152
Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1937,
man die Blenge grundsätzlich völlig offen läßt. Der dadurch eintretende Mangel
an Schärfe spielt, wie schon betont, keine Rolle, weil ohnehin unter Wasser ein
„scharfes Bild“ die unscharfe Wirklichkeit gar nicht wiedergäbe, Für Moment-
photographie fällt also eine Abblendung in unseren Breiten fort. Tee Van gibt
an, daß auf den Expeditionen der Zool. Soc. of New York Blenden gebraucht
wurden, bei Brennweiten von F 5.3 und F 8 mit F 3.5-Linsen. Obwohl sie F 1.9-
Linsen hatten, ergaben sich auch so völlige Belächtungen. Das aber in der vollen
Tropensonne, gewöhnlich zwischen 2.5 bis 4.5 m Tiefe in der Zeit von 10% bis
13504 mit !/,6 Sek. Belichtung,
Blenden kommen für Zeitaufnashmen in Betracht, die von verschiedenen For-
schern auch gemacht wurden. Dazu benötigt man zuerst die Aufstellung der Kammer
auf einem Dreifuß, auf schlickigem Boden gar nicht so einfach, Man kann schon
dadurch das Wasser trüben, Ohne Beleuchtung und bei normalen Linsen bleibt
vielleicht nichts anderes übrig. Bewegliche Objekte — und was ist im Wasser
nicht alles beweglich! — scheiden dann auch aus. Man könnte an sich durch
Einbau eines Schlauchs die Unterwasser-Leica für Zeitaufnahmen einrichten,
Gislen hat mit F 3.5 schon 1 bis 5 Sek, belichten müssen und kam wegen Be-
schlagens des Objektfensters nicht tiefer als 7,5 m. Boutan gibt für die Mittel-
meerküste an, daß man bei gleicher Blende in 1.5 m Wassertiefe die fünffache
Belichtungszeit wie an Land braucht. In 5m Tiefe belichtet er „bei kleiner
Blende“ 10 Min., bei doppelter Tiefe ist die Zeit mehr als zu verdoppeln. Dann
muß man allerdings, wie Boutan und Gisle&n taten, die Belichtungszeit an Deck
ablesen und den Verschluß auch elektrisch von oben auslösen lassen. Später ist
auch Boutan zur Momentphotographie übergegangen.
Die Hauptfrage bei Anwendung der Momentphotographie unter Wasser ist
die nach der Tiefengrenze, von der ab künstliche Beleuchtung nötig wird, Es
ist einleuchtend, daß sich diese Tiefengrenze mit der Steigerung der Lichtstärken
in der Optik und der Empfindlichkeit des Filmmaterials verschieben lassen wird,
Das zeigen die folgenden Beispiele, Boutan hat im Mittelmeer bei Sonnenlicht
gute Momentbilder (auch von Fischen) in 3 m Tiefe und zwischen 2% bis 4 m
Objektdistanz erzielt. Er glaubte damals schon, bis 7 oder 8 m Tiefe ohne
Beleuchtung Momentphotos erzielen zu können. Mit künstlicher Beleuchtung
belichtete er Aufnahmen von Gorgoniae in 6 m Tiefe mit 5 Sek,, in 50 m Tiefe
arbeitete der Apparat allein mit Lampe und bildete ein hinabgefiertes weißes
Segel ab. Longley erhielt unterhalb 4 m keine guten Momentbilder mehr, bis
Jahin genügt nach seiner Angabe in den Tortugas-Gewässern !/,, Sek, Belich-
tung zwischen 10 bis 14%, Er hat für Farbphotographie in Tropengewässern
natürlich länger belichten müssen, für sedentäre Tiere (Korallen, Seeanemonen,
Würmer) genügen auch 10 bis 12 Sek. im Flachmeer noch, wie er selbst 1923
angibt. Tee Van berichtet, daß in den Gewässern vor Haiti der „Nebel“ unter-
halb 7.5 m zu groß sei, um mehr als vage Umrisse zu bekommen,
Das beigegebene Bild (Abb. 4) zeigt eine Aufnahme mit der Leica-Unterwasser-
Photokammer, die ich in 12 m Tiefe der Kieler Förde ohne künstliche Beleuch-
tung als Momentphoto machte, Naturgemäß sieht man nicht mehr darauf, als ich
selber in Wirklichkeit sehen konnte, Das Bild zeigt aber deutlich die großen
Möglichkeiten der Anwendung der Momentaufnahmen unter Wasser bei Gebrauch
einer guten Optik und geeigneten Filmmaterials. Denn sicher sind die in der
schmalen Ostseebucht vorhandenen Lichtmengen ganz erheblich geringer als die
Lichtmaße in gleicher Tiefe des Mittelmeeres oder der Subtropen. Die Daten sind:
Aufnahme am 12. 8, 1935, Liegeplatz des Taucherfahrzeugs „Taucher“ Kieler
Innenförde, 12 m Tiefe, Wetter : halbbedeckt, Sonne, Wind SW 1, Seegang 1, Zeit 12.30h,.
Bildgegenstand: Der Kommandant des Fahrzeugs Herr Kapitänleutnant Bartels
als Taucher, mit schlaucehlosem Dräger-Gerät, Preßluftbrustgewicht mit Ver-
bindungsschlauch und Hammer in der linken Hand sichtbar, ebenso nach oben
führende Signalleine. Sichtweite 3 m. Einstellung an Deck; 2/4 Sek, Entfernung
4 m. Wegen der geringen Sichtweite ging ich auf 2,5 m heran, was ja auch
optisch richtiger war (Lichtbrechung vgl. S. 550). Durch Laufen war etwas
Detritus aufgewühlt, im übrigen gibt die nach oben zunehmende Hellirkeit und