Neuere Veröffentlichungen.
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vorliegende Buch ist weniger ein Lehrbuch als
eine Schilderung, wie der Luftverkehr abläuft, mit
Statistik über Organisationen und Hilfsmittel des
Luftverkehrs. Damit wird auch der Wissenschaft
der Verkehrsgeographie und Luftpolitik über Land
und Meer gedient.
Aus dem Inhalt des Buches erschen wir, daß
der Luftverkehr sich auch der Natur anpassen
muß, ob Gebirge am Anfang oder Ende eines
Fiuges zu überfliegen sind, ob Wettergefahren be-
stehen (Eisansatz, Nebel usw.), Verfasser sagt:
„Die Ursachen der Flugzeugunfälle liegen
größtenteils in den Witterungsverhält-
nissen‘‘,
Tarife und Strecken werden nach wirtschaft-
licher und politischer Bedeutung festgesetzt, daher
soll der Luftverkehr kein Privatunternehmen sein.
Wichtiger aber ist die gegenseitige Anpassung der
drei Verkehrsmittel: Bahn, Schiff und Luftfahr-
zeug; dazu nenne ich noch Auto, Alle bilden zu-
sammen eine Einheit jr internationalen und deut-
schen Verkehr. Die Öffentlichkeit nutzt die Ein-
richtung des Luftverkehrs heut noch nicht richtig
aus sowohl im Personen- wie im Frachtverkehr.
Eine große Rolle spielt der FT-Dienst. Er ermög-
licht Wettermeldungen und -beratungen sowie die
genaue Ortsbestimmung, die mehr und mehr durch
Eigenpeilung geschieht. Streckenfeuer sind heut
unnötig wegen FT, Dr. P. Perlewitz,
Friedrich Müller +. Das Wasserwesen an der
schleswig-holsteinsichen Nordseeküste, Zweiter
Teil. Die Inseln. Im Auftrage des Preußischen
Landwirtschaftsministers bearbeitet und ergänzt
von Dr.-Ing. O0. Fischer. 5, Folge.
Amrum. Mit 237 Seiten, 45 Textabbildungen und
drei zum Teil farbigen Karten, Berlin 1937,
Verlag Dietrich Reimer!)
Die Geschichte der Insel Amrum ist weit
weniger wechselvoll als die der Halligen und von
Nordstrand und Pellworm, weil sie im wesentlichen
aus einem hochgelegenen dilnvialen Kern besteht
und daher zu keiner Zeit von einer allgemeinen Über-
flutung bedroht gewesen ist, Die Gefahren bestanden
in Urerabbrüchen sowie im Sandflug und in
Dünenwanderungen, Nach einer dankenswerten
Übersicht über die geologischen Verhältnisse der
Insel sowie die erhaltenen kulturgeschichtlichen
Reste werden die im Laufe der Zeit durchgeführten
Schutzmaßnahmen eingehend besprochen. In
neuerer Zeit, seitdem die Insel 1866 an Preußen
gekommen war, betrafen diese Maßnahmen vor
allem die Risumlücke im Nordwesten. Besonders
die Wirkungen der Sturmflut vom 6. Nov. 1911,
durch welche der Bahndamm auf einer Strecke
von 600m völlix weggerissen wurde, ließen die
Notwendigkeit durchgreifender Maßnahmen offen-
bar werden, Durch einen 1914 bis 1917 erbauten
Damm von insgesamt 745 m Länge wurde die Lücke
geschlossen, der Damm selbst wurde weiterhin durch
Buhnen geschützt. Weitere große Aufgaben ergaben
sich im Südosten der Insel bei Wittdün, Der Süd-
strand vor Wittdün wurde 1914 gesichert, die
Arbeiten zur Sicherung der Südostspitze wurden
1936 abgeschlossen, weiter wurde die Nordseite von
Wittdün durch eine 1923 fertiggestellte Strand.
