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Die meisten der Signalstellen wurden im Jahre 1876 eingerichtet und befanden sich zur Zeit, als der
Sturmwarnungsdienst aufgenommen wurde (Sept. 1876) in voller arbeitender Ordnung. Bei der Bedeutung,
welche diese Organe der Seewarte, als die zwischen der Zentralstelle und dem Publikum vermittelnden,
haben, wurde alle Sorgfalt auf deren Einrichtung verwendet, und namentlich auch die Anzahl derselben
den Bedürfnissen entsprechend nicht zu gering angenommen. Ebenso wurde bei der Auswahl der Orte alle
Umsicht und Sorgfalt in Anwendung gebracht.
Im Allgemeinen hielt man sich auch in diesem Falle an die Vorschläge, welche von der des öfteren
erwähnten Kommission, die im Jahre 1873 in Berlin tagte, gemacht worden waren. Der Umstand, dass
in dieser Kommission erfahrene Lootsen-Kommandeure und der technische Chef des Deutschen Bettungswesens
mit Meteorologen von Fach den wichtigen Gegenstand berietlien, verleiht jenen Vorschlägen einen besonderen
Werth. Um nun aber die Einrichtungen wirklich zu treffen, bereiste der Vorstand der Abtheilung III,
Dr. Koeppen, im Sommer 1875 die Küste von Memel bis Borkum, um sich an Ort und Stelle über die
Eigenartigkeit der Lokalitäten und über die Persönlichkeiten zu unterrichten und darnach die Klasse der
Signalstellen und die Wahl des Signalisten bestimmen zu können. Wo immer es sich ermöglichen liess,
wurde bei der Auswahl darauf Bedacht genommen, dass auch die für den Fall eines Krieges an einem Orte
in Thätigkeit zu setzende Marine-Beobachtungsstation mit der Signalstelle vereinigt werden konnte.
Um stets Fühlung mit dem Publikum, für welches in erster Linie die Thätigkeit der Signalstellen be
rechnet ist, zu erhalten, wurde von Zeit zu Zeit von den betreffenden Signalisten Bericht erbeten über
die Wirksamkeit der getroffenen Einrichtungen, über Vorschläge zur Erweiterung des Dienstes u. s. w.
Ueber die Einrichtung des Signaldienstes, Lage und Beschreibung der Signal-Apparate, sowie die
Namen der Signalisten wurde in den von der Admiralität herausgegebenen „Nachrichten für Seefahrer“
Beilage Nr. 2 vom 12. Januar 1878, ein eingehender Bericht zum Abdrucke gebracht, auf welchen hier
verwiesen werden muss.
Ende 1878 waren an folgenden Orten Signalstellen erster Klasse in Thätigkeit:
Memel*, Brüsterort, Pillau*, Neufahrwasser*, Kixhöft, Stolpmünde*, Riigenwalder-
münde*, Kolbergermünde*, Swinemünde*, Arkona, Darsserort, Warnemünde*, Trave
münde*, Marienleuchte, Friedrichsort, Schleimünde, Glückstadt*, Altona*, Hamburg*,
Kuxhaven*, Weser-Leuchtthurm, Bremerhaven*, Geestemünde*, Wilhelmshaven*, Wan-
geroog, Nesserland-Emden*, Norderney, Borkum.
Signalstellen zweiter Klasse waren in Thätigkeit zur angegebenen Zeit in:
Heia, Ahlbeck, Thiessow, Wittower - Posthaus, Wismar*, Flensburg*, Keitum*,
Tönning*, Brunshausen*, Brake*, Karolinensiel.
Orte, an welchen der Wetterkasten der Seewarte (siehe Instruktion für die Signalstellen) mit auto-
grapliirten Wetterbulletins und täglichen Hafentelegrammen (siehe Abschnitt IX dieses Berichtes) zur Aus
stellung gelangt, sind in obiger Liste mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet.
Ueberdies gelangen die Wetterberichte der Seewarte mit Hafentelegrammen noch an nachfolgend be
nannten Orten im Wetterkasten zur Ausstellung:
Stettin, Wolgast, Stralsund, Kiel, Elsfleth, Leer und Emden.
Auch von den Börsen in Hamburg, Bremen und Lübeck werden die Wetterberichte der Seew r arte
empfangen und ausgestellt.
Orte, an welchen keine Signal-Apparate irgend welcher Art vorhanden sind, wohl aber Sturmwarnungen
erhalten werden, sind: Stettin, Freiburg a./E. und Helgoland.