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Full text: 65, 1937

Nagel, F.: Die Genauigkeit der Temperaturmessung bei Registrierballonaufstiegen. 505 
festzustellen, beide Kurven haben etwa die gleiche Gestalt (Fig, 4). In der 
Substratosphäre weichen die ersten drei Aufstiege um mehrere Grade voneinander 
ab. Der Anstieg des Aufstiegs 2 ist rund 3 Stunden später als derjenige von 1 
registriert worden. Vom ersten bis zum zweiten Durchgang durch die Tropopause 
ist bei Aufstieg 1 fast eine Stunde verstrichen, Wenn die Zustandskurve von 1 
in die von 2 durch periodische Wellenbewegungen überführt worden wäre, so 
hätte man wahrscheinlich bei dem Abstieg des Aufstiegs 1 einen Übergangszustand 
festgestellt. Etwas Derartiges ist aber nicht gefunden worden. Durch periodische 
Wellenbewegungen lassen sich also diese Abweichungen der Aufstiege nicht erklären. 
Hiermit soll keineswegs gesagt sein, daß periodische Wellenbewegungen in der 
Substratosphäre nicht vorkommen können, sondern nur, daß dieselben in diesem 
Falle nicht vorhanden waren, Die Abweichungen, wie sie z, B, in der Substratosphäre 
bei den Aufstiegen 2 und 3 auftreten, — bei 150 mb weichen hier die Temperaturen 
um rund 4° voneinander ab — werden nach den soeben gemachten Ausführungen 
wohl kaum auf Wellenbewegungen zurückzuführen sein, Die bei Aufstieg 3 
zwischen 200 und 150 mb auftretenden sprunghaften Temperaturänderungen sind 
nicht durch Verstrahlung hervorgerufen, da dieser Aufstieg während der Nacht 
ausgeführt worden ist. Es darf wohl die Vermutung ausgesprochen werden, daß 
es sich hier um Spannungen im Bimetall handelt. Vielleicht lassen sich überhaupt 
die Abweichungen wenigstens zum Teil durch Spannungen erklären, die besonders 
bei tiefen Temperaturen auftreten. Zur Zeit werden im Meteorologischen Institut 
der Hansischen Universität diesbezügliche Untersuchungen über Bimetalle angestellt, 
die demnächst veröffentlicht werden und eine weitere Klärung dieser Fragen bringen. 
IV. Die Genauigkeit der Temperaturmessung. 
A, Ergebnisse und Streuung der Temperatur. 
Beim Start des Aufstiegs 4 um 07 Uhr 18 Min ist eine Lufttemperatur von 
12.4° abgelesen worden, während an der etwa einen Kilometer entfernten Wetter- 
flugstelle um 07 Uhr 23 Min, also 5 Minuten später, die Lufttemperatur zu 12.2° 
bestimmt worden ist. Die Abgreifgenauigkeit bei der Basislinienbestimmung für 
die Temperatureichkurve beträgt -} 0.1° (siehe II A). Mit zunehmender Höhe 
werden die Fehler in den Temperaturangaben schon deswegen größer, weil auch 
die Druckangaben ungenauer werden. Aus den Untersuchungen von P. Raethjen 
und E. Huß geht hervor, daß bei Flugzeugaufstiegen mit zwei gleichzeitig 
registrierenden Meteorographen Abweichungen in der Temperatur vorkommen, 
die gelegentlich 1° erreichen. Etwa den gleichen Wert haben auch die Ab- 
weichungen zweier Meteorographen in einem Fesselballon ergeben [10]. 
In Fig. 4 ist bei 400 mb noch nirgends eine Abweichung der Aufstiege von 
der punktierten Kurve vorhanden, die mehr als 1° beträgt; die punktierte Kurve, 
das Mittel aus den Aufstiegen 1 und 9, ist deswegen bei 400 mb auch nirgends 
eingetragen, Aus der Figur ist aber deutlich die zunehmende Abweichung mit 
zunehmender Höhe zu ersehen; die punktierte Kurve ist überall dort eingetragen, 
wo die Abweichungen mehr als 1° betragen. In der oberen Troposphäre ergibt 
sich eine unregelmäßige Streuung der Temperatur von -{- 2°, gelegentlich kommen 
noch größere Abweichungen vor. 
Die gleichen Abweichungen wie in der oberen Troposphäre treten auch in 
der Stratosphäre auf, Wegen des viel geringeren Temperaturgradienten können 
in der Stratosphäre die Temperaturangaben durch die Drucke nicht so sehr 
gefälscht sein, wie in der oberen Troposphäre; denn selbst eventuelle Fehler in 
den Druckangaben von + 10 mb ändern nicht viel an der Streuung der Temperatur 
in der Stratosphäre, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist. Daher lassen sich die Ab- 
weichungen in der Stratosphäre nicht durch Fehler der Druckmessung erklären. 
Das am Schluß des Abschnitts II C über die Größe der Verstrahlung Ausgesprochene 
gewinnt dadurch an Gewicht, daß die bei den Angaben über die Größe der Verstrah- 
lung auf tretenden Fehler wohl kaum die Größe erreichen, wie die troposphärischen 
Abweichungen der einzelnen Aufstiege untereinander. 
Insgesamt ergibt sich: Die Genauigkeit der Temperaturmessung, die in 
Bodennähe etwa + !/° beträgt, nimmt mit zunehmender Höhe allmählich ab. 
Ana. d. Hydr. usw. 1937, Heit XI.
	        
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