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Schaft zu stellen hatte, geschlossen werden musste. Dabei galt es aber als Norm, dass vor Allem nachweis
bar Unrichtiges und Nachtheiliges zu entfernen war, ehe an die Anwendung exakter Methoden geschritten
wurde. Dass es dabei in vielen Fällen darauf ankam, eingewurzelte Vorurtheile zu bekämpfen und dennoch
unter Rücksichtnahme auf Kostenpunkt u. s. w. zu verfahren, bedarf wohl kaum einer weiteren Ausführung.
Die besonders für die heregten Zwecke erforderlichen Beobachtungen zur Bestimmung der Richtkraft
des Kompasses und des Krängungsfehlers konnten theils im Hafen, theils während der Fahrt bis zur Mün
dung der betreffenden Flüsse ausgeführt werden. Nach den Beobachtungen im Hafen war es in vielen
Fällen möglich, namentlich hei neuen Schiffen, eine etwa rathsam erscheinende Kompensation schon im
Hafen auszuführen, wodurch die fernere Arbeit der Herleitung einer vollständigen Deviationstabelle er
heblich erleichtert wurde.
Die Deviationsbestimmung für die Zwecke der Navigirung. Obgleich die Direktion der Seewarte es
stets als obersten Grundsatz aufstellte, dass das Schwaien der Schiffe für die Zwecke einer genauen Devia
tionsbestimmung im engeren Sinne Sache des Kapitäns oder überhaupt Jener sei, welchen die Navigirung
eines Schiffes obliegt, so wurde dennoch in Fällen, wo den allgemeinen Anforderungen mit Beziehung auf
Güte der Kompasse und Zweckmässigkeit der Aufstellung derselben genügt worden war, bereitwilligst auch
dieser Zweig der Deviationsbestimmung von den Beamten der Abtheilung II übernommen. Dabei wurde
jede Gelegenheit wahrgenommen, um die Betreffenden in der Ausführung der verschiedenen Methoden der
Beobachtung, sowie in der Aufzeichnung derselben zu unterrichten. Welche Grundsätze mit Rücksicht auf
den letzten Punkt obwalteten, erhellt am deutlichsten aus den Anlagen zu diesem Berichte Nr. 16
(Seite XIV), Nr. 24—27 und Nr.‘30, auf welche hier statt weiterer Ausführungen verwiesen wird.
Es dürfte wohl hier die passendste Stelle sein, um die Wichtigkeit der Möglichkeit der Gewinnung
tüchtiger Mechaniker für die Ausführung der hierher gehörigen Vorrichtungen zu betonen. Wenn es ein
mal möglich sein wird auf diesem Gebiete wohl erfahrene Männer, welche für ihre Kompetenz, mit den
Fragen der Direktion umzugehen verstehen, den Beweis geliefert, mit den Arbeiten der Deviation zu be
trauen, dann wird nicht allein dem allgemeinen Interesse am meisten gedient sein, sondern es wird dann
auch die Seewarte dem ganzen Umfange nach in die Beantwortung der höheren Aufgaben, welche noch in
Hülle und Fülle auf dem Felde der Behandlung der Deviation übrig bleiben, eintreten können.
Die Anleitung zu den Beobachtungen und die Führung des Deviations-Journales. Es wurde soeben
schon hervorgehoben, dass sich die Seewarte mit besonderem Eifer der Ertheilung der Anweisung zur An
stellung von Beobachtungen für die praktische Navigirung an Schiffsführer und Steuerleute widmete. Ein
anderer, sehr nahe verwandter Zweig, die Anstellung von systematisch geordneten Beobachtungen, welche
als letzten Endzweck die Weiterentwickelung der Theorie der Deviationslehre hatten, wurde gleich von
Anfang an mit allem Nachdrucke gepflegt. Es hatte dies eine um so grössere Berechtigung, als die Resultate
aus dieser Gattung von Beobachtungen, wenn auf besondere Fälle angewendet, für die Klarlegung der ein
zelnen Elemente der Deviation eines Schiffes und die durch Aenderung der geographischen Lage darin be
wirkten Aenderungen für die praktische Navigirung in entfernten Welttheilen von unberechenbarem Werthe
sein musste und ein Ersatz dafür auf anderem Wege nicht zu erlangen war. Diese Beobachtungen wurden
in ein besonderes, von der Direktion nach den dadurch zu erstrebenden Zwecken entworfenes Journal,
in das Deviations-Journal, eingetragen. Nr. 29 des Anhanges zu diesem Berichte zeigt die Anordnung
der Beobachtungen und die Einrichtung der Eintragungen u. s. w. dieses Journales. Die Instruktion zur
Führung desselben wurde in den meisten Fällen mündlich ertheilt, was übrigens nicht ausschloss, dass
auch überdies noch umfassende schriftliche Anweisung hierzu der früher schon erwähnten allgemeinen An
weisung hinzugefügt wurde.
Gleich nach der Einlieferung des Journales hei der Seewarte wurde eine Reduktion und allgemeine
Berechnung der darin enthaltenen Beobachtungen vorgenommen und zwar mit dem speziellen Zwecke, einen
Einblick in das Verhalten der Kompasse, mit welchen sie angestellt wurden, zu erlangen und daraus prak
tische Regeln für die fernere Navigirung abzuleiten. Da Schiffsführer, welche einmal diese besondere Arbeit
aufgenommen, das Deviationsjournal auch schon im Interesse ihres Schiffes weiterführten und weiterführen,
so konnte die Kenntniss der Deviations-Verhältnisse an Bord nach mehreren Reisen zum Vortheile der mit
diesen Arbeiten verknüpften praktischen Zw'ecke gefördert werden, während auch die wissenschaftlichen
Gesichtspunkte eine eingehende Beachtung fanden. Mit Rücksicht auf den letzten Punkt musste der Be
rechnung und Eintragung der Resultate aus diesen Berechnungen eine besondere Sorgfalt gewidmet werden.