Ueber die unperiodischen monatlichen Schwankungen des Barometerstandes
von
Capt. C. Felberg.
(Hülfsarbeiter an der Deutschen Seewarte.)
'Wenngleich hinsichtlich der monatlichen Schwankungen des Barometerstandes in gelegentlich erschiene
nen klimatologischen Skizzen, wie auch in den in neuerer Zeit in extenso veröffentlichten meteorologischen
Jahrbüchern ein sehr bedeutendes Material niedergelegt ist, wonach ein ziemlich vollständiger Ueberhlick
über die Vertheilung dieser Erscheinung über die gesammte feste Erdoberfläche gewonnen werden könnte,
so ist seit dem Erscheinen des Lehrbuches von Kämtz im Jahre 1834 keine umfassende Zusammenstellung
der vorhandenen Daten gemacht worden.
Bei der so engen Verbindung zwischen Luftdruck und Luftströmung geben die unperiodischen
Barometerschwankungen ein deutliches Bild von der Unruhe der Atmosphäre, welches von um so grösse
rer Bedeutung ist, da anemometrische Messungen einerseits noch wenig vorhanden, andrerseits auch nicht
entfernt so strenge vergleichbar sind.
Aus der Grösse der Barometerschwankungen erkennt man die Gebiete, in welche vorwiegend die
Bahnen der barometrischen Minima und Maxima fallen; in Gegenden mit bedeutenden Schwankungen ist
deshalb der Charakter der Witterung von grösserer Veränderlichkeit, während an Orten mit unerheblichen
und ziemlich regelmässigen Schwankungen, wie in den tropischen Gegenden, ein ruhigerer und gleich-
massigerer Charakter auch in der Witterung vorherrscht.
Auch andere sehr wichtige Züge in der Meteorologie verschiedener Gegenden w'erden durch diese
Daten auf das Deutlichste klar gelegt. Beispielsweise wird durch die grossen Schwankungen in dem
nördlichen Gebiete Europa’s gegenüber dem mehr konstanten Luftdrucke im Süden des Erdtheils die Lage
der beiden erfahrungsmässig häufigsten Winde für unsere Gegend als SW- und NE-Wind angedeutet,
ersterer durch barometrische Minima, letzterer durch Maxima im Norden Europa’s bedingt.
Nach den von Dr. Koppen in seinem Aufsatze (Zeitschrift der Oesterreichisch. Gesellsch. für Meteo
rologie, Band IX. pag. 353) „Einige Bemerkungen über die unperiodischen Barometerschwankungen und die
barische Windrose“ gemachten Andeutungen würde auch die Erklärung des verschiedenen Standes des
Barometers hei südwestlichen und nordöstlichen Winden in der geographischen Vertheilung der unperiodi
schen Schwankung des Luftdruckes zu suchen sein.
Während nämlich, wie oben bereits erwähnt, in unserer Gegend die SW-Winde durch barometri
sche Minima, die NE-Winde durch barometrische Maxima vorwiegend bedingt werden, d. h. in beiden
Fällen durch Schwankungen des Luftdruckes im Norden von uns, so muss im Allgemeinen auch bei uns
das Barometer bei südwestlichen Winden tiefer, bei nordöstlichen Winden höher als gewöhnlich stehen.*)
Ich habe nun, angeregt durch Herrn Dr. Koppen, hierauf bezügliche Daten zusammengestellt,
indem ich — theils die schon vorhandenen Angaben aus den meteorologischen Zeitschriften und anderen
Publikationen sammelte, theils für solche Gegenden, wo sich Lücken zeigten die monatlichen Extreme
auszog und die mehrjährigen Mittel berechnete. Die diesen Schwankungen zu Grunde liegenden Beobach
tungen sind allerdings nicht gleichen Beobachtungsterminen entnommen; während dieselben in der Mehr
heit der Fälle dreimal täglich angestellt wurden, gehören die der britischen Inseln den nur zweimal täglich,
die einiger anderer Stationen etwa viermal u. s. w. angestellten Beobachtungen an. (Die mit einem *
versehenen Stationen gehen die Beobachtungen nach stündlichen Registrirungen an).
*) Dieser Erklärung hat sich auch Capt. Hoffmeyer angeschlossen (Meteorolog. Aarbog 1876 pag. XXVII), indem er
als natürlichste Erklärung für den Unterschied in den Barometerständen bei SW- und NE-Winden in Dänemark die
geringere Tiefe der durch Mitteleuropa ziehenden Minima gegenüber den in Nord-Skandinavien auftretenden anführt.
Archiv. 1878. 3.
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