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Auf jedem der drei Pfeiler 1, 3 und 4 ist je ein Kollimator aufgestellt, mit nach dem Zentralpfeiler
gerichteten Objektivgläsern. Hinter den betreffenden Okularen befinden sich kleine Beleuchtungs-Prismen,
mittelst welcher durch Total-Reflektion das von Oben einfallende Licht durch das Fernrohr in der Richtung
der Achse nach dem Mittelpunkte des Zentralpfeilers geworfen werden kann. An jedem der Kollimatoren befin
den sich Adjustirschrauben verschiedener Art, so dass dieselben in Azimut und Neigung, sowie auch in Höhe
über der oberen Pfeilerfläche adjustirt werden können. Zwei dieser Kollimatoren (1 u. 4) stehen, von der Mitte
des Zentralpfeilers aus gesehen, genau 180° von einander ab, d. h. es stehen dieselben in Einer Linie mit
diesem, während der dritte (3) um einen Winkel von ungefähr 45° vom Kollimator 4 absteht. Pfeiler 2
bildet mit Pfeiler 1 ungefähr einen Winkel von 49° 25' — übrigens hat dieser Pfeiler nur, wie wir gleich
sehen werden, für die Prüfung der Kompassrosen eine Verwendung, Es ist leicht einzusehen, dass mittelst
dieser Einrichtung ein in der Mitte genau adjustirter Kompass in einfacher Weise auf die Zentrizität seiner
Eintheilung und seiner Kompassrose geprüft werden kann, man hat nur stets mit dem Peilapparat, da wo
ein solcher vorhanden ist, auf das in dem Objektive sichtbare Bild des Objektiv-Diopters einzustellen und
die erhaltenen Ablesungen, beziehungsweise Messungen mit den bekannten Werthen zu vergleichen. Bei
der so überaus häufigen Undurchsichtigkeit der Luft in unseren Gegenden, namentlich zur Winterjahreszeit,
bietet diese Vorrichtung ein Mittel, um auch bei geschlossener Thüre die Untersuchung ausführen zu können.
Die Kollimation der Nadeln der Rose lässt sich wiederum leicht ermitteln, da die Azimute (magnetische)
der Kollimatoren für jede Zeit als mit genügender Genauigkeit gegeben angesehen werden können. Der vor
erwähnte Sehwingungs-Kasten in F dient dazu, die Rosen auf ihre Schwingungszeiten zu untersuchen,
während auf dem Pfeiler 2 ein Messapparat mit Schienen aufgestellt ist, mittelst welches Ablenkungen der
Rosen gemessen werden können. Ein Tisch und ein im Zimmer aufgehängtes Thermometer vervollständigen
die, für die Zwecke, für welche das Haus zunächst bestimmt ist, erforderliche Einrichtung desselben.
Zu verschiedenen Zeiten während der Periode der Thätigkeit der Deutschen Seewarte wurde ein
Rei chenbach’scher Theodolit über der Mitte des Zentralpfeilers aufgestellt und durch astronomische Beob
achtungen das Azimut der verschiedenen durch die Thüröffnung zu sehenden Kirehthürme ermittelt. Das
Resultat aller dieser Beobachtungsreihen, wobei verschiedene Methoden der Bestimmung des Azimutes in
Anwendung gebracht worden, ist in Folgendem niedergelegt:
Wahres Azimut der Mire St. Nikolaikirchthurm . .($) Nord 91°51.8o' Ost.
„ „ „ „ St. Petrikirchthurm ... (¿) Nord 80° 36.22' Ost.
„ „ „ „ St. Micliaeliskirehthurm (¿) Nord 82° 48.82' Ost,
„ „ „ „ St. Michaelisthurmuhr .. (¿) Nord 82°51.n' Ost.
Die näher gelegenen Objekte wurden nur in solchen Fällen angewendet, wo wegen Undurchsichtigkeit
der Luft die entfernteren nicht anvisirt werden konnten. Es mag als ein Nachtheil der getroffenen Einrich
tung angesehen werden, dass die einzelnen Miren alle nach Einer Richtung hin liegen; allein es liess sich
dies hei dem mit Beziehung auf Fernsicht ungünstig gelegenen Kompass-Observatorium nicht ändern.
Durch Uebertragung von den soeben gegebenen wahren Azimuten der Miren wurden die wahren Azi
mute der Kollimatoren, wie folgt, ermittelt:
Faden im Kollimator 1 Nord 19° 37' Ost,
„ „ „ 3 Süd 64° 34' West,
„ „ „ 4 Süd 19° 37' West.
Mitte des Pfeilers . . 2 Nord 29° 48’ West.
In dem Kompass-Observatorium wurden von September 1875 an ununterbrochen zu gewissen Zeiten
absolute Bestimmungen der magnetischen Elemente ausgeführt. Es wurde dann stets nur das für die
Prüfung der Kompasse benutzte Stativ vom Zentral - Pfeiler entfernt und je nach dem, ein magnetischer
Theodolit nach Lamont oder ein Inklinatorium von Meyer st ein darauf gestellt und adjustirt. In dem
Spezial-Berichte über die Thätigkeit der Abtheilung II (VIII. HI, d) werden die Resultate der im Kompass-
Observatorium gemachten magnetischen Beobachtungen in Kürze dargelegt werden.
Es muss noch bemerkt werden, dass für die Bestimmung der magnetischen Deklination auch, und
zwar vorzugsweise, das Marine-Deklinatorium nach Dr. Neumayer von C. Bamberg benutzt wurde. Das
selbe war für diese Zwecke auf dem für das Instrument konstruirten Stative mit unter einander verspannten