Skip to main content

Full text: 65, 1937

Helbig, K.: Klima und Wetter im südlichen Batak-Land auf Sumatra, 53 
der Talsohle liegenden Dörfern auch viele kühle Morgen und Abende, vor allem 
in solchen tiefen Kerben, deren Hänge und Sohlen nur einen Teil des Tages vom 
Sonnenlicht getroffen werden. Von heftigen Winden dagegen sind die Täler des 
Gebirges meistens verschont. 
Nur die großen Quertalungen kennen starke Luftbewegungen. Im Asahan- 
Einschnitt finden von den Hochflächen westlich und südwestlich des Tobasees 
her während der Sommermonate, ganz besonders im Juli/August, trockene West- 
winde einen bequemen Weg zum Abstieg nach Osten. Meiner Schätzung nach 
können sie sich in dem engen Einschnitt bis zur Sturmstärke 7 oder 8 steigern, 
so daß sie selbst die Quarzkristalle der Tuffe aufzuheben und mit großer Gewalt 
fortzuführen imstande sind. In der Kualu- und Bila-Talung dagegen wehen 
vornehmlich spürbare Ostwinde von November bis etwa März aufwärts nach 
Habinsaran und zuweilen weiter über die Randgebirge bis ins Tobabecken, Die von 
ihnen mitgeführten Regen gelangen allerdings in der Regel nicht bis zum letzteren, 
sondern nur bis etwa zur Mitte Habinsarans oder den dem Beckenrand auf- 
gesetzten Gebirgen. Die Beständigkeit dieser östlichen Winde ist in den Talungen 
und anschließenden Hochflächen sogar an der Krümmung einzeln stehender 
Bäume zu erkennen. — Auf der Toba-Hochfläche dagegen wirken sich vor allem 
die W- und SW-Winde aus, zumal auf der Verbindungslinie vom Batang Toru- 
Tal zum oberen Bilatal. Hier fehlen größere Gebirgshindernisse. Zur Entladung 
kommen die mitgeführten Wolken hier, d. h. vornehmlich im Grenzgebiet Toba 
Humbang/Si Lantom, jedoch gewöhnlich nicht. Die heftigen Winde treiben sie 
bis zum östlichen Grenzgebirge hinüber. 
Die Hochflächen sind klimatisch in jeder Beziehung über die „Tropen“ 
hinausgehoben. Der aus dem Tiefland heraufkommende Eingeborene glaubt sich 
in einer neuen Welt, wie umgekehrt der abwandernde Hochland-Batak im Tief- 
land jahre- und geschlechterlang unter der Hitze leidet; und der Europäer findet 
hier Verhältnisse, die ihm in mancher Beziehung noch angenehmer erscheinen 
als die heimischen, Schon auf 1000 m Höhe kann das Thermometer nachts bis 
unter 13° sinken, vollauf genug für körperliche und geistige Erfrischung. Lästige 
Kältegrade fehlen dagegen; nur sehr selten kommt es in den höchsten Teilen 
der Flächen (1500 bis 1600 m) zu spärlichen Reifbildungen, Auch Hagelschlag 
kommt nur in langen Zeitabschnitten einmal vor. Kühle Morgennebel sind aber 
häufig. In Parsoburan (1160 m) erlebte ich die Morgen folgendermaßen: 
Die Steppe glitzert vom Tau. Dicht über dem Boden lagern Nebelbänke, 
Man kann hineinfassen und den weißen, lockeren Flaum durch die Hände gleiten 
lassen. In dem Schleier verschwimmen unsicher die Zuckerpalmen des Kampongs. 
Vor den Bergen stauen sich wulstige Ballen und schlagen über ihnen zusammen. 
Ganz allmählich lockern sich die Wolkenmäntel, branden hoch und enthüllen 
zunächst das niedere westliche Randgebirge vor dem Tobabecken Stockwerk um 
Stockwerk, Jetzt ist die Randkette frei, scharf zeichnet sie ihren Kamm in den 
grau verwehenden Himmel; nur in den Gehängeschluchten züngeln noch schneeige 
Bänder. Im Paung-Tal vor dem Surungan im Norden zerquillt ein scholliges 
Gletschermeer; er, der „Erhabene“ selbst hat seine winklige Gipfellinie bereits 
frisch gebadet herausgehoben, Vor ihm wächst geduckt, wie ein riesenhaftes 
Tier der Urzeit, der Felsendom des Si Djomba heraus. Aus den Schluchten der 
Fläche brodeln überall weiße Dunstballen (s. Abb. 3 auf Tafel 13). Später triften 
die Wolken eilends über die Steppe südwestwärts auf Toba Humbang zu, dicht 
an den Boden geschmiegt. Auch die Gipfel der östlichen Gebirge sind jetzt von 
ihnen befreit. Der gewaltige Habu-Habu reckt sich kühn in den durchsichtigen 
Äther; wie eine fliehende Gruppe lehnen gebeugt die drei Zinnen des jähen Batu 
na Tolu, des „dreifachen Steines“ über den hastenden Wolken, und die kühne 
Andesitnadel des Batu manumpak auf einem verflachenden Ausläufer des Habu- 
Habu schießt kirchturmspitz, einer Vision gleich, aus der milchweißen Masse. 
Hinter dem Zuckerpalmenhain des Kampongs über der Kualu-Talung aber ist 
in dem Dunst ein großes Feld hellgolden auseinander geklafft; bläuliche Riffe 
und Inseln schwimmen darin, und über die letzten Wolkenfurchen des östlichen 
Horizontes greifen in blendendem Glanz die Strahlen der steigenden Sonne.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.