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Full text: 1, 1878

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IX. Die Pflege der Witterungskunde, der Küsten-Meteorologie und des 
Sturmwarnungswesens in Deutschland. 
(Abtheilung III.) 
1. Wetter-Telegraphie. 
Die tägliche Einsammlung der Witterungsnachrichten auf telegraphischem Wege von einer den Zwecken 
genügenden Auswahl von Stationen des In- und Auslandes, die darauf fussende tägliche, grösstentheils 
ebenfalls telegraphische Berichterstattung über die laufenden Zustände und Veränderungen der Witterung, 
und die Bildung von Prognosen auf kurze Frist für den bevorstehenden Verlauf der Witterung ist die 
Hauptaufgabe der Abtheilung III. 
Beginn der Arbeit an der deutschen Seewarte. Dieser Theil der Thätigkeit der Seewarte ist, nach 
dem die Monate Mai bis Dezember 1875 den vorbereitenden Arbeiten, insbesondere der Errichtung des eige 
nen Beobachtungssystems an der Deutschen Küste und der Anknüpfung der erforderlichen Verbindungen 
im In- und Auslande gewidmet gewesen, am 1. Januar 1876 in’s Leben getreten und wird seitdem stetig- 
weiter entwickelt. Die Grundlage desselben bildet der telegraphische Verkehr der Seewarte mit den meteo 
rologischen Instituten und Stationen in den verschiedenen Ländern Europa’s, welcher, so weit es die 
meteorologischen Institute des Auslandes betrifft, grösstentheils auf Austausch und Gegenseitigkeit beruht. 
I. Ursprung und Einrichtung des wettertelegraphischen Verkehrs der Seewarte mit den meteorologischen 
Instituten und Stationen Europas. 
Der wettertelegraphische Verkehr der Seewarte ist dreierlei Ursprungs und besteht: 
a) aus dem mit dem 1. Januar 1876 vom Haupttelegraphenamte Berlin resp. von der seitens des 
kgl. preussischen Handelsministeriums eingerichteten Zentralstelle für Sturmwarnungen über 
nommenen Verkehr, 
b) aus dem von der früheren Norddeutschen Seewarte überkommenen Verkehre und 
c) aus neuen Anknüpfungen. 
Die Wettertelegraphie in Berlin vor dem Januar 1876 und Einrichtung der Abonnementsdepesche 
und der Hafentelegramme. Die erstere bestand aus telegraphischen Depeschen, welche von 20 Deutschen 
Stationen und aus Frankreich, Norwegen, Schweden, Nicderland, Belgien, Russland und der Türkei in Berlin ein- 
und von Berlin nach Paris, Brüssel und Pera ausgingen; sie wurden in Berlin von zwei Telegraphenbeamten, 
welche hierfür eine Extraremuneration von dem kgl. preussischen Handelsministerium erhielten, in eine Tabelle 
zusammengestellt, die ausländischen auf Pariser Linien und Reaumur-Grade reduzirt und fast sämmtlich 
ohne weiteren Kommentar den Zeitungen Berlins und der Provinz, letzteren auf telegraphischem Wege, mit- 
getheilt; ein Auszug aus denselben wurde den preussischen Häfen übersandt. 
Auf jene Mittheilungen konnte bei der königl. General-Direktion der Telegraphen ein Abonnement 
genommen werden, während die letzteren, die Hafentelegramme, gebührenfrei an die vorzüglichsten 
Häfen der preussischen Küste gesandt wurden. 
Verkehr Berlins mit dem Auslande. Der Verkehr mit den genannten Ländern Europas war von der 
kgl. preussischen Telegraphenverwaltung bereits seit dem Anfänge der 60er Jahre in’s Leben gerufen. Diese 
Verwaltung, welche damals und vor der Legung der Kabel durch die Nordsee, als die einzige Vermittlerin 
des Verkehrs zwischen Frankreich und dem Norden und Osten Europas anzusehen war, folgte hierbei den 
Anträgen Le Verrier’s auf die gebührenfreie Transitbeförderung der meteorologischen Telegramme zwischen 
den einzelnen Ländern und dem Pariser Observatorium. Sie vrnhrte sich dabei lediglich das Recht der 
Abschriftnahme von jenen Telegrammen auf ihrem Transit. Dieses Verfahren bietet den Vortheil einer- 
ausgiebigen Sparsamkeit in dem Depeschenverkehre und lässt deshalb mit den geringsten Mitteln die noth- 
wendigen Verbindungen hersteilen. Allein ein grosser Uebelstand bei demselben ist, in der gegenwärtigen 
Lage der Dinge, dass die mit mehreren Adressen versehenen Telegramme besondere Sorgfalt von Seiten
	        
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