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derselben von Wasser gefüllt bleiben. Jeden Monat, oder wenn der Ueberzug früher schmutzig wird noch
öfter, muss dieser sowohl als der Docht gewechselt werden; der neue Musselin und der Baumwollendocht
muss vor dem Bewickeln gut mit Soda gewaschen werden, um dieselben von Fett zu befreien. Es empfiehlt
sich, um zu prüfen, ob der Docht das Wasser gut leitet, alle paar Tage eine Controlablesung' nach der bei
Mohn sub la erwähnten, an den Stationen des preussischen Beobachtungsnetzes angenommenen Methode
zu machen; nach der Befeuchtung ist abzuwarten, bis das feuchte Thermometer seinen niedrigsten Stand
erreicht hat und schon langsam zu steigen beginnt: jener niedrigste Stand ist in den Bemerkungen mit
Angabe der Zeit zu notiren.
30. Im Winter versagt der Docht wegen des Gefrierens seinen Dienst und die Behandlung des
Psychrometers erfordert grössere Sorgfalt. Richtige Angaben erhält man, wenn man auf der umwickelten
Kugel, so lange die Temperatur unter Null ist, stets eine diinne Eisschicht unterhält; es findet dann die
Verdunstung von dieser Eishülle statt und die Psychrometertafeln sind unter dieser Voraussetzung berechnet.
Um dieses zu erreichen, muss das umwickelte Thermometer vor der Ablesung befeuchtet werden, was am
besten in der bei Mohn A: S. 79,2, B: S. 92,2 angegebenen Weise durch Eintauchen der Kugel in Wasser
geschieht, so zwar, dass jedesmal die alte Eishülle zum Wegthauen gebracht wird. Bei anhaltendem Frost
und ruhigem Wetter genügt es diese Befeuchtung gleich nach jeder Beobachtung vorzunehmen, um so
das Psychrometer zur nächsten Ablesung vorbereitet zu haben; schwankt hingegen die Temperatur um
den Gefrierpunkt, so muss, namentlich wenn sie im Steigen begriffen ist, die Befeuchtung, je nach Um
ständen, 1 ji bis % Stunden vor der Ablesung geschehen, bei ruhigem, feuchtem "Wetter längere, bei windi
gem, trockenem Wetter kürzere Zeit vor der Beobachtung, und dasselbe Verfahren ist auch bei anhaltendem
Frost erforderlich, wenn bei trockenem Winde die Eishülle bis zur nächsten Beobachtung schwindet. Auch
ist mit der Ablesung zu warten bis das feuchte Thermometer seinen niedrigsten Stand erreicht hat.
31. Behandlung des Miniimimthermometers. Die Minimumthermometer an den Stationen der
Seewarte sind theils von R. Fuess, vormals J. G. Greiner jr. & Geissler in Berlin, theils von Casella
in London geliefert. Ueber deren Einrichtung und Behandlung vergleiche Mohn A: S. 10, B: S. 12. Das
Minimumthermometer ist so in die Haken des oberen horizontalen Armes im Thermometergehäuse einzulegen,
dass es wagerecht liegt und seine Kugel möglichst weit von der Blochwand entfernt ist. Zur Ablesung hat
man das äusserste, von der Kugel entfernte Ende des im Weingeist befindlichen Stäbchens, beziehungsweise
des daran befindlichen dunkeln Knöpfchens in’s Auge zu fassen.
Nicht selten kommt es vor, dass ein Theil des Weingeistes überdestillirt und sich als Tröpfchen an
der Spitze der Thermometerröhre ansammelt. Es ist deshalb aufmerksame, tägliche oder doch häufige Ver
gleichung des Standes, den das Ende der Weingeistsäule augenblicklich hat, mit dem gleichzeitigen Stande
des Quecksilberthermometers nothwendig. Findet man dabei, dass die Angaben des Weingeistthermometers
andauernd niedriger werden als jene des anderen Instruments, so ist die obige Ursache dafür vorauszu
setzen. Man kann das Uebel in der Regel heben, indem man das Minimumthermometer für einen Tag (da
dessen Angaben doch gewöhnlich nur für die Nacht nothwendig sind) aufrecht mit der Kugel nach unten
liinstellt, und wenn dieses allein nicht hilft, die Wirkung der Schwerkraft unterstützt durch vorsichtiges
aber kräftiges Schwingen des fest in die Hand genommenen Thermometers mit der Kugel abwärts. Hilft
auch dieses nicht, so muss der Beobachter suchen die Grösse der Korrektion des Instruments durch Ver
gleich mit dem Quecksilberthermometer zu bestimmen und diese, statt der von der Seewarte mitgetheilten
in Rechnung bringen, zugleich aber der Seewarte Mittheilung über den Stand der Sache machen und die
Auswechselung des Instruments beantragen.
32. An Instrumenten, deren Röhre, wie bei den an die Stationen der Seewarte gelieferten
meistens der Fall, ziemlich breit und erheblich breiter als der Index ist, können durch einen Stoss auf dem
Transport oder beim Gebrauch ziemlich leicht Luftblasen in den Alkohol kommen, oder der Index aus dem
Alkohol heraustreten; dem ist jedoch leicht wieder abzuhelfen, indem man, wenn Luftblasen da sind, das
Thermometer zuerst um einige Grade erwärmt, dann mittelst eines nicht zu starken Schwunges des mit der
Kugel einwärts fest in der Hand gehaltenen Thermometers den Index durch die Luftblase durchtreibt und
dann wieder abkühlt; der Alkohol fliesst dann zusammen und lässt den Index herausragen; durch ein ein
faches Schwingen des Instruments in umgekehrter Richtung geht dann der Index wieder in den Alkohol
zurück.