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Es können natürlich nur die am Himmel jeweils vorwiegenden Wolkenformen notirt werden ; in
Fällen, wo mehrere Wolkenschichten verschiedener Natur übereinander sich finden, ist dieses so zu no-
tiren, dass die auf die obere Schicht bezügliche Angabe vorausgestellt und durch einen schrägen Strich
von der zweiten getrennt wird, z. B. Cir./Str.-cu., oder Cir.-str./Cum., oder es ist die Angabe näher in
Worten zu präcisiren.
44. Genauere Angaben über die Erscheinungen und Veränderungen am Wolkenhimniel im
Laufe des Tages, resp. zu irgend einer Tageszeit sind unter der Rubrik „Bemerkungen“ sehr erwünscht
und wird denselben namentlich mit Rücksicht auf die Untersuchung der Stürme bedeutender Werth bei
gelegt. So sind u. A. von bedeutendem Interesse Angaben über die häufig vorkommende Anordnung der
Cirrus- oder Cirrostratus-Wolken in Banden oder Streifen, die nach zwei entgegengesetzten Punkten des
Himmels, wie die Meridiane nach den Polen, zu konvergiren scheinen (eine Wirkung der Perspektive, die
Streifen sind einander annähernd parallel) ; diese „Polarbanden“ genannten Streifen sind mit Angabe der
Richtung und der Tageszeit zu notiren, z. B. „2 h — 6 h p. m. P. banden NNW — SSE.“
45. Aus denselben Gesichtspunkten haben auch genaue Beobachtungen über die Richtung des
Zuges der Wolken grosses Interesse; doch muss man dabei sehr sorgfältig zu Werke gehen, um sich vor
Täuschungen zu schützen, namentlich wenn mehrere Schichten Wolken am Himmel sich befinden. Zur
sicheren Feststellung ihrer Zugrichtung kann man nur Wolken benutzen, die sich in der Nähe des Zeniths
befinden und muss man sich einer festen Visirlinie vergewissern, gegen welche die Verschiebung der Wol
ken festgestellt wird. Zu diesem Behufe benutze man entweder den von der Seewarte gelieferten schwar
zen Spiegel (Wolkenspiegel), den man horizontal legt und in welchem man die Bewegung des Wolken
bildes mittelst fester Visirpunkte beobachtet, oder man suche sich in jedem einzelnen Falle einen passend
gelegenen möglichst hohen Punkt, etwa eine Dachecke oder dergleichen und einen anderen in der Nähe
des Auges aus und visire dann an diesen beiden Punkten vorbei.
Schon die Beobachtung des Zuges der niederen Wolken ist wuchtig, sowohl als Kontrole der An
gaben der Windfahne, wie auch an sich selbst, und ist deshalb möglichst oft anzustellen und auch dann
zu notiren, wrnnn jener mit der Stellung der Windfahne übereinstimmt, doch sind unbedingt nur wirk
lich und mit Sicherheit beobachtete Bewegungen einzuschreiben und in keinem Falle vermuthete oder als
nothwendig vorausgesetzte. Die Zugrichtung der oberen Wolken, der Cirri, Cirro-cumuli und Cirro-strati
giebt den einzigen Anhalt für die Beurtheilung der Strömungen in den höheren Regionen der Atmosphäre
und bietet daher ganz besonderes Interesse ; allerdings ist die Beobachtung der Bewegungen dieser höheren
Wolken wegen der grossen Entfernung derselben von uns und der dadurch bedingten scheinbaren Lang
samkeit ihrer Bewegungen eine bedeutend schwierigere. Bei der Angabe des Wolkenzuges ist die Notiz,
ob sich die Beobachtung auf untere oder obere Wolken bezieht, oder die Angabe der speciellen Wolken
art, deren Zug beobachtet wurde, erforderlich; als obere Wolken sind erfahrungsgeinäss Cir., Cir.-cu. und
Cir-str., als untere Wolken Cum. und besonders Str-cu. anzusehen.
Um einzelnen Beobachtern, die in der Lage sind und den Wunsch haben dieses zu thun, eine
Bereicherung des Tagebuches über das absolut nothwendige im Interesse der Seewarte zu ermöglichen,
sind im zweiten Theile der Tagestabellen für Bewölkung und Wolkenzug noch vier Horizontalspalten für
6 h a. m., 10 h a. m., 4 h p. m. und 10 h p. m. aufgenommen, deren Ausfüllung nicht obligatorisch, jedoch wün-
schenswerth und leicht ausführbar ist, da dafür keinerlei Instrumente, sondern nur ein freier Standort und
Ueberblick über den Himmel nöthig ist.
46. Die Niederschlagsmenge ist zwar nur einmal täglich um 8 Uhr Morgens zu messen, jedoch
um 8 Uhr Abends (Siehe §§ 38 und 39) der Deckel von dem einen Regenmesser auf den anderen um
zulegen; die in dem seit dem Abend bedeckten Regenmesser gefundene Wassermenge ist in der betreffen
den Rubrik vom vorigen Abend einzusebreiben, die für 8 Uhr p. m. bis 8 Uhr a. m. geltende in die Spalte
vom Morgen, an dem sie gemessen wurde, und zwar in Millimetern und Zehnteln derselben.
Die Bemerkungen über die Schneedecke sind so zu notiren, dass vor Allem stets zu ersehen sei,
wann der Boden von Schnee bedeckt war. Ist dieses in genügend gleichmässiger Weise der Fall, dass
eine Schätzung der durchschnittlichen Dicke der Schneeschiebt möglich ist, so vermerke man im Buche
den mittleren Werth, den man aus Messungen an mehreren solchen Stellen erhalten hat, wo der Schnee
weder zusammengeweht, noch vom Winde fortgefegt ist; Messung resp. Schätzung und Notirung im Buch