VI. Nautischer Beitrag.
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zur See Franzius, Hissink, Möbes, sowie die Obersteuerleute Gabler, Völz
und die Steuermannsmaate Sievert und Träger beteiligt. Es wurden nach
Möglichkeit täglich zweimal Sonnenbeobachtungen durchgeführt. Jeder einzelne
hatte dabei eine Serie von sechs Messungen, bei gleichzeitiger Kontrolle durch
zwei Beobachter über der Kimm, auszuführen. Gestirnsbeobachtungen nachts
wurden von den Wachoffizieren jeweils auf ihrer Nachtwache selbständig, auch
in Form einer Serie von sechs Messungen, gemacht. Um die günstigste Art der
Beobachtung herauszufinden, wurden auch Meßversuche im Liegestuhl, sitzend,
aufgestützt oder aufgelegt ausgeführt, Über alle Beobachtungen wurden pein-
lich genaue Protokolle geführt in bezug auf äußere Begleitumstände, wie Wind,
Wetter, Beleuchtung, Zustand der Kimm, Schlingern und Stampfen. Überdies
hatte jeder der Beteiligten nach jeder Beobachtung eine Kritik abzugeben über
Zustand und Bewegung der Libellen bzw. Pendel, über den Wert, den er seiner
Messung beimaß, und über besondere Erscheinungen und Schwierigkeiten.
Durch die Planmäßigkeit der Beobachtungen hat sich eine erhebliche Menge
Beobachtungsmaterial sammeln lassen. Leider war es nicht möglich, das Material
sofort auszuwerten, da die Indexfehler der Instrumente an Bord und im Aus-
lande auch an Land nicht bestimmt werden konnten, So wurde nur eine vor-
läufige Auswertung, auch nur in Stichproben, auf graphischem Wege vorgenommen.
Diese zeigt aber, daß alle Instrumente fast gleichwertig sind bis auf den „Hughes“,
der nach der negativen Seite hin stark aus dem Rahmen fällt. Weiterhin scheint
die vorläufige Auswertung zu ergeben, daß bei Serienmessungen eine genügende
Genauigkeit für die Erfordernisse der praktischen Seefahrt erreicht werden kann,
selbst bei bewegtem Schiff bis zu Windstärken 6 bis 7 Beaufort. Die endgültige
Auswertung des gesamten Materials ist der Deutschen Seewarte übertragen
worden. Es bleibt abzuwarten, ob die Ergebnisse der vorläufigen Auswertung
nach der genaueren Verarbeitung noch aufrechterhalten werden können.
Die Kimmtiefenmessungen, die genau so regelmäßig durchgeführt wurden
wie die Gestirnsbeobachtungen — es wurden täglich durchschnittlich drei
Messungen gemacht —, waren von besonderem Interesse, da von dem subtropischen
Passatgebiet, in dem die Expedition vor sich ging, nur wenig Material vorlag.
Durch die Systematik der Beobachtungen sollte eine einwandfreie und grund-
sätzliche Erfassung des gesamten Gebietes gewährleistet werden. Bei der Dauer
der Beobachtungen von fast drei Monaten darf man annehmon, daß auch alle
Wetterlagen, die eigentümlich für dieses Gebiet und von Einfluß auf die Kimm-
tiefen sind, erfaßt worden sind. Gemessen wurde mit zwei „Pulfrich“-Geräten
gleichzeitig von zwei Beobachtern, Zu jeder Beobachtung wurden vier Messungen
gemacht, querschiffs, längsschiffs, von St-B. vorn nach B-B. achtern und um-
gekehrt. Parallel zu jeder Beobachtung liefen Temperaturmessungen mit Trocken-
und Feuchtthermometern in Augeshöhe, über der Wasseroberfläche, im Vortopp
und Messen der Wassertemperatur zur Bestimmung der Temperaturkoeffizienten
für gewonnene Kimmtiefen. Vorgesehen waren noch gleichzeitige Messungen vom
Boot aus, was sich bei dem ständigen Passat, der schwankenden Plattform wegen,
nicht durchführen ließ, Das Boot sollte so weit vom Schiff entfernt sein, daß
gerade die Kimm beim „Meteor“ gemessen wurde. Es wäre so der Temperatur-
koeffizient besonders genau zu erfassen gewesen. Verschiedentlich wurden die
Kimmtiefen mit Sextanten über den Zenit gemessen. Diese Beobachtungen
ergaben eine gute Übereinstimmung mit den „Pulfrich“-Geräten, Die Unterschiede
betrugen nur wenige Zehntel,
Die „Pulfrich“-Geräte lassen sich auch nur an Land eichen, so daß sich auch
hier wieder nur eine vorläufige Auswertung an Bord vornehmen ließ.
Zur Ermittlung, ob und wieweit sich die Zeiten zur Errechnung eines nor-
malen Bestecks aus drei Höhen herunterschrauben und die gesamte Methode sich
vereinfachen läßt, was besonders wichtig für die Luftwaffe und Lufthansa bei
ihren großen Geschwindigkeiten ist, wurde an Bord von den verschiedenen
Methoden der „Ageton“ und die nach den „Aeronautischen Tafeln“ zur Erprobung
ausgewählt. Zwei Wachoffiziere wurden beauftragt, täglich zumindest ein Be-
steck nach der neuen Methode zu rechnen. Das wurde drei Monate lang