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Full text: Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, 1 (1878)

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derselben von Wasser gefüllt bleiben. Jeden Monat, oder wenn der Ueberzug früher schmutzig wird noch 
öfter, muss dieser sowohl als der Docht gewechselt werden; der neue Musselin und der Baumwollendocht 
muss vor dem Bewickeln gut mit Soda gewaschen werden, um dieselben von Fett zu befreien. Es empfiehlt 
sich, um zu prüfen, ob der Docht das Wasser gut leitet, alle paar Tage eine Controlablesung' nach der bei 
Mohn sub la erwähnten, an den Stationen des preussischen Beobachtungsnetzes angenommenen Methode 
zu machen; nach der Befeuchtung ist abzuwarten, bis das feuchte Thermometer seinen niedrigsten Stand 
erreicht hat und schon langsam zu steigen beginnt: jener niedrigste Stand ist in den Bemerkungen mit 
Angabe der Zeit zu notiren. 
30. Im Winter versagt der Docht wegen des Gefrierens seinen Dienst und die Behandlung des 
Psychrometers erfordert grössere Sorgfalt. Richtige Angaben erhält man, wenn man auf der umwickelten 
Kugel, so lange die Temperatur unter Null ist, stets eine diinne Eisschicht unterhält; es findet dann die 
Verdunstung von dieser Eishülle statt und die Psychrometertafeln sind unter dieser Voraussetzung berechnet. 
Um dieses zu erreichen, muss das umwickelte Thermometer vor der Ablesung befeuchtet werden, was am 
besten in der bei Mohn A: S. 79,2, B: S. 92,2 angegebenen Weise durch Eintauchen der Kugel in Wasser 
geschieht, so zwar, dass jedesmal die alte Eishülle zum Wegthauen gebracht wird. Bei anhaltendem Frost 
und ruhigem Wetter genügt es diese Befeuchtung gleich nach jeder Beobachtung vorzunehmen, um so 
das Psychrometer zur nächsten Ablesung vorbereitet zu haben; schwankt hingegen die Temperatur um 
den Gefrierpunkt, so muss, namentlich wenn sie im Steigen begriffen ist, die Befeuchtung, je nach Um 
ständen, 1 ji bis % Stunden vor der Ablesung geschehen, bei ruhigem, feuchtem "Wetter längere, bei windi 
gem, trockenem Wetter kürzere Zeit vor der Beobachtung, und dasselbe Verfahren ist auch bei anhaltendem 
Frost erforderlich, wenn bei trockenem Winde die Eishülle bis zur nächsten Beobachtung schwindet. Auch 
ist mit der Ablesung zu warten bis das feuchte Thermometer seinen niedrigsten Stand erreicht hat. 
31. Behandlung des Miniimimthermometers. Die Minimumthermometer an den Stationen der 
Seewarte sind theils von R. Fuess, vormals J. G. Greiner jr. & Geissler in Berlin, theils von Casella 
in London geliefert. Ueber deren Einrichtung und Behandlung vergleiche Mohn A: S. 10, B: S. 12. Das 
Minimumthermometer ist so in die Haken des oberen horizontalen Armes im Thermometergehäuse einzulegen, 
dass es wagerecht liegt und seine Kugel möglichst weit von der Blochwand entfernt ist. Zur Ablesung hat 
man das äusserste, von der Kugel entfernte Ende des im Weingeist befindlichen Stäbchens, beziehungsweise 
des daran befindlichen dunkeln Knöpfchens in’s Auge zu fassen. 
Nicht selten kommt es vor, dass ein Theil des Weingeistes überdestillirt und sich als Tröpfchen an 
der Spitze der Thermometerröhre ansammelt. Es ist deshalb aufmerksame, tägliche oder doch häufige Ver 
gleichung des Standes, den das Ende der Weingeistsäule augenblicklich hat, mit dem gleichzeitigen Stande 
des Quecksilberthermometers nothwendig. Findet man dabei, dass die Angaben des Weingeistthermometers 
andauernd niedriger werden als jene des anderen Instruments, so ist die obige Ursache dafür vorauszu 
setzen. Man kann das Uebel in der Regel heben, indem man das Minimumthermometer für einen Tag (da 
dessen Angaben doch gewöhnlich nur für die Nacht nothwendig sind) aufrecht mit der Kugel nach unten 
liinstellt, und wenn dieses allein nicht hilft, die Wirkung der Schwerkraft unterstützt durch vorsichtiges 
aber kräftiges Schwingen des fest in die Hand genommenen Thermometers mit der Kugel abwärts. Hilft 
auch dieses nicht, so muss der Beobachter suchen die Grösse der Korrektion des Instruments durch Ver 
gleich mit dem Quecksilberthermometer zu bestimmen und diese, statt der von der Seewarte mitgetheilten 
in Rechnung bringen, zugleich aber der Seewarte Mittheilung über den Stand der Sache machen und die 
Auswechselung des Instruments beantragen. 
32. An Instrumenten, deren Röhre, wie bei den an die Stationen der Seewarte gelieferten 
meistens der Fall, ziemlich breit und erheblich breiter als der Index ist, können durch einen Stoss auf dem 
Transport oder beim Gebrauch ziemlich leicht Luftblasen in den Alkohol kommen, oder der Index aus dem 
Alkohol heraustreten; dem ist jedoch leicht wieder abzuhelfen, indem man, wenn Luftblasen da sind, das 
Thermometer zuerst um einige Grade erwärmt, dann mittelst eines nicht zu starken Schwunges des mit der 
Kugel einwärts fest in der Hand gehaltenen Thermometers den Index durch die Luftblase durchtreibt und 
dann wieder abkühlt; der Alkohol fliesst dann zusammen und lässt den Index herausragen; durch ein ein 
faches Schwingen des Instruments in umgekehrter Richtung geht dann der Index wieder in den Alkohol 
zurück.
	        
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