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Full text: 65, 1937

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Met:orologie, Februar 1937. 
hingewiesen. Die Ibero-amerikanische ozeanographische Konferenz, die zu Madrid 
vom 23, bis 28. April 1935 abgehalten worden ist, hat die nachstehende Resolution 
gefaßt: „The conference adopts the name of the Corriente del Peru (Peruvian 
Current) to designate the cold current of the West coast of South America, 
occasionally also called the Humboldt-current, and decides to communicate this 
recommandation to the International Association of physical Oceanography*). 
Zweitens ist die Angelegenheit in einer Fachsitzung der Londoner Geogra- 
phischen Gesellschaft am 9. März 1936 von E. R. Gunther, einem Mitglied der 
Discovery-Investigations, dem auch systematische Beobachtungen in der Strömung 
1931 an Bord „William Scoresby“ zu verdanken sind, behandelt worden. Un- 
zweifelhaft ist Gunthers Darlegung?) über die historische Entwicklung unserer 
Fachkenntnisse von dem eigenartigen Strom der Westküste Südamerikas und 
insbesondere über die Nomenklatur die vollständigste und ausführlichste. Gunther 
nimmt gegen mehr als einen Punkt in dem historischen Teil von Wüsts Aufsatz 
Stellung und entscheidet sich ebenfalls für die geographische Bezeichnung 
„Peru-Strom“, 
Diese zwei Vorkommnisse werden angeführt, um zu zeigen, welche Meinungen 
über die Angelegenheit in beachtenswerten ausländischen Kreisen bestehen; als 
eine Stütze dafür, daß die Bezeichnung „Humboldt-Strom“ aus historischem 
Grunde verlassen werden muß, sollen sie hier nicht bewertet werden, denn dafür 
genügt der gleich am Anfang mitgeteilte Wille Humboldts vollkommen. 
Il. Der geographische Gesichtspunkt. 
Alexander von Humboldts Gesamtleistung in Amerika und überhaupt 
seine Person steht turmhoch da und ist weltbekannt; sie hat es nicht nötig, mit 
der auch von ihm beschriebenen Meeresströmung verknüpft zu bleiben — so 
sehr wir das auch aus nationaldeutschem Interesse wünschen möchten?) — falls 
noch außerdem sachlich-fachliche Gründe die Bezeichnung „Peru-Strom“ wünschens- 
wert machen. Das letztere ist nach meiner Ansicht der Fall und wird die end- 
gültige Benutzung „Peru-Strom“ auch von einem geographischen Standpunkt aus 
erleichtern. Es ist naturgemäß, daß ich mich hierbei besonders mit Wüsts 
fachlicher Darlegung*) vom Jahre 1935, dem neuesten Ausgangspunkt aller Er- 
örterungen, auseinandersetze. 
Die im Prinzip von Wüst selbst gut geheißene und seit dem Berliner 
Internationalen Geographen-Kongreß 1899 bevorzugte Methode, untermeerische 
Bodenformen tunlichst nach dem betreffenden Meeresteil oder nach benachbartem 
Land zu benennen, hat man begreiflicherweise und automatisch auch auf die 
zahlreichen Meeresströmungen angewandt (mit zwei bis drei Ausnahmen, wie 
W üst feststellt). 
In der Tat steht der geographische Gesichtspunkt, der Hinblick auf das 
sofortige Verständnis, wo ein Vorgang lokalisiert ist, obenan. Jedermann, auch 
der Laie, weiß sofort, es handelt sich um ozeanische Vorgänge in der Nähe 
Perus. Wüst wird einwenden, daß der „Humboldt-Strom‘“ auch vor der Chile- 
Küste vorhanden sei. Aber beispielsweise bespült auch der von Wüst selbst 
viel zitierte „Benguela-Strom“ nicht allein die Gewässer von Benguela, sondern 
ebenso die von Deutsch-Südwestafrika. 
Wir erlangen dann auch vollkommene Namenanalogie mit den genau 
entsprechenden drei anderen Meeresströmungen, dem Kalifornischen, 
dem Kanarischen und dem Benguela-Strom. Diese Erleichterung des all- 
gemeinen Verständnisses ist für mich zwar nicht der einzige, aber der durch- 
schlagende geographische Grund, „Peru-Strom“ beizubehalten. 
Fachlich liegt ein weiterer Grund vor, „Peru-Strom“ zu bevorzugen. Der 
Meeresstrom als einigermaßen regelmäßig nach N und NW fließendes Wasser 
erhält erst etwa vom Arica-Knie ab, also auf peruanischem Gebiet, seine 
1) Revista del Consejo Oceanogr. Ibero-americ. Madrid 1935; auch in Hydrogr. Review, vol. XII, 
Nr. 2, 8. 15, Monaco 1935. — %) Variations in behaviour of the Peru coastal current, Geogr. Journal, 
vol. 88, S. 37ff., London 1936, Vergl. auch Reports of Discovery-Investigations, vol, XUHT, 8. 113, 
Cambridge 1936 — 2%) Vergl. meine Außerung in „Der Peru-Strom“, Ann .d, Hydr., 1931, 8. 161. 
Fußnote 11, — 4) Oben 8. 73, Fußnote 13.
	        
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