145
einer dirigirenden Lehrtätigkeit an einer der Navigationsschulen des Deutschen Reiches beanspruchen
zu können.
Zur vollständigen Erreichung des erstrebten und in Vorstehendem näher definirten Zweckes, und da
manche Vorträge und Unterweisungen ohne Schädigung der Sache für beide Kurse gemeinsam gegeben
werden können, erscheint es zweckmässig, die Einrichtung so zu treffen, dass Vorkursus und Instruktions
kursus der Zeit nach neben einander bestehen, dass die Einrichtung des Lehrplanes den Aspiranten eine
vollständige oder nur theilweise Frequenz eines jeden derselben, je nach den Bedürfnissen, gestattet und
dass die Zwischenräume zwischen zwei aufeinander folgenden Zyklen nicht allzu gross bemessen werden.
Es lässt sich dadurch ei’reichen, dass die am besten Vorbereiteten nicht in ihrer Ausbildung zurückgehalten
werden, und dass sie selbst durch grösseren Eifer einzelne Lücken in ihren Vorkenntnissen auszubessern
vermögen, während die Errichtung zweier der Zeit und dem Wesen nach ganz getrennt gehaltener Kurse
diese Vortheile nicht zu gewähren vermöchte und daher die Ausbildung der Aspiranten unnöthigerweise
erschweren würde.
Wenn es auch nicht die Aufgabe dieser Denkschrift sein kann, in diesem Stadium schon die Einzel
heiten der Organisation des Instruktionskursus in Verbindung mit dem Vorkursus darzulegen, so soll doch
zum Mindesten jetzt schon in dem weiter unten ausgeführten Lehrplane ein Einblick über das Wesen und
den Umfang der ganzen Einrichtung gestattet werden. Zunächst ist jedoch noch ein anderer Punkt von
Bedeutung zu erörtern.
Ueber die Frage der Zweckmässigkeit, einen Instruktionskursus für Navigationslehrer-Aspiranten an
der Deutschen Seewarte zu errichten, lässt sich im Allgemeinen Folgendes sagen: Da die Seewarte einer
seits berufen ist, an der Weiterentwickelung der nautischen Wissenschaften mitzuwirken, andererseits aber
auch die Anwendung der verschiedenen hierher gehörigen Gebiete der Wissenschaft auf die praktische
Navigation zur besonderen Aufgabe gestellt erhielt, das Institut sonach vermöge der ersteren Richtung allen
diesbezüglichen Bestrebungen der Literatur, der Instrumenten-Konstruktion u. s. w. zu folgen hat und mit
Rücksicht auf den zweiten Punkt eine ununterbrochene innige Beziehung mit den Bedürfnissen und den Erfolgen
des grossen Verkehrs zur See bewahren muss, da ferner die theoretisch gebildeten und seemännisch praktisch
erfahrenen Kräfte demselben stets in grösserer Zahl zur Verfügung stehen und stehen müssen, da Instrumente
aller Art und jeder Konstruktion in ihren Sammlungen vorhanden sind, so ist es einleuchtend, dass eine Ver
einigung eines Instruktionskursus für Navigationslehrer-Aspiranten mit diesem Institute nicht nur zweck
mässig erscheinen, sondern selbst als von segensreicher Wirkung sich erweisen muss. Die von der
Deutschen Seewarte gepflegten, der Schifffahrt zum Nutzen gereichenden Bestrebungen der Wissenschaft
gelangen in ihren Resultaten durch das Medium der in derselben ausgebildeten Lehrer mitten in das an
den Navigationsschulen für seinen Beruf vorbereitete Element der Schiffer und Steuerleute und sichern auf
diese Weise jenen Bestrebungen einen tiefgreifenden heilsamen Einfluss. Eine Wechselwirkung, wie sie in
diesen Ausführungen als zwischen den Kräften und Bestrebungen der Seewarte, den Lehrern an den Navi
gationsschulen und den praktischen Seeleuten anzustreben und anstrebbar angedeutet liegt, kann nur in
gründlicher und zweckentsprechender Weise durch eine Vereinigung des Instruktionskursus für Navigations-
sehul-Aspiranten mit der Seewarte erreicht werden. Erwägt man überdies noch, wie die vortreffliche Fach
bibliothek und die umfassende Kartensammlung, über welche das Institut verfügt und deren Benutzung den
Theilnehmern an dem Instruktions- und Vorkursus frei stände , dazu beitragen müsste, den wissenschaft
lichen Blick der angehenden Lehrer zu erweitern und zu einer literarischen Thätigkeit anzuregen, so treten
die eminenten Vortheile, welche aus der bezeichneten Vereinigung entspringen müssten, in einer Weise zu
Tage, dass jegliche etwaige Bedenken, welche dagegen geltend gemacht werden könnten, füglich keine ernste
Beachtung verdienen. Zunächst mögen hier die Umrisse des Lehrplanes, welcher dem Unterrichte an dem
Instruktions- und dem Vorkursus zu Grunde gelegt werden sollte, eine Stelle finden, indem die einzelnen
Lehrgegenstände aufgeführt werden.
Behandeln wir zuerst den Instruktionskursus, indem dabei von der Voraussetzung ausgegangen
wird, dass die zur erfolgreichen Theilnahme an demselben erforderlichen Vorkenntnisse vorhanden sind.
Bei sämmtlichen in diesem Kursus zu betreibenden wissenschaftlichen Fächern muss darauf Bedacht
genommen werden, dass theoretische Ausführungen mit der Anwendung und praktischen Uebung Hand in
Hand gehen.
Archiv. 1S78. 1.
19