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Full text: 65, 1937

Wasmund, E.: Bedingungen der Unterwasser-Photographie für Taucher. 539 
Wasseroberfläche, von unten gesehen, Lichtstrahlen nicht durch, sondern wirft 
sie zurück. KEigentliche Strahlen dringen auch nur in geringste Tiefen, im 
übrigen wird der Boden nur von einem diffusen Scheinkegel gleichmäßig be- 
lichtet. Naturgemäß ist der Tag an sich auch viel kürzer unter Wasser, 
Dämmerung gibt es nicht. Deshalb kann man nach oben meist auch weiter 
sehen als nach der Seite, beispielsweise sieht man Öfter ein viel längeres ver- 
tikales Stück hell beleuchteten Schlauchs als eine gleich lange horizontale Lauf- 
leine vor sich. Aber normalerweise sieht der Taucher nicht nach oben, und so 
ist für ihn das Wesentlichste die Horizontalkomponente der Sichtweite. 
Rings um sich die Sichtweite zu schätzen, ist sehr schwer und erfordert 
Übung. Ohne Vergleichsgegenstand, d.h. auf ebenem Schlammboden, ist es fast 
unmöglich, Gegen Schätzungen von Berufstauchern bin ich nach Erfahrung auch 
mißtrauisch. Die Begrenzung des Blicks ist unlösbar mit der Eigenfarbe des 
Wassers verbunden, oder anschaulicher gesagt: man sieht nie, wie in der Luft, 
ins Unendliche, es gibt keine Kimm, sondern man blickt in eine nahe und doch 
in undeutliche Ferne reichende farbige Wand. Die Wand ist so dicht wie Nebel, 
aber klarer wie dieser, und wor allem, man fühlt sich selber nicht im Nebel, 
sondern im Klaren stehen. 
Die Sichtweite (im engeren Sinn) läßt sich am besten schätzen und messen, 
wenn Felsen, eine herabhängende Grundleine oder ein anderer Gegenstand Objekt 
der Entfernungsmessung sind. Viele Zahlen haben wir nicht, ich stelle einige 
hier zusammen. Dabei ist nicht zu vergessen, daß solche Angaben maximale 
Extremwerte zumeist sind, in unserer Breite ist Normalsicht 2 bis 5 m, im litoralen 
und freien Frisch- und Seewasser, im Wattenmeer oder Flußwasser noch ganz 
erheblich weniger, meist nur cm! Systematisch hat nur Gisl&n an der Skagerrak- 
küste einige Zahlen gewonnen, an verschiedenen Tagen und Orten (je nach 
dort angegebenen Bedingungen) fand er: Sichtweite zur Grundleine in 5m 
Tiefe = 11.7 m Sichtweite, in 6 m Tiefe = 10 m58, in 18m T.=7.9m S, in 
26 m T.—= 52m S. Genauer war die Messung der Lesbarkeit der Schrift einer 
Tafel: „Eingang verboten“, unter der Wasseroberfläche = 19 m, in 10 m T. = 
6.2m S, in 23 m T. = 3.7 m S. Das sind ziemlich gute Sichtverhältnisse. Milne 
fand vor Gibraltar auf hellem Sand in etwa 10 m Tiefe 9 m Sichtweite und im 
Englischen Kanal vor Dungeness und vor Spithead in 19 und in 21 Faden (etwa 
40 m) günstigenfalls 4 bis 5 m Sichtweite. Longley (1920a) gibt „15 Schritt“ 
in einem Fall als die größte vor Tortugas beobachtete Sichtweite an. Mayor 
hatte im Pago-Pago-Hafen (Samoa) in 12 m Tiefe am Fuß des Korallenriffes nur 
1.2 m klare Sichtweite. Beebe fand gute Sichtweiten an den Küsten der Gala- 
pagos-Inseln, in 6m Tiefe etwa 15m in jeder Richtung. Fol konnte an der 
Riviera in 30 m Tiefe kleine Tiere nicht mehr unterscheiden, Felsen aber noch 
7 bis 8 m weit sehen. Das sind aber meistens optimale Extremwerte. Die An- 
gabe von Williamson, der bei Andros-Island (Westindien) 80 bis 100 m Sicht- 
weite gehabt haben will, auf flachen weißen Bänken sogar 400 Fuß (132 m), 
halte ich für reichlich übertrieben. 
In der Kieler Innen-Förde beobachtete ich (18. 7. 35, bedeckter Himmel, 
graue Gyttja) in 10 m Tiefe 5 bis 6 m Sichtweite, wenig später (22. 7. 35) herrscht 
bei gleichem Wetter in 9 m Tiefe ziemliche Dunkelheit, wegen starken Stroms 
und Sinkstofführung. In der Hohwachter Bucht auf Steingründen war bei 
Regenwetter auf 8 m Tiefe die Sicht mindestens 10 m weit. Auf der Darsser 
Schwelle der mecklenburgisch-pommerschen Grenze beobachtete ich im August 1936 
5sm W Wustrow (Fischland) auf 12 m Tiefe bei ruhiger See und guter Mittags- 
beleuchtung annähernd 15 m Sichtweite. Im Juni 1937 war die Sichtweite in der 
Strander Bucht bei Kiel auf 10 m Tiefe und sandigem Meergrund bei ruhigem Wetter 
und bedecktem Himmel etwa 8 m, während ich im Juli 1937 vor Kap Arkona 
(Rügen) bei Windstärke 3, offenem Himmel und schwachem Strom in 6 m Tiefe 
trotz hellen Kreidegrundes nur 2 bis 4 m weit sah, die Kreidebrühe war durch 
tagelang vorausgegangenen Wind noch aufgewühlt. Der Kieler Berufstaucher Marx 
beobachtete im Winter 1928 im Gr. Plöner See in 15 m Wasser 10 m Sicht, hin- 
gegen in der Eider bei 20 cm Tiefe schon schwarze Nacht (Gezeiten'!), in der
	        
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