190 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, November 1937,
vorher das Segment. Herr Seidensticker gab die Pause mit einer Sekunde
an und hielt das Blau für heller. Ich selbst schätzte die Pause auf gut eine
Sekunde und fand das Blau weißlicher als vorher.
Diese Beobachtung läßt verstehen, warum vor zwei Jahren im Niederländischen
Verein für Wetter- und Sternkunde in Utrecht der holländische Gelehrte Minnaert
in einem Vortrage das Phänomen in drei Teile einteilte:
1. der grüne Rand,
2, das grüne Segment,
3, der eigentliche grüne Strahl,
Es ist vielleicht anzunehmen, daß dieses eben geschilderte letzte Aufblitzen nach
jer Pause der „eigentliche Grüne Strahl“ war (wenn er dieses Mal auch blau aus-
Hel), der wohl nur auftritt, wenn die Sicht außerordentlich klar ist. Und so
wäre der hier berichtete Vorgang vom 8. September 1936 ein Idealfall, der alle
drei Phasen des Phänomens gebracht hat.
In dem erwähnten Vortrag!) folgte dann noch einiges zur Erklärung des
„Grünen Strahles“, Daß vor dem Untergang der obere Teil der Sonne einen
grünen, der untere einen roten Rand hat, liegt nach Meinung des holländischen
VYortragenden daran, „dat de kleuren van het licht een verschillenden brekings-
poefficient hebben“, eigentlich sähe man zwei Sonnen, eine grüne und eine rote,
die sich gegenseitig nicht ganz bedecken, Zur‘ Erklärung des Segments und des
eigentlichen grünen Strahles heißt es: „Men neemt aan, dat hierbij door absorptie
ön dispersie de kleuren van het zonnespecetrum achtereenvolgens geölimeneerd
worden, soodat ten slotte een ondeelbar moment het groene overblijft, dat in
gen flits verschiet“ Die Erklärung besagt ungefähr dasselbe, was der „Kosmos“,
Stuttgart 1926, in einem Aufsatz von Kellen brachte. Nach den dortigen photo-
graphischen Aufnahmen und Zeichnungen von Rudaux wird aber auch das grüne
Segment oder Oval (in Bildreihe 3 Bild b und c) als „Grüner Strahl“ bezeichnet,
so daß hiernach zu urteilen das Wiederauftauchen des Strahles nach einer Pause
ron mehr als einer Sekunde eine außerordentliche Seltenheit sein muß,
Im Anschluß hieran seien noch einige weitere verschiedene Untergänge und
Aufgänge kurz erörtert. Es wird gebeten, den Text genau mit der entsprechenden
Bildreihe zu vergleichen,
Am 11, September 1936 wurde an der Küste von Nordafrika bei Oran ein
Sonnenuntergang beobachtet. Sowohl der grüne Rand als auch das Segment
iraten in schöner grüner Farbe in Erscheinung, 15, 10 und 4 Sekunden vor dem
Verschwinden lösten sich grüne Fetzen ab. Das letzte kleine Segment war nur
sine Sekunde lang sichtbar, nachdem es grün geworden war. In Bildreihe 4 a—g
ist alles zu ersehen. P 1016 mb, Wind NE 2—3, T, und Ty 24.5°,
Es folgt ein Sonnenaufgang am 13. September 1986 bei Cap Carbon, Nord-
afrika (Bildreihe 5 a—f). P 1020 mb, Wind E 5—6, Tı 24°, Tw 23.5°%°. Die Erschei-
nung begann mit einem direkt auf der Kimm liegenden grünen Oval, das die
Farbe aber nur eine Sekunde lang behielt, dann zunächst in der Mitte, gleich
darauf auch an den Enden gelb wurde, Nach diesen Vorgängen, die im ganzen
zwei Sekunden dauerten, war vorläufig nichts Grünes mehr zu sehen, Erst acht
Sekunden später löste sich vom Oberrand ein grüner Fetzen ab und nach etwa
18 Sekunden geschah dasselbe noch einmal.
Bildreihe 6 zeigt einen Sonnenuntergang zwischen Algier und Tunis an dem
zleichen Tage. P 1021 mb, ENE 5, T, 24.5°, TA 24°. Als noch die Hälfte der Sonne
über dem Horizont war, wurde ein grüner Oberrand mit Ablösung eines Teil-
zhens beobachtet; dann sah man nichts Grünes mehr, bis plötzlich vier Sekunden
vor dem Verschwinden das ganze gelbliche Segment grün wurde und in drei
Sekunden kleiner und blasser werdend verschwand,
Der nächste Sonnenuntergang am 14. September bei Pantelleria, westlich von
Malta, ist in Bildreihe 7 dargestellt. Er bietet etwas Besonderes, weil hierbei der
Untergang von zwei waagerecht nebeneinander stehenden Sonnenflecken beobachtet
wurde, Bild 7a zeigt die beiden unregelmäßig geformten Flecke noch etwa acht
Bogenminuten über dem Horizont, Als sie den Horizont beinahe berührten,
‘\ Siehe „De Zee‘, 1935, S. 446/7.