Repsold, A.: Die Güte der deutschen Funkzeitzeichen,
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den nichtsendenden Stationen hat besonders Potsdam in der Aufnahme der Zeit-
zeichen und der Bestimmung ihrer Verbesserungen einen hohen Stand erreicht,
Außer auf den Einsatz der dortigen Quarzuhren ist dieses auf eine günstigere
astronomische Lage zurückzuführen, als die Seewarte sie aufweisen kann. Ob
und wieweit eine Genauigkeitssteigerung noch durchführbar ist, ist schwer zu
beantworten. Jedenfalls dürfte eine solche nur durch starken persönlichen Ein-
satz und durch Aufwendung sehr erheblicher instrumenteller Mittel möglich sein.
Die für die Seewarte erreichbaren, teils verwirklichten, teils in Aussicht stehenden
Verbesserungsmöglichkeiten sind besonders in der Erneuerung des astronomischen
Beobachtungsinstrumentariums zu sehen, ferner in der Verwendung eines von
den Quarzuhren angetriebenen Synchronmotors, dessen Kontakte so eingerichtet
sind, daß sie sowohl die Punkt- und Strichanfänge des Haupt- als auch die des
Ko-Signals ohne Zwischenschaltung anderer Uhren geben. Für beide Signale
wird dann nur noch eine Signalverbesserung abzugeben sein. Wieweit infolge un-
günstiger Lage der Seewarte in der Stadt die Genauigkeit der Zeitbestimmungen
trotz eines einwandfreien Instrumentariums hinter der anderer Institute zurück-
bleiben wird und wieweit sich dieses auf die Abgabe der Zeitzeichen und die
Ermittlung ihrer Verbesserungen auswirken wird, muß abgewartet werden.
Die weitere Frage, wie weit eine Steigerung der Genauigkeit der Signal-
aussendung und der Ermittlung ihrer Verbesserungen im Interesse von Wissen-
schaft und Technik nützlich oder notwendig ist, kann — wenn überhaupt —
aur mit Vorsicht beantwortet werden, da der Ausgang des Wettlaufes zwischen
einer Forderung und der Erreichung des Zieles meist nicht abzusehen ist. Sicher
ist jedenfalls, daß die möglichen Grenzen der Genauigkeit heute noch nicht erreicht
sind und daß daher die Anstrengungen zur Gewinnung neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse oder technischer Fortschritte auf Grund erhöhter Genauigkeit fort-
yesetzt werden müssen.
Kleinere Mitteilungen.
1. Die Strommenge der Konvektionsströäme. Man berechnet meistens die
durch Unterschiede der Dichte hervorgerufenen Ströme (Konvektionsströme) auf
Grund des Bjerknesschen Zirkulationssatzes aus der Verteilung des Druckes,
wobei übrigens nicht zu vergessen ist, daß der Satz nichts darüber aussagt, ob
die Ströme durch die Druckunterschiede oder ob diese durch die Ströme ver-
ursacht sind. Man sieht dabei über zeitliche Unterschiede im Strome hinweg und
betrachtet die Reibung als unerheblich. Vor einer Reihe von Jahren hat
V. W. Ekman}) gezeigt, daß man sich von willkürlichen Annahmen über die
Reibung ganz frei machen kann, wenn man sich auf die Gesamtmasse des
vom Strome bewegten Wassers beschränkt und auf die Untersuchung der
ainzelnen Schichten verzichtet, Zu diesem Zwecke ist an möglichst vielen
Punkten des zu untersuchenden Gebiets die Größe
%
Psfl—-ep + MdE
zu berechnen, in der p den Druck, d;; die Mächtigkeit der baroklinen Deckschicht,
pi den Druck an ihrer Unterseite und & das Verhältnis der Dichte og zu der
Dichte o; an der Unterseite der Deckschicht bedeutet; dj sowie % sind in dyna-
mischen Metern zu messen. Hat man so eine Reihe von P-Werten in die Karte
aingetragen, so lassen sich Linien gleicher P ziehen, wie dies die Karte von Ekman
(siehe Seite 578) aus dem Teilungsgebiete des Golfstroms zeigt, die er bei-
läufig wegen der geringen Zahl von Beobachtungen nicht so sehr als eine end-
gültige Strommengekarte, sondern als Beispiel zur Erläuterung des Verfahrens
zewertet wissen will; es kommt für diesen Zweck also nicht darauf an, ob die
Karte ein genaues Bild der Wirklichkeit gibt; vielmehr handelt es sich allein
‚ 25 Ekman, V.W: Über die Strommenge der Konvektionsströme im Meere. — Lunds Univ.
Arsskr. N. F., 2, XXV, Nr. 6, Lund und Leipzig 1929, 15 8, m. 1 Abb. & T.