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Full text: 65, 1937

Kleinere Mitteilungen, 
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jangen Wege von der ostpommerschen Küste bis zum Feuerschiff 
Adlergrund paßt sich die Luft bereits bis auf 2° der Wassertempe- 
ratur an, in den Mittagsstunden erreicht die Abkühlung damit auf 
diesem Wege 17°! 
Rechnet man aus der mittleren Windgeschwindigkeit die Zeitdauer für diese 
Abkühlung aus, so erhält man 7 bis 9 Stunden, die also für diese gewaltige Tempe- 
raturerniedrigung der untersten Luftschichten genügen, und wir haben hier also 
ein warnendes Beispiel vor uns, wie wenig die Bodentemperaturen für 
die Festlegung der Luftmassengrenzen und Fronten zu verwenden 
sind. Daß daran auch die Verwendung der äquivalent-potentiellen Temperatur 
nichts ändert, mag daraus hervorgehen, daß diese an der Küste schon morgens 
bei 46° liegt, dort mittags bis 67° ansteigt, während man für Adlergrund-Feuer- 
schiff selbst unter der Voraussetzung der Sättigung nur Äquivalenttemperaturen 
zwischen 42° und 45° erhält, die Feuchtigkeit dort aber nach den für Bornholm 
(Hammershus) vorliegenden Feuchtemessungen wesentlich niedriger ist. Beispiel: 
Hammershus am Mittag des 7. Juni Aquivalenttemperatur von nur 35°! 
Luftmassenmäßig spielt die große Temperaturscheide längs der Ostseeküste 
trotz dieser Differenzen in der aktuellen und äquivalenten Temperatur natürlich 
keine Rolle, denn es handelt sich ja gerade um die gleiche Luftmasse, deren 
Eigenschaft nur am Boden etwas abgewandelt ist. Sobald diese Luft wieder 
Festland erreicht, wird die Bodenstörungsschicht sofort wieder beseitigt, und wir 
sehen entsprechend aus unserer Abbildung, daß über Südschweden die Tempe- 
ratur in dieser Luft ebenso bei 26° liegt, wie es vor Überschreiten der Ostsee 
der Fall war. 
Zusammenfassend wollen wir festhalten, daß also für die Auffindung 
von Fronten und Luftmassengrenzen die aktuellen und äquivalenten 
Temperaturen am Boden keinen geeigneten Indikator darstellen, 
daß man sich vielmehr bei der Analyse gerade von den irreführenden 
Werten am Boden befreien soll. Über dem Festland liegen jetzt so zahl- 
reiche aerologische Beobachtungen vor, daß hier die Festlegung der Fronten 
mittels der Höhenbeobachtungen keine Schwierigkeiten mehr bereitet, und für 
die Ozeane hat uns Bergeron zahlreiche Indizien für die Erkennung der Luft- 
massengrenzen an die Hand gegeben, wie z, B, die Differenz zwischen Luft- und 
Wassertemperatur, die Sichtweite, die Wolkenart, der Niederschlagscharakter, 
deren Anwendung man als indirekte Aerologie zu bezeichnen pflegt. Als 
wichtigste Kriterien möchte ich herausstellen: Die regelmäßige Verfolgung 
der Luftmassengrenzen auf Grund des aus der Bodendruckverteilung 
folgenden Gradientwindes und die Beachtung der im Druck- und 
Windfeld auftretenden Diskontinuitäten, denn diese verraten die 
wahre Lage der Fronten! R. Scherhag, Berlin. 
6. Wetterskizzen. Nr. 29: Zum Artwandel der Luftmassen. Für die Wetter- 
vorhersage kommt es nicht nur auf das Erfassen der Massen- und Fronten- 
verlagerung an, sondern auch auf die Abschätzung der hierbei auftretenden 
masseninneren Änderungen. Wie rasch entartet manchmal eine Schauerluft, 
wenn die Strömung in ihr in den unteren Luftschichten divergent wird, zu 
Schönwetterluft oder auch zu stabiler Kaltluft mit Hochnebel! Der Synoptiker, 
der im wesentlichen Augenblickszustände räumlich betrachtet, neigt infolge 
dieser Methode dazu, bei der Prognose mehr oder minder eine Verschiebung der 
im Wetterkartenbilde enthaltenen Zuständlichkeiten vorzunehmen. Da sein 
Hauptaugenmerk den atmosphärischen Störungen und den hieran beteiligten 
Massen und Fronten gilt und gelten muß, wird er leicht dazu geführt, den inner- 
halb der Störungen, Massen und Fronten wirksamen Änderungsfaktoren zu wenig 
Gewicht beizumessen. 
Im Luftmeer liegen aber die Quellen der Luftmassenumwandlung und 
.bildung leider überall: Andauernd und überall laufen bei der Fortentwicklung 
der atmosphärischen Zustände Prozesse, die aus der Wetterkarte nicht 
unmittelbar hervorgehen, wie Strahlung, Verdunstung und andere Wärme-
	        
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