Kleinere Mitteilungen.
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Meere hochsteigende Gebirgskette Höhen bis 1000 m erreicht, wurde die an der
Westküste dieser Inselgruppe schon vorhandene NW-Sirömung vom Westfjord
abgeriegelt. Sie konnte erst durch die breite Lücke im Zuge der Lofoten
zwischen der Insel Moskenesöy und der südlichsten Insel Röst hereindringen,
Dabei trat diese einbrechende Kaltluft infolgs Ablenkung beim Umströmen der
Insel Moskenesöy zunächst als SW-Wind auf und bedingte die Ausbildung des
geschilderten Nebelgebietes, Weiter südlich, auf 67° 40’ N-Br. und 14° 00' E-Lg.
konnte sich dann nach Passieren des Nebelgebietes die NW-Strömung in dem
dort 40 Sm breiten Fjord ungehindert durchsetzen.
Im nördlichen Teil des Westfjords wurden einerseits die Nordwest- bis Nord-
winde durch die Lofoten abgehalten, andererseits konnten in dem dort nur 12
bis 14 Sm breiten Fjord die schwachen Südost- und Ostwinde des skandinavischen
Festlandes unmittelbar über der Meeresoberfläche auch nicht in Erscheinung
treten. Diese Winde stürzten, der glatten Wasseroberfläche nach zu urteilen,
nicht als Fallwinde über das Küstengebirge herab, sondern glitten über ein der
Festlandküste vorgelagertes Kaltluftkissen hinweg. Das laminare Abgleiten der
Föhnströmung über die Kaltluft war die Ursache zu nachfolgend geschilderter
Luftspiegelung nach oben und unten.
Um 11.50 war einige Seemeilen voraus an Backbordseite die Insel Engelöy,
die durch einen schmalen Kanal vom norwegischen Festlande getrennt ist, in
Sicht. Dieser Insel sind in südwestlicher Richtung eine Reihe kleiner Felsen-
inseln und einzelne Schären vorgelagert, Auf Flatöy, der größten dieser vor-
gelagerten Inseln, die zugleich am weitesten nach Südwesten vorreicht, ist ein
Leuchtfeuerturm errichtet, der aus einem Betonhaus mit aufgesetztem niedrigem
Turme besteht. Der Feuerturm liegt auf 67° 55‘ N-Br. und 14° 47 E-Lg. Die
Insel ragt an der Stelle des Feuerturmes 34 m über die Wasseroberfläche heraus
und besitzt eine größte Breite von annähernd 1 km und eine von SW nach NE
sich erstreckende Länge von nicht ganz 1'/z km. Von 11.50M bis 12.05 waren
aus einer Entfernung von etwa 12 Sm diese Insel und alle zwischen diesem
Eckpfeiler und der Insel Engelöy über die Meeresoberfläche hochragenden
Schären und kleinen Inseln durch eine Luftspiegelung nach oben gehoben und
erschienen den im direkten Sehstrahl nur wenig über den Horizont hoch-
ragenden Felsgebilden spiegelbildlich aufgesetzt, wie es in der Skizze 2a (s, S. 482)
angedeutet ist.
Die Felskuppen und Erhöhungen der Inseln erschienen mit den darüber
befindlichen Spiegelbildern wie riesenhafte Gletschertische am Horizont, während
die Spiegelung der Insel Flatöy mit dem Feuerturm den Eindruck eines Riesen-
Hugzeuges am Horizont machte, wobei die Insel selbst kaum über den Horizont
amporreichte, Es dauerte nicht lange, dann erschienen die Spiegelbilder weiter in
die Höhe gerückt. Es sah aus, als schwebten die Spiegelbilder als gehobene Kappen
über den Felsgebilden, während das Bild der Insel Flatöy als naturgetreues Spiegel-
bild über der Insel schwebte, die nun ihrerseits schon etwas weiter am Horizont
hochragte. Die Skizze 2b veranschaulicht das Bild etwa 10 Minuten nach Beginn
der Erscheinung. An dem Bilde der Insel Flatöy und an der Spiegelung des
steilen Bergkegels mit der Fortsetzung der Inseloberfläche nach rechts (in der
Skizze 2a und b mit * bezeichnet) ist zu ersehen, daß es sich um richtige
Spiegelbilder handelt, Der Raum zwischen dem wirklichen Objekt und seinem
gehobenen Spiegelbild erschien von flimmernder Luft oder von schwach ange-
deuteter Spiegelung von Wasser ausgefüllt. Das ganze Phänomen dauerte etwa
15 Minuten und wurde von 5 m über der Meeresoberfläche aus beobachtet. Beim
Passieren der Insel Flatöy war innerhalb der nächsten 15 Minuten an den kleinen
[nseln und Schären, die in Küstennähe an Fiatöy südwärts sich anreihen, eine
Spiegelung nach unten, wie sie in Skizze 2ec dargestellt ist, zu beobachten. Die
Gegenstände heben sich bei dieser Spiegelung ab und scheinen gewissermaßen
in der Luft zu schweben. Pernter-Exnerl) bezeichnen sie als „Schweben der
Gegenden in der Luft“ Während der Beobachtung des Schwebens der Schären
4 Pernter-Exner, Meteorologische Optik, 2, Aufl., S, 140.