526 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1937,
Die berechneten 65 Punkte der Aufstiege in und bei Schirati genügten,
um die Homologen der Luftmassen hervortreten zu lassen. Es ergaben sich
daraus folgende Werte:
Die wärmste Luftmasse in Ostafrika mit einer äquipotentiellen Temperatur
von 58° am kältesten Punkt in 3 km Höhe mußte naturgemäß als „äquatorial“
bezeichnet werden. Dann folgt die nächste mit 50° in 3 km Höhe. Diese
Luftmasse dürfte eine subtropische gewesen sein. Sie war damit um etwa
7° wärmer als die gleiche Luftmasse in unseren Breiten. An einem Tage (am
1. 9. 1908) erschien über dem Viktoria-See eine noch kältere Luftmasse mit
einer Temperatur won 43° in 3 km Höhe. Diese kann unmöglich eine sub-
tropische gewesen sein, denn sie muß sich bei ihrer Wanderung nach dem
Äquator schon wesentlich erwärmt haben.
Man kann nicht umhin, anzunehmen, daß
dies eine aus gemäßigten Breiten stam-
mende Luftmasse gewesen ist, die wir
heutzutage als „Gr“ bezeichnen,
In der nebenstehenden Tabelle ist
die Homologe der äquatorialen Luft in
der gleichen Jahreszeit für Mitteleuropa
wiedergegeben, wie sie sich auf Grund von
Aufstiegen herausgestellt hat. Weitere
Werte für diese Luftmasse in 1 km Höhe -
auf Grund von Brockenbeobachtungen sind folgende: Mai 46, Juni 50, Juli 55,
September 52, Oktober 47 und November 43°. Dazu gilt eine sinngemäße Ver-
schiebung der Homologen.
Daß im Sommer äquatoriale Luft bis nach Mitteleuropa gelangen kann,
ist kein Wunder, wenn man bedenkt, daß zu dieser Zeit die Gegend der stärksten
Einstrahlung nicht am Äquator liegt, sondern wegen der mit fortschreitender
nördlicher Breite schnell zunehmenden Tageslänge etwa unter 35° nördlicher
Breite («). Diese Gegend ist uns wesentlich näher gelegen, als dem Gleicher.
Mitteleuropa kann demnach im Sommer Luftmassen aller Klimazonen erhalten,
von der arktischen bis zur äquatorialen. Im Winter gelangt allerdings „äqua-
toriale Luft“ nur in der Höhe bis in unsere Breiten,
Aus dem Umstand, daß sogar in Ostafrika — dicht am Äquator — durch
diese Untersuchung ein Wechsel in den Luftmassen festgestellt wurde, ergibt
sich die dringende Notwendigkeit, zu untersuchen, ob bei der Entstehung der
Taifune mehrere Luftmassen ursächlich beteiligt sind.
Ein vorteilhaftes Hilfsmittel, um die nötigen Werte der äquipotentiellen Temperaturen auf Grund
der Aufstiege und der Brockenbeobachtungen auszurechnen, war der neue vom Reichsamt für Wetter-
dienst herausgebrachte Feuchte-Rechenschieber, der alle Rechnungen schnell auszuführen gestattete,
Im Grundsätzlıchen ist er gut angelegt, Kleine Mängel sind noch vorhanden, die aber rasch beseitigt
werden können und ihn dann zu einem idealen Hilfsmittel in der Luftmassenanalyse machen. So
ist die Reibung des Zelluloidläufers auf dem Zelluloid zu groß, wodurch die genaue Einstellung
arechwert ist. Hier müßte man zur gewohnten Ausführung greifen, bei der der Läufer einen
Aluminiumrahmen mit Glasfenster hat, auf dem ein KEinstellstrich angebracht ist. Sehr nötig
sind die seitlichen Preßschrauben, die den ganzen Schieber so einzustellen gestatten. daß die Reibung
der gleitenden Zunge am vorteilhaftesten ist.
Auswahl aus dem Schrifttum.
1. G. Schinze, Untersuchungen z. aerolog. Synoptik m. Tabellen (1936).
2. AG Bericht über d. aerolog. Kxped. des Pr. Aeronaut, Obs. Lindenberg nach Ostafrika
3. H. Troeger, Gibt es getrennte Luftkörper? Ann. d. Hydr, (1929, S. 419/20).
4. Hann-Süring, Lehrbuch der Meteorologie. 5.. neubearb. Aufl, (1937), S. 56-57,
Heinz Troeger.
km
2. Wetterskizzen. Nr. 27: Um die Berge, Riegel und Massive kalter Luft.
1. R. Mügge?) hat in seiner kürzlich erschienenen, aufschlußreichen Wolken-
arbeit die Begriffe „Hindernis“ und „Stau“ sehr weitgehend zur Erklärung der
Wolkenbildung herangezogen. Ausgehend vom orographischen Hindernis und
1) R. Mügge: Wolken in Bewegung. Meteorol, Zeitschr. 1937, Märzheft.,