
marine unmittelbar und ohne Unterbrechung in die Weiterführung der maritim-meteorologischen Forschung
eingetreten werden.
II. Organisation und Stand’ der maritim- meteorologischen Arbeit an der
Deutschen Seewarte.
Die meteorologische Arbeit fällt, sofern sie sich auf den Ozean bezieht, der Abtheilung I der
Seewarte zu. Diese wird darin unterstützt durch die Abtheilung II, welche die meteorologischen Instru
mente, Kompasse und Sextanten zu prüfen hat, und durch das Chronometerprüfungs-Institut (Abtheilung IV).
Die synoptischen Arbeiten der Abtheilung III, welcher die Pflege der Wettertelegraphie obliegt, haben eine
enge Beziehung zu den einschlägigen Untersuchungen in der maritimen Meteorologie, weshalb denn auch beide
Abtheilungen, die in diesem Institute vereinigt sind, wie es die Beschlüsse des Kongresses in Wien als wün-
schenswerth bezeichneten, sich in ihren resp. Untersuchungen vielfach ergänzen und unterstützen können.*)
Die Seewarte, welche in ihrer Abtheilung I als Zentralstelle für maritime Meteorologie im engeren
Sinne zu funktioniren hat, bedarf zur Ermöglichung eines erspriesslichen Wirkens einer genügenden An
zahl von Mitarbeitern, um das erforderliche Beobachtungsmaterial auf See zu sammeln, und bei der Orga
nisation des Institutes wurde gleich Bedacht auf das Bedürfniss genommen, die Mitarbeiterschaft von mög
lichst zahlreichen, aber auch möglichst tüchtigen Kräften zu jenen zu gewinnen, die schon für die Nord
deutsche Seewarte thätig gewesen waren. Zur Würdigung des letzteren Punktes muss man sich vergegen
wärtigen, dass bei dem heutigen Zustande der meteorologischen Forschung nur wirklich zuverlässige Beob
achtungen einen Werth haben können, weshalb denn auch auf die Gewinnung gewissenhafter Beobachter
namentlich im persönlichen Verkehr der Beamten des Institutes mit Schiffsführern ein besonderer Nachdruck
gelegt wird.
Den Schiffsführern, welche sich zur Mitarbeiterschaft bereit erklären, werden die Vortheile der
Benutzung aller Einrichtungen der Seewarte unentgeltlich zu Theil. Ihre Chronometer, Kompasse, Sex
tanten und meteorologischen Instrumente werden unentgeltlich geprüft, die Benutzung der Bibliothek und
Kartensammlung der Anstalt ist ihnen freigestellt und bereitwilligst wird ihnen schriftlich und mündlich
Rath ertheilt über die Ausführung der zu machenden Reisen und in sonstigen nautischen Angelegenheiten.
Als eine Folge dieser Einrichtungen steigert sich denn auch die Betheiligung der Schiffsführer
an den Arbeiten für die Seewarte von Jahr zu Jahr. Es ergiebt sich dies aus der Anzahl der meteoro
logischen Journale, welche an die Schiffe zur Führung abgegeben wurden. So betrug die Anzahl der
selben : im Jahre 1875 146
„ „ 1876 157
„ „ 1877 181 und
„ „ 1878 192 Stück
zusammen 676 Journale.
Diese 676 Journale vertheilen sich auf die einzelnen Abgabestellen der Seewarte wie folgt:
Zentralstelle zu Hamburg
. 313
Agentur II. Klasse zu Papenburg..
. . 4
Hauptagentur zu Bremerhaven .. .
. 246
r
= = Brake
. . 4
2 = Neufahrwasser. .
. 19
= s Apenrade ..
. . 3
= s Swinemünde . . . .
8
-
= - Lübeck ....
. . 3
Agentur II. Klasse zu Elsfleth . ..
. 13
5 = Rostock....
. . 3
5 = = Emden....
8
=
= = Barth
. . 2
= ; = Stralsund .
7
s
= - Wustrow ...
. . 1
= = = Pillau ....
5
*) Bericht über die Verhandlungen u. s. \v. S. 71.