D4 Bericht üb. d. erste Teilfahrt d, D, Nordatl. Exped. d. Forschungs- u, Vermessungsschiffes „Meteor“.
12 Seemeilen gelangen die Aufstiege meist noch gut. Bei vorlichem Wind war
der Leewirbel am Heck jedoch vielfach so stark, daß der Ballon auf das Wasser
niedergedrückt wurde bzw. die Sonde die Wasseroberfläche berührte. In diesem
Fall halfen auch Hilfsleinen mit besonderen Schlippvorrichtungen nicht mehr;
es mußte für die Dauer des Aufstieges wenigstens mit der Fahrt heruntergegangen
werden,
Völlig sicher dürften die Aufstiege erst mit einer Hilfsvorrichtung gelingen,
die die Antenne beim Aus-der-Hand-Geben des Gespannes in aufgerollitem Zu-
stand enthält, so daß die Sonde etwa in einem Abstand von 1 bis 2 m unter
dem Ballon hängt. Die Antenne soll erst zum Abrollen freigegeben werden,
wenn der Ballon nach Ablauf einiger Sekunden etwa die Höhe von 30 bis 40 m
erreicht hat, Vorbedingung hierzu ist jedoch eine besonders lehnige Antenne.
Mit der auf der Expedition benutzten Litze aus Aluminiumdrähten mit Stahl-
ainlage läßt sich dieses Verfahren nicht anwenden, Für die Aufstiege wurden
1000 g-Ballone verwendet mit einem Auftrieb von 1500 g., Die Sonde des
Reichsamtes für Wetterdienst sowie die des Heereswaffenamtes wiegen aufstiegs-
fertig 600 g, die Marinesonde ohne feuchtes Thermometer 700 g, mit feuchtem
Thermometer 800 g.
Von der Zahl der in den letzten Jahren entwickelten Radiosondentypen
standen für die Expedition drei Modelle zur Verfügung, deren Funktion im
folgenden kurz beschrieben sei. Eine eingehende Behandlung dieser Geräte muß
jedoch dem endgültigen Expeditionsbericht vorbehalten bleiben, zumal die Ent-
wicklung noch nicht abgeschlossen ist, und gerade die Versuche während der
Expedition gezeigt haben, daß durch weitere Arbeiten am Gerät noch Fort-
schritte zu erzielen sind. Die Richtigkeit der eingeschlagenen Wege bestätigt
die Zahl von rund 150 gelungenen Aufstiegen, von denen 130 auf das eigent-
liche Arbeitsgebiet zwischen Kanarischen und Kapverdischen Inseln und der
Rest auf An- und Rückmarsch zwischen Kanarischen Inseln und Englischem
Kanal entfallen,
Vom Reichsamt für Wetterdienst, Berlin, wurde die sogenannte Langsonde
und vom Heereswaffenamt Berlin eine von Kölzer und Graw entwickelte Sonde
zur Verfügung gestellt, während das Marineobservatorium die sogenannte Marine-
sonde, die mit der Nachrichtenmittelversuchsanstalt Kiel zusammen entwickelt
wurde, einsetzen konnte.
Bei den beiden erstgenannten Sonden handelt es sich hauptsächlich um einen
mit einem Kurzwellensender verbundenen Kleinmeteorographen. Bimetall und
Bourdonrohr, bei der R. f. W.-Sonde zusätzlich ein Haarbüschel für die Feuchte,
dienen zur Messung der meteorologischen Elemente,
Bei der Marinesonde wurde für die Temperaturmessung gänzlich von dem
Bimetall abgegangen und das Quecksilberthermometer eingeführt, das als Kon-
taktthermometer ausgebildet war. Durch geeignete Schaltung mit dem Kurz-
wellensender werden bei Temperaturänderung mit Hilfe von eingeschmolzenen
Kontakten in die Kapillare Frequenzsprünge hervorgerufen, die leicht abzuhören
und zu registrieren sind. Als Füllung dieser Thermometer dient eine Legierung aus
Quecksilber und Thallium, die eine Messung bis — 60° gestattet. Der Nachteil,
der in dieser Begrenzung der meßbaren Temperatur liegt, wird aufgehoben durch
die sichere Funktion der Thermometer im Vergleich zum Bimetall und sonstiger
Ybertragungselemente.
Die Druckmessung geschieht bei dieser Sonde durch ein abgeschlossenes
Luftvolumen, das bei Anderung des äußeren Luftdruckes ein Stück eines Queck-
silberfadens in einer Kapillare mit Kontakten, ähnlich dem Thermometerkörper,
bewegt.
Die Messung der Feuchtigkeit, die gerade in dem Passatgebiet interessiert,
ist leider mit den Kölzer-Sonden noch nicht möglich, Die R.f, W.-Sonde
mißt die Feuchtigkeit mit einem Haarbüschel, wie es in dem Meteorographen
zur Anwendung kommt. Bei den Marinesonden ist auch hier ein neuer Weg
beschritten worden, Wie die Messung der Feuchtigkeit am Boden mit Psychro-
metern ausgeführt wird, so wurde versucht, dies Prinzip auch in den Sonden