31
von nahezu +5° Cels. dauernd zu unterhalten. — Auch dieser Kälteraum ist mit dem erwähnten Chrono
graphen in der Sternwarte telegraphisch verbunden.
Die Luftheizung ist einfachster Konstruktion ohne Zirkulation und Aufsaugung; sie dient für alle Räume
des Gebäudes und entspricht den an sie gestellten Ansprüchen. Sie ist, wenn überhaupt, Tag und Nacht
in Betrieb und als Füllofen eingerichtet, so dass während der Nacht ein Bedienen derselben nicht nöthig
ist. Die Erhaltung einer annähernd gleichen Temperatur auch im grossen Bureausaale gelingt mit der
selben genügend.
Von der Heizkammer aus geht auch ein Kanal unter dem Fussboden des Raumes für Beobachtung
bei hohen Temperaturen in dem Chronometer - Erhitzungs - Apparate, welcher auf den beigegebenen
Tafeln IV und V abgebildet ist. Ueber einer ausgemauerten Grube von 2.oo Metern Länge und 0.90 Metern
Breite, in welche der erwähnte Heizkanal mündet, ist ein treihhaus - artiger Kasten aufgestellt. Die
Wände desselben sind aus vernieteten Blechtafeln doppelt hergestellt, und der Zwischenraum zwischen
beiden Wänden mit Krupp’scher Schlackenwolle ausgestopft. Ueber einem dachförmigen Boden von ein
fachem Blech, der in halber Höhe durch den ganzen Kasten geht, und dessen unteren Theil von dem
oberen luftdicht trennt, sind die Chronometer auf Eichenholz-Lattengittern staffelförmig aufgestellt. Oben
ist der Kasten durch doppelte Deckel, doppelte Holzrahmen mit Spiegelverglasung, geschlossen. Dieselben
sind mit Schnüren und Gewichten ausbalanzirt, um den Kasten bequem öffnen zu können, wenn die Chro
nometer in ihm aufgezogen werden sollen, oder eine Ortsveränderung mit denselben vorzunehmen ist. Der
Theil des Kastens, welcher unter dem vorerwähnten Blechboden liegt, dient als Ofen. Er kann durch die
Heizung, oder — was sich als in jeder Beziehung vortheilhafter herausgestellt hat — durch 8 Gasflammen
erwärmt werden, von denen 4 auf jeder Längsseite des Kastens, durch runde, mittelst massiver Holzstopfen
verschliessbare Oeffnungen behufs Regulirung erreichbar, brennen (Tafel V). Das über denselben ange
brachte Blech dient dazu, das Ueberhitzen der unmittelbar über den Flammen liegenden Partien des
Bodens, über dem die Chronometer stehen, zu verhindern. Die Verbrennungs-Produkte werden durch eine
runde Oeffnung mit Schieberrosette am Nordende des Kastens abgeführt und können in den Raum, in
welchem die Chronometer stehen, niemals eindringen; die Luftzuführung erfolgt durch den Heizkanal. Der
Kasten ist durch ein Mannloch am Südende besteigbar.
Die beschriebene Vorrichtung hat sich im Gebrauche bewährt; konstante Temperaturen verschie
dener Höhe sind darin durch ausschliessliche Anwendung der Gasflammen auf beliebig lange Zeit zu
unterhalten, ohne dass die anfänglich beabsichtigte thermische Selbstregulierung erforderlich geworden
wäre. Die ursprünglich angewendeten Bunsen’schen Brenner gaben eine zu erhebliche Hitze und mussten
durch gewöhnliche schottische Einlochbrenner ersetzt werden. Durch Vergrössern und Verkleinern der
Flammen und durch Vermehren und Vermindern ihrer Zahl wird die Temperatur regulirt, und zwar ist
es leicht zu erreichen, dass die Temperaturen der beiden Theile, in welche der Kasten durch eine vertikale
Blechwand getheilt wird, sich genau um 5° Cels. unterscheiden.
Zum Schlüsse der vorstehenden Beschreibung der Einrichtungen zur Prüfung von Chronometern werde
endlich noch die Bemerkung hinzugefügt, dass dieselben im Wesentlichen nach dem Vorbilde der in Green
wich und Bidstone bei Birkenhead (Liverpool) befindlichen analogen Institute getroffen sind. —
Aeusserlich ist das Abtheilungs-Gebäude mit gelben Ziegeln verblendet unter Anwendung von wenigen
Formensteinen, Sandsteinstufen und Architekturtheilen in der Vorhalle; das Dach ist ein überhängendes
Holzdach mit englischer Schieferdeckung auf Lattung.
Es enthält Gas- und Wasserleitung und entwässert auf Grund einer besonderen Uebereinkunft mit
den Behörden mittelst Thonrohrleitung in den ehemaligen Stadtgraben, da ein Anschluss an das Siel der
tiefen Lage des Hauses wegen nicht thunlich war. Der Baugrund ist ein fester, sandiger Lehm; zum
Schutze gegen Feuchtigkeit ist doppelte Asphaltisolirung und Luftschicht in sämmtlichen Umfassungswänden
ausgeführt. (Siehe die diesem Berichte beigegebenen Pläne).
Der Bau wurde Ende Juli 1876 in Generalentreprise an den Unternehmer Paul F. Knacke über
tragen und wurde wegen des beständig sehr nassen Wetters mit der grössten Mühe bis Ende des Jahres
fertiggestellt. Die Abnahme erfolgte im Januar 1877; bald darauf, nachdem die noch fehlenden Dekorations
und Einrichtungsarheiten vollendet waren, wurde das Gebäude bezogen und seiner Bestimmung übergeben.