II
Erwartungen es von dem Gesammt-Institute nach seiner Organisation und nach den auszuführenden Arbeiten
hegen kann, andrerseits wiederum, auf welche Mitwirkung und Unterstützung seitens des seemännischen Publi
kums die Deutsche Seewarte rechnet.
Indem die Direktion sich erlaubt, wegen der Einzelheiten der Organisation des Instituts auf die „Annalen
der Hydrographie und Maritimen Meteorologie“ (III. Jahrgang der Hydrographischen Mittheilungen Hr. 7 u. 8),
welche Zeitschrift zugleich als Organ der Seewarte dient, zu verweisen, legt dieselbe hier noch einmal in all
gemeinen Umrissen die Eintheilung der Arbeiten nach den verschiedenen Abtheilungen dar.
Zunächst ist die Abtheilung I. der Deutschen Seewarte, die sich vorzugsweise mit der Organisation der
meteorologischen Arbeit auf See und mit Sammlung des bezüglichen Materials, dessen Bearbeitung und Diskus
sion beschäftigt, berufen, mit dem schifffahrttreibenden Publikum in direkte und allernächste Verbindung zu
treten. Den Führern der Schilfe wird hier die Gelegenheit geboten, nach allen Richtungen hin sich für die
möglichst schnelle und sichere Ausführung einer beabsichtigten Heise Eaths zu erholen, indem die Direktion
und speziell der Vorstand der Abtheilung 1. jeder Zeit bereit sein wird, den Kapitainen, vorzugsweise in münd
licher Besprechung, die auf den neuesten Untersuchungen basirten Resultate über Winde und Strömungen in
den verschiedenen Meeren mitzutheilen, und mit denselben die Route, die für eine bestimmte Jahreszeit und mit
Berücksichtigung aller individuellen Umstände zu wählen wäre, durchzuberathen und eventuell anzugeben.
Eine wohlausgestattete Sammlung von General- und Spezial-Karten aller Meere, sowie eine, die besten
bekannten Werke der nautischen Wissenschaft enthaltende Bibliothek, deren Verwaltung der Abtheilung II.
obliegt, steht den Kapitainen zur Orientirung und Benutzung innerhalb des Lokals der Deutschen Seewarte zur
Verfügung.
Um übereinstimmende genaue Beobachtungen auf See zu ermöglichen, werden die zur Führung des meteo
rologischen Journals nothwendigen Instrumente, Barometer, Thermometer etc. in der Abtheilung II. unentgeltlich
geprüft, und mit den Normal-Instrumenten der Deutschen Seewarte verglichen.
Aus den Beständen der Seewarte werden, soweit dieselben reichen, an SchifFsführer, welche sich besonders
durch ihre Arbeiten als für die Zwecke des Instituts fördernd gezeigt haben, Instrumente leihweise verabfolgt,
auch gute geprüfte Instrumente zum Fabrikpreise überlassen.
Mechaniker und Kapitaine können Sextanten in Bezug auf deren Exzentrizitäts- und andere Fehler auf der
Seewarte untersuchen lassen.
Einen wesentlichen Theil der Arbeiten der Abtheilung II. bildet die Untersuchung der Kompasse an Bord
eiserner Schiffe. — Die Herren Rheder, Kapitaine sowie Schiffsbaumeister werden, nach vorhergegangener Appli
kation, die Direktion und speziell den Vorstand der genannten Abtheilung jeder Zeit bereit finden, die Arbeiten
zur Untersuchung des Magnetismus eiserner Schiffe, sowie jene zur Ermittlung der vortheilhaftesten Aufstellung
der Kompasse an Bord, deren Prüfung in Bezug auf örtliche Ablenkung, Aufstellung von Deviationstabellen u. s. w.
auszuführen.
Zu diesem Zwecke wird beabsichtigt, sowohl im Hafen von Hamburg, als auch bei Brunshausen und den
drei Häfen der Agenturen I. Klasse (von denen weiter noch gesprochen werden wird), die nöthigen Vorkehrun
gen für das Schwaien der Schiffe zu treffen.
Um einen den Zwecken der Deutschen Seewarte entsprechenden Einfluss aller dieser Arbeiten auf die
praktische Seefahrt des gesammten deutschen Vaterlandes zu sichern, sind in den wichtigsten Hafenplätzen der
deutschen Küste Agenturen errichtet, die von der Zentralstelle geleitet, bei Ausführung derselben behülflicli
sind. Vorzüglich macht die Direktion auf die Agenturen I. Klasse zu Bremerhaven, Swinemünde und Neufahr
wasser aufmerksam, die nicht nur, wie sämmtliche andere Agenturen, mit den nöthigen Instrumenten zur Ver
gleichung der Barometer und Thermometer etc., sondern auch mit solchen zur Bestimmung der Deviation der
Kompasse auf eisernen Schiffen, so wie mit Büchern und Karten ausgerüstet sind.
Um den Führern deutscher Schiffe in Zukunft auch in deutscher Sprache die nöthigen Anleitungen für
die einzuschlagenden Seewege, so wie eine gründliche Kenntniss der herrschenden Winde und Strömungen zu
geben, ist man in der Abtheilung I. damit beschäftigt, Segel - Anweisungen für die verschiedenen Routen auszu
arbeiten, die in einer bestimmten Reihenfolge nach einander im Druck erscheinen und dem seemännischen Publi
kum zum Gebrauch übergeben werden sollen.
Bei der allgemein als dringend nothwendig anerkannten Einrichtung eines Instituts von dem Umfange
und den Zielen der Deutschen Seewarte, ist aber für die vollständige Erfüllung seiner Zwecke von vorn herein
ein Faktor mit in Rechnung gezogen, der für das Gedeihen des Instituts unentbehrlich ist. — Es ist dies die
freiwillige, kräftige Mitwirkung des Seemannes selbst, der, unmittelbar durch die Arbeiten der Seewarte, mit
telbar aus seinem eigenen, diesem Institute gewidmeten Fleisse, den grössten Nutzen ziehen wird. Zur Erfor
schung der Wind- und Meeresströmungen, sowie zur weiteren Ergründung und Feststellung der Gesetze, welchen
dieselben gehorchen, sind zahlreiche, umfassende und genaue Beobachtungen erforderlich, die in Verbindung mit
den, von der Abtheilung III. der Seewarte, mit ihrem Netze von Beobachtungs- und Sturmwarnungs-Stationen, am
Lande angestellten, nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der Schifffahrt von direktem Nutzen sein werden.
Die hierauf bezüglichen Beobachtungen aber für die Seewarte auf See auszuführen, ist Sache des Seemannes, das
Sammeln derselbeu, ihre Verarbeitung und Nutzbarmachung für die praktische Seefahrt, Sache der Seewarte.