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Besserungen und Bereicherungen erfahren hatte, so wurde es möglich, die Depesche hinfort stets bald nach
12 Uhr abzugeben, so dass sie seitdem in einer Anzahl von Abendblättern in Deutschland am gleichen
Tage, auf dessen Morgen sie sich bezieht, erscheinen kann, so in Berlin im „Reichs- und Staatsanzeiger“,
in Köln in der „Kölnische Zeitung“, in Bremen in der „Weser-Zeitung“, in Stettin in der „Ostsee-Zeitung“,
in Hamburg in der „Börsenhalle“ und den „Hamburger Nachrichten.“
Besondere tägliche Mittheilungen in Zeitungen und an Private, in kürzeren, vollbezahlten De
peschen. Kleinere Wetterberichte mit chiffrirter Tabelle und kurzem Texte werden täglich an einige Blätter
abgegeben, welche wegen ihres Erscheinens in den ersten Nachmittagsstunden die vollen Abonnements-
Wetterberichte der Seewarte erst sehr spät am anderen Tage zu bringen vermögen. Die Einrichtung dieser
Berichte ist auf die Bitte und Initiative des „Schwäbischer Merkur“ in Stuttgart bereits im Februar 1876
geschehen; bald darauf haben an derselben auf Vorschlag der Seewarte auch einige Berliner Zeitungen
theilgenommen, und zwar hat die „Post“ den Empfang der Telegramme und die Vertheilung von Abschriften
an die übrigen Theilnehmer (Staats-Anzeiger, Nordd. Allgem. Zeitung, Neue Preuss. Zeitung etc.) übernommen.
Die Beförderungsgebühren für die Telegramme werden von den Empfängern vollbezahlt, die Zusammenstellung
derselben an der Seewarte geschieht unentgeltlich. Die Telegramme beziehen sich fast ausschliesslich auf
Deutschland, namentlich ist der kurze Text (aus zirka 20 Worten) ausdrücklich nur auf Deutschland be
zogen, weil zur Zeit ihrer Absendung (durchschnittlich 11V2 Uhr Berliner Zeit) noch nicht die genügenden
Daten aus dem Auslande zu einem ausreichenden Ueberblicke vorliegen. Der erste Theil giebt für 9 in
ländische und für Berlin 4, für Stuttgart 3 ausländische Orte Temperatur, Wind und Wetter in abge
kürzter Form in nur je fünf, 1 Taxwort bildenden Ziffern; die Angaben über das Barometer sind in den
Text verwiesen.
Aehnliche tägliche Wettertelegramme, aber ohne Text und mit je 2 Taxworten für jede Station, gingen
während des Sommers der Jahre 1877 und 1878 an den Königl. Badekommissär Freiherrn von Welser in
Reichenhall auf Kosten der dortigen Badeverwaltung. Die Telegramme wurden am Bestimmungsorte öffent
lich ausgehängt mit einer graphischen Darstellung zur Erleichterung des Ueberblickes.
Telegramme zur Konstruktion von Wetterkarten auch ausserhalb Hamburgs. (Siehe Anhang Nr. 36 u.
Nr. 37). Um die Konstruktion von täglichen Wetterkarten, die sich auf den laufenden Tag beziehen, zum Zwecke,
sei es der Publikation in den Zeitungen, sei es der lokalen Wetterprognose etc., zu ermöglichen, ist von der
Seewarte folgende Einrichtung getroffen. Es muss dabei als Voraussetzung für diese Mittheilungen ange
nommen werden, dass der Empfänger im Besitze des telegraphischen Abonnements-Wetterberichtes vom gleichen
Tage sich befindet, welcher ihn über die allgemeine Lage orientirt nnd ihm als feste Anhaltspunkte die
Angaben von 24 Stationen liefert. Da nun aber diese Information noch nicht zur Konstruktion von Isobaren
und zur selbständigen Auffassung der Witterungslage ausreicht, so wird in einem besonderen Telegramme der
Verlauf der Isobaren angegeben. Zu diesem Behufe ist der Theil von Europa, welcher von Irland bis Liv
land und von den Alpen bis nahe an 64° n. Br. reicht in 144 Rechtecke getheilt, deren jedes mit 2 Buch
staben bezeichnet ist; es werden nun für jede Isobare so viele Rechtecke mit ihren Buchstaben im Tele
gramm aufgeführt, als zu deren Festlegung zu genügen scheinen. Diesem allgemeinen Theile schliesst sich
ein fernerer mit Angaben über Temperatur, Wind und Wetter von einer Anzahl im Abonnements-Telegramme
nicht enthaltenen Stationen oder überhaupt mit dem vom Empfänger jeweils gewünschten Inhalte.
Telegramme dieser Art werden seit dem Sommer 1877 täglich an Professor Klinkerfues in Göttingen
abgegeben; der zweite Theil des Telegrammes enthält in diesem Falle Angaben über die Temperatur des
Thaupunktes in Hamburg und Utrecht und eine vorläufige Witterungsprognose der Seewarte in wenigen
Worten. Das Telegramm besteht durchschnittlich aus 21 Worten täglich und geht um ungefähr l 1 /« Uhr Ber
liner Zeit von der Seewarte ab.
Telegramme gleicher Art, aber grösseren Umfanges, gingen im Dezember 1877 und Januar 1878 täglich
an Dr. Krebs nach Frankfurt a. M. zum Zwecke der Konstruktion in mehreren Frankfurter Blättern zu ver
öffentlichenden Wetterkarten. Diese Telegramme sind jetzt wieder eingestellt, weil die Schwierigkeiten der
technischen Herstellung der Karten in der gegebenen kurzen Zeit, um sie noch in den Abendblättern des
gleichen Tages zu veröffentlichen, sich bis jetzt noch als unüberwindbar erwiesen haben.
Das schon seit 2 Jahren betriebene Projekt, mit Hülfe ähnlicher Telegramme die tägliche Veröffent
lichung von Wetterkarten in Berliner Blättern zu bewirken, ist bisher an der Zurückhaltung dieser Blätter