Annalen der Hydrographie und Maritimen Mleteorologie, Dezember 1937,
Auch hier drängt sich wieder ein Vergleich auf, und zwar mit der Entstehung
des winterlichen Luftdruckmaximums über Innerasien. Dies bezieht ja, aus
indischem Roßbreitenhoch und sibirischem Polarhoch gewissermaßen zusammen-
gesetzt, die Mittellage, wo sich der noch vorhandene dynamische Effekt und
der thermische zu einem Optimum addieren,
Dabei verschwindet das indische Roßbreitenmaximum (am Boden) völlig. In
ganz analoger Weise erfolgt im Januar 1929, mit dem „Überspringen“ der ursprüng-
lichen Roßbreitenanomalien auf den Rand der Kaltluftgebiete — nebst der posi-
tiven Anomalieverstärkung — das „relative Verschwinden“ des atlantischen und
pazifischen Roßbreitenhochs (Auftreten negativer Anomalie).
Nun ist der Typ der Meridionalzirkulation da, die „atmosphärische Maschine“
arbeitet, da die lästige „Dämpfung“ durch das zirkumpolare Schwungrad weit-
gehend ausgeschaltet ist, mit quasipermanenten Wärme- und Kälteflüssen, was
sich vor allem in einer enormen Erwärmung von Grönland und Alaska äußert
(siehe Wagner, a. a. O., Fig. 3). Als Ausgleich er folgt im europäisch-westsibirischen
Sektor ein heftiger Abtransport der arktischen Kaltluft, deren stürmische Januar-
vorstöße nach Deutschland noch in gutem Gedächtnis sind.
{m Februar 1929 ist die Lage im großen die gleiche: Die positiven Druck-
anomalien beherrschen in typischer Festlandran dlage Nordwesteurasien und Nord-
westamerika, Der Wärmefluß nach dem Polargebiet hält die Temperaturen im
westlichen Sektor, zwischen Spitzbergen und Nordostasien, unverändert hoch,
während das mittlere und westliche Eurasien und (schwächer) Nordamerika den
anhaltenden arktischen Luftausfluß zu spüren bekommen, Der Luftdruck in der
Äquatorialregion ist im Januar und Februar fast ohne Ausnahme zu tief.
Im März erfolgt dann der Rückzug der beiden positiven Anomalien in Rich-
tung auf ihre Ausgangslage, der sich zumal im Abbau ihres kontinentalen Teiles
äußert (vgl. Wagner, Fig. 10).
4. Bedeutet der Systemwechsel der Zirkulation Verstärkung des
Großaustausches, so finden damit verschiedene bisherige Wider-
sprüche in den Beziehungen zwischen Witterungsanomalien und
Sonnenfleckenperiode ihre Erklärung, Sie enthüllen sich als nur schein-
bar, indem der winterliche Meridionalzirkulationstypus im ganzen im Sinne der
Abkühlung der Festländer wirkt, der Typus „normal“ gesteigerter (West-Ost-)
Zirkulation jedoch überwiegend die Temperaturen erhöht, wobei beide aber
in erhöhter Energie (Wärme)-Zufuhr nach der Erde ihre Ursache haben (oder
jedenfalls beide verstärkte Zirkulation bedeuten).
Ohne hierauf des näheren einzugehen und ohne auf mehr als einiges aus
der umfänglichen Literatur!) hinzuweisen, sei folgendes bemerkt:
Man hat bisher zwar verschiedene, mehr oder weniger enge Beziehungen
zwischen Sonnenfleckentätigkeit und meteorologischen Erscheinungen gefunden,
aber diese stellten sich z, T. als zeitlich (von Fall zu Fall), z. T. als regional
invers heraus. Um das hier Interessierende herauszuheben: Unsere strengen
Winter bevorzugen ausgesprochen die Jahre der Sonnenfleckenmaxima (Köppen),
aber auf der anderen Seite sind hier im Mittel die Winter in der Zeit stärkster
Fleckenentwicklung gerade mild (Mecking, Droste).
Die Zeit der Sonnenfleckenmaxima brächte hiernach wohl Extreme, aber
sie können entgegengesetztes Vorzeichen haben. In den Erscheinungen
piner „normal“ und einer durch „Systemwechsel“ verstärkten Zirkulation
würde dieser Befund seine Anstößigkeit verlieren — bleibt nur noch die Aus-
tauschleistung der Zirkulation von Fall zu Fall mit einem brauchbaren Maße
nachzuweisen. —
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2) W, Köppen: Das Gesetz in der Wiederkehr strenger Winter in Westeuropa, Met, Ztschr,
1930, S, 205 bis 215. — H.H. Clayton: World Weather (Kap. X), New York 1923 (Referat Met.
Zaschr. 1924, 5.61). — W.Schostakowitsch: Periodische Schwankungen in den Naturerscheinungen
und Sonnenflecken, Met. Ztschr. 1928, S. 121ff; — L. Mecking: Nordamerika, Nordeuropa und
der Golfstrom in der 1]1ljährigen Klimaperiode. Abn. d, Hydr. 1918, S. 1 bis 19. — B, Droste: Die
Afjährige Sonnenfleckenperiode und die Temperaturschwankungen auf der nördlichen Halbkugel in
jahreszeitlicher und regionaler Differenzierung. Met. Ztschr. 1924, S. 261 bis 268.