Mauer geschützt. Bedeichungen konnten nur für
die kleineren an der Ostseite Amrums befindlichen
Marschrehiete in Frage kommen, 1933 bis 1935
1) Vgl. d. Ztschr. 1937, S. 245/246. Dort sind zwei
Druckfehler zu berichtigen, und zwar 58. 245 letzte Zahl muß
heißen 1934 statt 1634, 5, 246 links Zeile 14 von oben muß
stehen 16234 statt 1934.
wurde die Marschbucht zwischen Steenodde und
Wittdün durch einen Deich geschützt. Die durch-
zeführten Schutzmaßnahmen haben sich bislang
»ewährt, auch bei den beiden großen Oktobersturm-
Juten 1936; nur an der Südmauer von Wittdün
;raten stärkere Zerstörungen auf, mit deren Be-
seitigung im Frühjahr 1937 begonnen wurde,
Eine große Rolle spielte zu allen Zeiten die
Festlegung der Dünen, Gegen Ende des 19. Jahr-
aunderts war der Erfolg erzielt, daß keine Wander-
dünen mehr auf Amrum bestanden. Endlich waren
weitere umfangreiche Arbeiten auf die Aufforstung
der Heide- und Dünenflächen gerichtet.
Das Erscheinen der drei noch fehlenden Folgen
dieser grundlegenden Veröffentlichung ist in nahe
Aussicht gestellt Bruno Schulz.
Hans-Georg Macht: Skagerrak-Zyklonen. Ana-
lysen der Wetterlagen vom 25. bis 27. März 1930
und vom 2. bis 4. März 1931. Veröff, d. Geophys.
Inst, d, Univ. Leipzig. 2. Serie, Band IX, Heft 2.
118. m, 34 Figuren u. 10 analysierten Wetter-
karten.) Leipzig 1937,
£s ist sehr zu begrüßen, daß mit dieser
amfangreichen Arbeit das für die synoptische
Meteorologie, vor allem aber für den deutschen
Seewetterdienst so wichtige Problem der Ent-
stehungsursachen der Skagerrak-Zyklonen wieder
aufgenommen wird. Es scheint mir allerdings be-
dauerlich, daß in der jetzt erst veröffentlichten
and mit offenbar vielem Fleiß durchgeführten
Arbeit sich die beiden nach der Bergener Methode
analysierten Fülle vom 25, bis 27. März 1930 und
2, bis 4. März 1931 auf einen Zeitraum beziehen,
wo aerologische Beobachtungen erst äußerst spärlıch
‚orlagen. Dementsprechend unternimmt der Ver-
jasser auch noch nicht einmal den Versuch einer
3ynoptischen Bearbeitung der Höhenwetterlage
and beschränkt sich lediglich darauf, an Hand von
snigen Aufstiegen aus der weiteren Umgebung
Schlüsse über die vertikale Stabilität der Schichtung
zu ziehen, um so die Ursache der Regeneration der
Skagerrak-Zyklonen über Südschweden mit der
Feuchtlabilität zu erklären, was ebensowenig über-
zeugend wirkt wie der nach der gleichen Richtung
vor Jahren durchgeführte Versuch von Refsdal.
Zum exakten Nachweis der Bedeutung der Feucht-
‚abilität für die Vertiefung einer Zyklone ist m, E.
1otwendig, das Versagen aller anderen Theorien in
liesem Falle überzeugend nachzuweisen, zumal
zerade Raethjen?!) auf Grund einer eingehenden
;heoretischen Untersuchung kürzlich den »atz auf-
zestellt hat?);: „Die troposphärischen Umlagerungen
haben labilen Charakter, doch beschränken
sich die labilen Gleichgewichtsstörungen
auf die Fronten und Schauer“ 3,
Die erste Entstehung der Skagerrak-Zyklonen
arklärt Macht als Raodzyklone durch Bjerknes-
Effekt und Warmfront-Wellenstörung bzw, im
zweiten Fall verursacht durch eine AL-Zunge und
weist auf die ganz analoge Entwicklung der Genua-
Zyklonen hin, ohne allerdings weitere Schlußfolge-
rungen über die vor sich gehenden dynamischen
Prozesse daran zu knüpfen. Es ist kürzlich in
lieser Zeitschrift die Entstehung der Vb-Depressi-
anen in mehreren Arbeiten behandelt worden, und
hier scheinen die Dınge ganz ähnlich zu liegen:
Wo ein Gebirgszug ein keiltörmiges Vorschieben
der Kaltluft begünstigt, entsteht über diesem Kalt-
iuftgebiet in der Höhe ein Druckminimum und
1) P. Raethjen, Stabilitätstheorle der Zyklonen,
Metcorol, Zeitschr, 1936, 8, 456, — 7)u.2.0. S. 465. —
3 Gesperrt vom Referenten.