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Diese Organisation, welche nicht nur in den für die Landwirthschaft wichtigsten Zeitabschnitten,
sondern ununterbrochen in Thätigkeit zu sein hat, muss ferner
3) Auch Garantie für einen thunlichst raschen und umfangreichen telegraphischen und anderen Ver
kehr zwischen der Zentralstelle und den Lokal-Zentren gewähren.
III. Die für den bezeiehneten Zweck bestimmte Organisation ist nach folgenden Grundsätzen durch
zuführen.
1) Die Organisation der Deutschen Seewarte gestattet es in ihrer gegenwärtigen Verfassung nicht,
dass die Zentralstelle für landwirtschaftliche Zwecke pure mit ihr, beziehungsweise mit der Abtheilung III
derselben, vereinigt werde. Dagegen wäre durch Schaffung und Einrichtung einer Abteilung V des In
stitutes eine Pflege der praktischen Meteorologie im Interesse der Landwirtschaft möglich. Diese Abteil
ung müsste als Zentralstelle für diese Pflege dienen. Die Kosten derselben sind durch den Etat der
Seewarte zu decken, sofern es sich hierbei um das Personal handelt und um solche sächliche Ausgaben,
welche sich auf das zur Herstellung allgemeiner Uebersichten und Wetterprognosen erforderliche Material
beziehen.
2) Die Distrikts-(Lokal-) Zentren sind im Anschluss an die schon zum Vorteile der Landwirtschaft
in jedem einzelnen Staate Deutschlands bestehenden Institutionen zu errichten. Es haben dieselben sämmt-
liche Kosten für das Personal, für die Mitteilungen irgend welcher Art — mit Ausnahme der schon unter
III, 1) genannten — zu tragen, und darf die Zentralstelle in keiner Weise mit einer diesbezüglichen Rechnungs
legung etc. belastet werden, sondern muss dieselbe den Lokal-Zentren und den betreffenden Behörden der
resp. Landes- und Provinzial-Regierungen gegenüber zufallen, welch’ letzteren auch die Initiative zur
Einrichtung jener Lokal-Zentren überlassen werden muss.
B. Besonderer Theil.
I. Organisation der Zentralstelle der Abteilung V der Deutschen Seewarte.
1) Das Personal und seine Funktionen.
2) Die Stellung der Abteilung V in der Seewarte und besonders zur Abteilung III derselben.
3) Die Kosten für die Zentralstelle.
II. Organisation des Systems.
1) Plan der Einteilung der Distrikte und Bezeichnung der Lokal-Zentren.
2) Personal der Lokal-Zentren und dessen Funktionen.
3) Aufstellung eines Durchschnitts-Etats für einen Distrikt nach Bedürfnissen und Verhältnissen.
4) Stellung zur Seewarte eine lediglich technische; die Verwaltung fällt den Lokalbehörden anheim.
III. Spezialitäten der Veröffentlichungen und Mitteilungen.
Berlin, den 20. Oktober 1876. (gez.): Dr. Nmimayer. Dr. II. Thiel.
Während des Jahres 1877 hatten die vielfachen Bestrebungen, endlosen Korrespondenzen und Bericht
erstattungen, welchen sich die Direktion zu unterziehen hatte zu Zwecken der Förderung der Einrichtung
eines Dienstes für die ausübende Witterungskunde im Binnenlande, keine sonderlichen Erfolge aufzuweisen.
In Wirklichkeit beschränkte sich Alles mit Beziehung darauf Erzielte auf weitere Verbreitung der Witterungs
nachrichten', wie dies in dem Abschnitte IX dieses Berichtes geeigneten Ortes dargelegt wurde (siehe
auch Anhang zu diesem Berichte Nr. 11 und Nr. 13). Zur Zeit der SOsten Versammlung deutscher Natur
forscher und Aerzte in München in den Tagen vom 17. bis 22. September versuchte die Seewarte noch
einmal für die Organisation des meteorologischen Dienstes einzutreten, indem der Direktor Dr. Neu may er
in der III. Allgemeinen Sitzung am 22. September einen Vortrag hielt „Ueber die Witterungskunde im all
täglichen Leben“*) und Dr. J. van Bebher Erklärungen gab über „Untersuchungen der Witterungsphänomene
auf Grund der Simultanbeobaehtungen der Deutschen Seewarte in Hamburg“ **). In Anknüpfung an diese
Bestrebungen bemühte sich Dr. Neumayer für die Verbreitung der telegraphischen Witterungsberichte in
den Zeitungen Bayerns und am Rheine zu wirken.
Auch das Jahr 1878 begann nicht unter sehr günstigen Auspizien für die Förderung der Sache.
Zwar wurde von Seite des königlich preussischen Ministeriums für Unterichts-Angelegenheiten Mitte Mai
*) Amtlicher Bericht der 50sten Versammlung der Naturforscher und Aerzte, München 1877, Seite 58—65.
**) Ebendaselbst, Seite 119.