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Full text: 1, 1878

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einer dirigirenden Lehrtätigkeit an einer der Navigationsschulen des Deutschen Reiches beanspruchen 
zu können. 
Zur vollständigen Erreichung des erstrebten und in Vorstehendem näher definirten Zweckes, und da 
manche Vorträge und Unterweisungen ohne Schädigung der Sache für beide Kurse gemeinsam gegeben 
werden können, erscheint es zweckmässig, die Einrichtung so zu treffen, dass Vorkursus und Instruktions 
kursus der Zeit nach neben einander bestehen, dass die Einrichtung des Lehrplanes den Aspiranten eine 
vollständige oder nur theilweise Frequenz eines jeden derselben, je nach den Bedürfnissen, gestattet und 
dass die Zwischenräume zwischen zwei aufeinander folgenden Zyklen nicht allzu gross bemessen werden. 
Es lässt sich dadurch ei’reichen, dass die am besten Vorbereiteten nicht in ihrer Ausbildung zurückgehalten 
werden, und dass sie selbst durch grösseren Eifer einzelne Lücken in ihren Vorkenntnissen auszubessern 
vermögen, während die Errichtung zweier der Zeit und dem Wesen nach ganz getrennt gehaltener Kurse 
diese Vortheile nicht zu gewähren vermöchte und daher die Ausbildung der Aspiranten unnöthigerweise 
erschweren würde. 
Wenn es auch nicht die Aufgabe dieser Denkschrift sein kann, in diesem Stadium schon die Einzel 
heiten der Organisation des Instruktionskursus in Verbindung mit dem Vorkursus darzulegen, so soll doch 
zum Mindesten jetzt schon in dem weiter unten ausgeführten Lehrplane ein Einblick über das Wesen und 
den Umfang der ganzen Einrichtung gestattet werden. Zunächst ist jedoch noch ein anderer Punkt von 
Bedeutung zu erörtern. 
Ueber die Frage der Zweckmässigkeit, einen Instruktionskursus für Navigationslehrer-Aspiranten an 
der Deutschen Seewarte zu errichten, lässt sich im Allgemeinen Folgendes sagen: Da die Seewarte einer 
seits berufen ist, an der Weiterentwickelung der nautischen Wissenschaften mitzuwirken, andererseits aber 
auch die Anwendung der verschiedenen hierher gehörigen Gebiete der Wissenschaft auf die praktische 
Navigation zur besonderen Aufgabe gestellt erhielt, das Institut sonach vermöge der ersteren Richtung allen 
diesbezüglichen Bestrebungen der Literatur, der Instrumenten-Konstruktion u. s. w. zu folgen hat und mit 
Rücksicht auf den zweiten Punkt eine ununterbrochene innige Beziehung mit den Bedürfnissen und den Erfolgen 
des grossen Verkehrs zur See bewahren muss, da ferner die theoretisch gebildeten und seemännisch praktisch 
erfahrenen Kräfte demselben stets in grösserer Zahl zur Verfügung stehen und stehen müssen, da Instrumente 
aller Art und jeder Konstruktion in ihren Sammlungen vorhanden sind, so ist es einleuchtend, dass eine Ver 
einigung eines Instruktionskursus für Navigationslehrer-Aspiranten mit diesem Institute nicht nur zweck 
mässig erscheinen, sondern selbst als von segensreicher Wirkung sich erweisen muss. Die von der 
Deutschen Seewarte gepflegten, der Schifffahrt zum Nutzen gereichenden Bestrebungen der Wissenschaft 
gelangen in ihren Resultaten durch das Medium der in derselben ausgebildeten Lehrer mitten in das an 
den Navigationsschulen für seinen Beruf vorbereitete Element der Schiffer und Steuerleute und sichern auf 
diese Weise jenen Bestrebungen einen tiefgreifenden heilsamen Einfluss. Eine Wechselwirkung, wie sie in 
diesen Ausführungen als zwischen den Kräften und Bestrebungen der Seewarte, den Lehrern an den Navi 
gationsschulen und den praktischen Seeleuten anzustreben und anstrebbar angedeutet liegt, kann nur in 
gründlicher und zweckentsprechender Weise durch eine Vereinigung des Instruktionskursus für Navigations- 
sehul-Aspiranten mit der Seewarte erreicht werden. Erwägt man überdies noch, wie die vortreffliche Fach 
bibliothek und die umfassende Kartensammlung, über welche das Institut verfügt und deren Benutzung den 
Theilnehmern an dem Instruktions- und Vorkursus frei stände , dazu beitragen müsste, den wissenschaft 
lichen Blick der angehenden Lehrer zu erweitern und zu einer literarischen Thätigkeit anzuregen, so treten 
die eminenten Vortheile, welche aus der bezeichneten Vereinigung entspringen müssten, in einer Weise zu 
Tage, dass jegliche etwaige Bedenken, welche dagegen geltend gemacht werden könnten, füglich keine ernste 
Beachtung verdienen. Zunächst mögen hier die Umrisse des Lehrplanes, welcher dem Unterrichte an dem 
Instruktions- und dem Vorkursus zu Grunde gelegt werden sollte, eine Stelle finden, indem die einzelnen 
Lehrgegenstände aufgeführt werden. 
Behandeln wir zuerst den Instruktionskursus, indem dabei von der Voraussetzung ausgegangen 
wird, dass die zur erfolgreichen Theilnahme an demselben erforderlichen Vorkenntnisse vorhanden sind. 
Bei sämmtlichen in diesem Kursus zu betreibenden wissenschaftlichen Fächern muss darauf Bedacht 
genommen werden, dass theoretische Ausführungen mit der Anwendung und praktischen Uebung Hand in 
Hand gehen. 
Archiv. 1S78. 1. 
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