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Full text: 65, 1937

Kleinere Mitteilungen, 
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dem Stauvorgang am Gebirge, deutet er z. B. die Aufgleitwolke als Stau- 
vorgang an einem Kaltluftberg, und er schreibt u. a,: „Die größten Hinder- 
nisse in der freien Atmosphäre sind aber ganze Luftkörper oder die Lufimassen 
mil ihren sie gegeneinander abgrenzenden (Heitschichten.“ 
So anschaulich dieser Gedanke ist und so sehr es auch sonst üblich ist, von 
„Kaltluftbergen“, „Kaltluftblöcken“, „Kaltluftmassiven“ usf, zu sprechen, so ergibt 
sich doch sofort eine große Schwierigkeit, wenn man nach dem Verhalten des 
Luftdrucks bei den großräumigen Wolkenbildungsvorgängen fragt, 
Bekanntlich überwiegt bei einem Stauvorgang der Zufluß den Abfluß, wo- 
durch Luftdruckanstieg eintreten muß, Dies ist das erste Stadium. Im zweiten 
Stadium hat dieser Druckanstieg ein (mindestens relatives) Hoch im Staubezirk 
hervorgerufen, wodurch ein zusätzlicher Abfluß geschaffen wird. Dies kann dann 
sin stationäres System sein, bei dem zwar anhaltend Stau erfolgt, Massenzufluß 
and -abfluß sich aber insgesamt die Waage halten, 
Es muß also jedenfalls im Staubereich ein ständiger Druckanstieg erfolgen, 
der im ersten Stadium offen, im zweiten latent (als nicht verschwindendes 
Hoch) vorhanden ist: „Staudruck“ So finden wir es in der Tat z.B. an den 
Alpen bei Nordwind- oder Südwind-Wetterlage, und es macht für die Erschei- 
nung wenig aus, ob ihr ein großräumigeres Druckfall- oder Drucksteiggebiet 
überlagert ist, So findet man es auch im Hochdruckgürtel der Roßbreiten, 
falls man hierfür die Erklärung gelten läßt, daß er der Stauung der in der 
Höhe aus den Tropen abfließenden Luft seine Entstehung verdankt. 
Im ersten Falle (Alpen) stauen sich die Luftmassen unten, und es folgt 
— neben seitlichem Abfluß — aufsteigende Luftbewegung und Schlechtwetter, 
im zweiten Falle (Roßbreitenhoch) liegt der Stau in der Höhe, und es folgt die 
normale absteigende Luftbewegung im Hoch nebst Schönwetter. 
Was nun die nicht-orographische Aufgleitwolke betrifft, so erfolgt in 
ihrem Bereich im Regelfall nicht nur Luftdruckfall, sondern es liegt 
sogar meist das Zentrum stärksten Druckfalls unter ihr. Diese Tat- 
sache mit der Vorstellung von der Aufgleitwolke als Stauvorgang in Einklang 
zu bringen, erscheint nicht einfach. 
Überhaupt hält es — wegen der gleichsinnigen Beziehung zwischen dem 
Höhendruck und der Temperatur der darunterliegenden Luftsäule — schwer, 
die Vorstellung des „Kaltluftberges“ bei Strömungsbetrachtungen aufrecht- 
zuerhalten. Die Kuppe dieser „Kaltluftberge“ ist in der Regel ein Gebiet 
relativ niedrigen Drucks im Höhendruckfeld, und die für einen Stauvor- 
gang erforderliche Konvergenz der Höhenströmung nach Geschwindigkeit oder 
Richtung ist damit nicht ohne weiteres gegeben. Falls sie aber da ist, sollte, wie 
gesagt, gerade Druckanstieg erwartet werden, 
Kaltluft als solche ist wohl kaum mehr ein Strömungshindernis 
als Warmluft: ob etwas Hindernis ist, hängt im wesentlichen von dessen 
Bewegung relativ zur Strömung ab. Diesen Punkt, die Bewegung, betont 
übrigens R. Mügge in seiner zitierten Arbeit ausdrücklich. Wenn trotzdem die 
Frage — und m, E, Schwierigkeit — der Koppelung von staumäßigem Aufgleiten 
und tatsächlicher Druckänderung bei ihm nicht zum Vorschein kommt, so rührt 
das wohl daher, daß die Druckänderungen von Mügge als (stratosphärisch) auf- 
geprägt und primär außerhalb der troposphärischen Massen liegend angesehen 
werden. Aber auch im Falle, daß man so „von oben nach unten denkt“, müßte 
der Stau-Druckeffekt irgendwie zum Vorschein kommen bzw. es müßte einmal 
geklärt werden, weshalb er nicht eintritt“), 
2. Wären die Kaltluftkörper Hindernisse wie Gebirge, so sollten sie, wie 
diese, Gegenströmungen stauen und ablenken, sie sollten damit auch Zyklonen 
abbremsen und von der Kaltluftstätte fernhalten. Das Gegenteil ist der Fall: 
Die kalten Hochs und Hochdruckkeile fallen den Angriffen der 
Zyklonen meist rasch zum Opfer (vgl. Guilbert-Großmannsche Regel), 
während die warmen widerstandsfähig sind und mehr wie „Hindernisse“ anmuten 
Nachtr, b. d. Korr.: Vgl. hierzu: Ann, d, Hydr. 1937, Sept.-Heft, &, 409 bis 412.
	        
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