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Full text: 65, 1937

Dietrich, G.: „Die dyn, Bezugsfläche“, ein Gegenwartsproblem der dyn. Ozeanographie. 515 
starke troposphärische Sprungschicht als eine derart dynamisch bedingte Grenz- 
schicht anzusehen. Aus ihrer Lagerung konnte A. Defant!), da die Voraus- 
setzung eines zweifach geschichteten Meeres nahezu erfüllt ist, Richtung und 
Geschwindigkeit der Wasserbewegung der oberen atlantischen Troposphäre ab- 
leiten, Allgemeiner, wenn auch weniger eindeutig erweist sich die Untergrenze 
der Troposphäre als eine ausgeprägte Grenzschicht. Da sie das System der 
Wind- und Druckströme bis in gemäßigte Breiten von den wenig ausgesprochenen 
Bewegungs- und Ausbreitungsvorgängen der ozeanischen Stratosphäre absondert, 
erscheint sie zugleich als brauchbare dynamische Bezugsfläche. Jenseits der 
polaren Grenzen der Troposphäre sind eindeutige Grenzschichten nur selten zu 
ermitteln. Vielfach spiegelt sich das Bewegungssystem der oberen Horizonte 
bei der geringen Schichtung noch in der Bewegung der bodennahen Schichten 
wider, 
Nach der großräumigen Untersuchung des Atlantischen Ozeans von G. Wüst“) 
erweist sich das O,-Minimum als ausgezeichnet dafür geeignet, die Untergrenze 
der ozeanischen Troposphäre zu definieren, Bei mangelhaften Sauerstoffbeob- 
achtungen und bei schwachen vertikalen Sauerstoffgradienten läßt sich diese 
Untergrenze auch vereinzelt aus dem Salzgehalt festlegen?*). 
Bei dem zwanglosen Zusammenspiel der O,-Minima mit der Verteilung 
anderer hydrographischer Faktoren, das sich übrigens nicht nur auf die 
Troposphärengrenze beschränkt, sondern auch an den Grenzen der strato- 
sphärischen Zirkulationen, als auch in den Kernen der troposphärischen Quer- 
zirkulation zu finden ist, erscheint eine dynamische Erklärung naheliegend. Sie 
fußt auf der allerdings bisher rein qualitativen Vorstellung, daß außerhalb der 
planktonreichen oberen Schichten der Sauerstoffverbrauch in der Vertikalen 
durch das absinkende Detritus relativ gleichmäßig vor sich geht. Demnach 
müssen die Schichten mit verhältnismäßig geringer Erneuerung durch advektive 
Bewegungen durch O,-Minima charakterisiert sein, 
Gegen diese dynamische Erklärung der O,-Minima außerhalb der organismen- 
reichen Oberschicht wendet sich neuerdings H. R. Sei well?) in seiner biologisch- 
chemischen Hypothese, die im Grunde aus zwei verschiedenen Theorien besteht. 
In der ersten Theorie wird aus dem Zusammenhang einer bestimmten 
Dichte des Meerwassers im westlichen Nordatlantischen Ozean mit der Lage des 
O,-Minimums auf eine Ansammlung von Detritus geschlossen. (S 19): „An 
increased concentration of oxidizable organic matter in the viecinity of the 
oxygen minimum concentration may be suggested by the fact that the minimum 
eoncentration in the Western North Atlantic tends to occur at the density value 
g6=27.232 + 0.008, which implies that the settling velocities of organic 
particles are perceptibly slowed up in the vicinity of the minimum concentration, 
resulting in an increase of oxygen consumption per unit time“. Der überein- 
stimmenden Lage von 04 27232 mit dem O,-Minimum kommt ebenso wie der 
vom Verfasser für dieselbe Region aufgezeigte Zusammenhang mit der Wasser- 
temperatur von 10°, der übrigens eine Dichte vo; von etwa 27.20 entspricht, nur 
beschreibender Wert zu. Die dieser Übereinstimmung zugeschriebene physi- 
kalische Bedeutung ist bisher kaum zu begründen, Es ist auch nicht einzusehen, 
warum das Detritus im gleichmäßig geschichteten Ozean sich bei einem bestimmten 
Absolutwert der Dichte ansammeln sollte, um dort oxydiert zu werden. Gegen 
diese Erklärung spricht im übrigen der Wechsel in der Beziehung zwischen 
vo, und O,, der außerhalb der von H. R. Seiwell betrachteten Region feststellbar 
ist. Nördlich von Puerto Rico verlagert sich zum Beispiel gegen Süden das 
O,-Minimum schnell von 10°C auf nahezu 8° C1%), dem entspricht eine Ver- 
schiebung von gw 27.20 auf 27.34. Wenn ein Zusammenhang des Sauerstoffs 
mit der Dichte vorhanden ist, dann nicht mit irgendeinem Absolutwert, sondern 
eher mit dem vertikalen Dichtegradienten. Ein starker Gradient kann, wie 
A. Defant!) im tropischen Atlantischen Ozean gezeigt hat, die Durchlüftung 
stark unterbinden. 
25) G. Dietrich: Aufbau und Dynamik des südlichen Agulbasstromgebietes, Veröff. d, Inst, f. 
Meereskunde. N. F., R. A., Heft 27. Berlin 1935,
	        
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