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33. Spezial - 33erich.te
über die Tliätigkeit der einzelnen Abteilungen und ihre Arbeiten.
VII. Maritime Meteorologie. (Abtheilung I).
/. Kurzer historischer Ueherblick über die Pflege der Maritimen Meteorologie in Deutschland.
Es ist wolil nicht zu viel behauptet, wenn hier gleich im Beginne gesagt wird, dass die Anregung,
welche durch die im August und September des Jahres 1858 in Brüssel abgehaltene Konferenz gegeben
wurde, nicht von dem Erfolge begleitet war, den man erwartet hatte und auch wohl erwarten durfte. Aller
dings wurde in einzelnen Staaten, so in Nordamerika, England und Holland mit erneuter Thatkraft an die
Organisation der meteorologischen Arbeit zur See geschritten und höchst bedeutsame Veröffentlichungen
erzielt, allein die Tlieilnahme anderer Staaten, die sich durch Errichtung von Zentralstellen für die Pflege
der maritimen Meteorologie hätte dokumentiren müssen, war nur sehr spärlich und vereinzelt. Weder in
Frankreich, Ilussland, Schweden, Dänemark noch auch in Deutschland folgte man unmittelbar nach jener
Konferenz durch zweckentsprechende Organisation der meteorologischen Beobachtung zur See und durch
systematische Bearbeitung derselben dem von den erstgenannten Staaten gesetzten Beispiele. Wie man in
den einzelnen Ländern mit der Errichtung von Zentralstellen und der Klassifikation der Beobachtungen im
Laufe der Zeit vorging, das ist in eingehender Weise in dem von Herrn R. Scott bearbeiteten und dem
Kongresse vorgelegten Berichte dargelegt, weshalb es nicht erforderlich ist an dieser Stelle auf die ersten
Jahre der Pflege der maritim-meteorologischen Forschung zurück zu kommen, um das eingangs Erwähnte
des Weiteren zu erhärten.
Unter jenen Instituten, welche in anderen Welttheilen in einer sehr frühen Zeit, und zwar gleich
nach dem Bekanntwerden der Resultate der Brüsseler Konferenz, in’s Leben traten, mag das Flagstaff Obser-
vatory in Melbourne genannt werden, weil es in mancher Beziehung schon vor 20 Jahren in Bahnen ein
lenkte, die mit jenen, die heut zu Tage befolgt werden, im Einklänge stehen. Das Nähere überOrganisation
jenes Institutes und den befolgten Arbeitsplan* *) ist in weiteren Kreisen nicht bekannt und dürfte aus diesem
Grunde eine Mittheilung darüber hier von Interesse sein.
Das Flagstaff Observatory, welches am ersten Januar des Jahres 1858 eröffnet wurde, war in erster
Linie berufen, der Forschung auf dem Gebiete der Meteorologie und des Erdmagnetismus zu dienen. Aber
es wurde gleich vom Beginne an auch der Förderung der Interessen der maritimen Meteorologie eine be
sondere Beachtung gewidmet. Nicht nur wurden die mit brauchbaren meteorologischen Angaben versehe
nen Journale vieler Schiffe, welche Port Philipp während fünf Jahren besuchten, gesammelt, ausgezogen
und in die Eintragebüchcr aufgenommen, es wurde vielmehr auch ein Beginn mit der simultan-meteoro
logischen Arbeit gemacht, indem die bei diesem Observatorium eingegangenen Logbücher in Bezug auf
Gleichzeitigkeit der Vorgänge in der Atmosphäre untersucht wurden.
Die Resultate dieser Arbeit sowohl, wie die Klassifikation und Buchung der aus den Journalen
ausgezogenen Beobachtungen finden sich niedergelegt in dem 1864 herausgegebenen Bande: „George Neu
mayer. Results of Meteorological and Nantical Observations, collected and discussed at tlie Flagstaff
Observatory, Melbourne, during the years 1858—1862.“ **)
*) Nur in Holland hat man denselben sehr früh beachtet und ihm volle Anerkennung gezollt.
* >f ) Ferner in dem Werke: „Results of the Magnet.ical, Nautical and Meteorological Observations made and collected at
the Flagstaff Observatory, Melbourne, 1858—1859, Seite 208 u. 209.“