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Full text: 65, 1937

Wagner, A.: Die allgemeine Zirkulation im strengen Winter 1928/29, 455 
tendenz zum Ausgangspunkt zu nehmen. Vorläufig aber soll lediglich letztere 
Annahme näher untersucht und begründet werden. 
Eine solche Prüfung ist wenigstens für den Bereich des Nordatlantischen 
Ozeans aus den von A. Defant!) zusammengestellten und von A. Peppler?) 
ergänzten Zahlenwerten ohne Schwierigkeit möglich; A, Defant hat als Maß für 
die Intensität der allgemeinen Zirkulation im Nordatlantischen Ozean den Druck- 
unterschied 30° bis 65° N-Br. berechnet und die Abweichung jedes Monatswertes 
vom 25jährigen Monatsmittel 1881 bis 1905 in Prozenten ausgedrückt. Der 
Druckwert für 65° N-Br. wurde als Mittelwert aus den 18 Schnittpunkten der 
Breitenkreise 60°, 65° und 70° mit den Meridianen 10°, 20° ... 60° W-Lg. 
ermittelt; analog wurde bei der Berechnung des Druckwertes für 30° N-Br. vor- 
gegangen. A. Peppler hat dann die Jahre 1906 bis 1923 in gleicher Weise 
bearbeitet, so daß für eine Prüfung der oben skizzierten Vorstellung die Monats- 
werte der Anomalien des Druckgefälles 30° bis 65° N-Br. für 43 Jahre vorliegen 
(vgl. Tab. 1 der zitierten Arbeit von A. Peppler). 
Zählt man nun für jeden Kalendermonat aus, wie oft diese Anomalien ihr 
Vorzeichen zum nächsten Monat beibehalten und wie oft sie dasselbe wechseln, 
so erhält man insgesamt 290 Zeichenfolgen, 216 Zeichenwechsel und außerdem 
9 Fälle, in welchen entweder der Hauptmonat oder der Folgemonat eine Anomalie 
Null hatte. In diesen Zahlen drückt sich eine mäßige Erhaltungstendenz aus, 
die Wahrscheinlichkeit, daß der Folgemonat dasselbe Vorzeichen der Anomalie 
der allgemeinen Zirkulation aufweist, beträgt 57%. 
Tabelle 1. Erhaltungstendenz der Anomalie der Zirkulation im Nordatlantischen Ozean. 
En aa vv vv x! xx x an) 
Zeichenfolgen, n.... & 28 7, 21| 20 2232| 19, 30, 290 
Zeichenwechsel, n... 121) 17|5|22 | 58? | 16| 20| 23 | 21 | 241 3ı | 219 
Unbestimmt, n ..... 0 0 0) 0 1 3 1 0 0 0 2 9 
Zeichenfolge, % .... | 3 | 58 A 48 5 d 4 dd S | 57 
Anomalie > 100%, n u 1 7 13 4 7 0 Öl 0 1 ol 0 33 
2 EA N nt a A 0 
Im Laufe des Jahres ändern sich aber die Verhältnisse ganz beträchtlich, 
wie die Zahlenreihen der Tab. 1 zeigen: Vom Dezember zum Folgemonat beträgt 
diese Erhaltungstendenz 73%, für den Jänner und Februar sind die betreffenden 
Zahlenwerte 76% und 72%; für die drei Wintermonate ist also die Wahrschein- 
lichkeit, daß der Sinn der Anomalie der allgemeinen Zirkulation auch im Folge- 
monat erhalten bleibt, 74%, eine Zeichenfolge ist dreimal so wahrscheinlich als 
ein Zeichenwechsel. Für März und April ist noch eine geringe Erhaltungstendenz 
merklich, im ganzen Sommerhalbjahr dagegen vom Mai bis November kann von 
einer solchen überhaupt nicht gesprochen werden, zufällig ist die Anzahl der 
Zeichenfolgen für diese sieben Monate gleich groß wie die der Zeichenwechsel 
(147 gegen 148 Fälle). In den vier Jahreszeiten erhält man folgende Wahr- 
scheinlichkeiten für die Erhaltung des Vorzeichens von einem Monat zum Folge- 
monat: Winter 74%, Frühling 56%, Sommer 53%, Herbst 47%. 
Noch schärfer ist diese jahreszeitliche Ungleichheit ausgedrückt, wenn für 
die Ausgangsmonate nur Anomalien von mehr als 50% herangezogen werden: 
Solche besonders kräftig entwickelte Anomalien der allgemeinen Zirkulation 
behalten ihr Vorzeichen im Winter in 76% der Fälle, im Frühling in 61%, 
dagegen im Sommer nur in 36% und im Herbst in 56% der Fälle. Natürlich 
sind diese Werte merklich unsicherer. weil sie aus viel weniger Einzelwerten 
abgeleitet sind. 
Immerhin scheint festzustehen, daß aus den Wintermonaten — aber nur aus 
diesen — eine brauchbare Prognose für die Folgemonate hinsichtlich des Sinnes 
der Anomalie der allgemeinen Zirkulation im Bereich des Nordatlantischen Ozeans 
gegeben werden kann, lediglich gestützt auf der festgestellten Erhaltungstendenz 
2) A. Defant, Die Schwankungen der atmosphärischen Zirkulation über dem Nordatlantischen 
Ozean im 25jährigen Zeitraum 1881 bis 1905, Geogr. Annaler 1924, Heft 1. — ?) A, Peppler, 
Energieschwankungen der nordatlantischen Zirkulation und Sonnenflecken 1881 bis 1923, Gerl, Beitr. 
Bd. 29 (1931) 8, 187.
	        
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