Kleinere Mitteilungen,
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dem Stauvorgang am Gebirge, deutet er z. B. die Aufgleitwolke als Stau-
vorgang an einem Kaltluftberg, und er schreibt u. a,: „Die größten Hinder-
nisse in der freien Atmosphäre sind aber ganze Luftkörper oder die Lufimassen
mil ihren sie gegeneinander abgrenzenden (Heitschichten.“
So anschaulich dieser Gedanke ist und so sehr es auch sonst üblich ist, von
„Kaltluftbergen“, „Kaltluftblöcken“, „Kaltluftmassiven“ usf, zu sprechen, so ergibt
sich doch sofort eine große Schwierigkeit, wenn man nach dem Verhalten des
Luftdrucks bei den großräumigen Wolkenbildungsvorgängen fragt,
Bekanntlich überwiegt bei einem Stauvorgang der Zufluß den Abfluß, wo-
durch Luftdruckanstieg eintreten muß, Dies ist das erste Stadium. Im zweiten
Stadium hat dieser Druckanstieg ein (mindestens relatives) Hoch im Staubezirk
hervorgerufen, wodurch ein zusätzlicher Abfluß geschaffen wird. Dies kann dann
sin stationäres System sein, bei dem zwar anhaltend Stau erfolgt, Massenzufluß
and -abfluß sich aber insgesamt die Waage halten,
Es muß also jedenfalls im Staubereich ein ständiger Druckanstieg erfolgen,
der im ersten Stadium offen, im zweiten latent (als nicht verschwindendes
Hoch) vorhanden ist: „Staudruck“ So finden wir es in der Tat z.B. an den
Alpen bei Nordwind- oder Südwind-Wetterlage, und es macht für die Erschei-
nung wenig aus, ob ihr ein großräumigeres Druckfall- oder Drucksteiggebiet
überlagert ist, So findet man es auch im Hochdruckgürtel der Roßbreiten,
falls man hierfür die Erklärung gelten läßt, daß er der Stauung der in der
Höhe aus den Tropen abfließenden Luft seine Entstehung verdankt.
Im ersten Falle (Alpen) stauen sich die Luftmassen unten, und es folgt
— neben seitlichem Abfluß — aufsteigende Luftbewegung und Schlechtwetter,
im zweiten Falle (Roßbreitenhoch) liegt der Stau in der Höhe, und es folgt die
normale absteigende Luftbewegung im Hoch nebst Schönwetter.
Was nun die nicht-orographische Aufgleitwolke betrifft, so erfolgt in
ihrem Bereich im Regelfall nicht nur Luftdruckfall, sondern es liegt
sogar meist das Zentrum stärksten Druckfalls unter ihr. Diese Tat-
sache mit der Vorstellung von der Aufgleitwolke als Stauvorgang in Einklang
zu bringen, erscheint nicht einfach.
Überhaupt hält es — wegen der gleichsinnigen Beziehung zwischen dem
Höhendruck und der Temperatur der darunterliegenden Luftsäule — schwer,
die Vorstellung des „Kaltluftberges“ bei Strömungsbetrachtungen aufrecht-
zuerhalten. Die Kuppe dieser „Kaltluftberge“ ist in der Regel ein Gebiet
relativ niedrigen Drucks im Höhendruckfeld, und die für einen Stauvor-
gang erforderliche Konvergenz der Höhenströmung nach Geschwindigkeit oder
Richtung ist damit nicht ohne weiteres gegeben. Falls sie aber da ist, sollte, wie
gesagt, gerade Druckanstieg erwartet werden,
Kaltluft als solche ist wohl kaum mehr ein Strömungshindernis
als Warmluft: ob etwas Hindernis ist, hängt im wesentlichen von dessen
Bewegung relativ zur Strömung ab. Diesen Punkt, die Bewegung, betont
übrigens R. Mügge in seiner zitierten Arbeit ausdrücklich. Wenn trotzdem die
Frage — und m, E, Schwierigkeit — der Koppelung von staumäßigem Aufgleiten
und tatsächlicher Druckänderung bei ihm nicht zum Vorschein kommt, so rührt
das wohl daher, daß die Druckänderungen von Mügge als (stratosphärisch) auf-
geprägt und primär außerhalb der troposphärischen Massen liegend angesehen
werden. Aber auch im Falle, daß man so „von oben nach unten denkt“, müßte
der Stau-Druckeffekt irgendwie zum Vorschein kommen bzw. es müßte einmal
geklärt werden, weshalb er nicht eintritt“),
2. Wären die Kaltluftkörper Hindernisse wie Gebirge, so sollten sie, wie
diese, Gegenströmungen stauen und ablenken, sie sollten damit auch Zyklonen
abbremsen und von der Kaltluftstätte fernhalten. Das Gegenteil ist der Fall:
Die kalten Hochs und Hochdruckkeile fallen den Angriffen der
Zyklonen meist rasch zum Opfer (vgl. Guilbert-Großmannsche Regel),
während die warmen widerstandsfähig sind und mehr wie „Hindernisse“ anmuten
Nachtr, b. d. Korr.: Vgl. hierzu: Ann, d, Hydr. 1937, Sept.-Heft, &, 409 bis 412.