V. Bericht über d. meteorolog. Arbeiten auf d. ersten Teilfahrt d. Deutschen Nordatl. Expedition, 23
Elemente wurden in der Hauptsache von dem Brückenpersonal des „Meteor“
durchgeführt und von den Meteorologen kontrolliert und ergänzt. Die Luftdruck-
angaben wurden an dem marineeigenen Schiffsbarometer, die Temperaturwerte an
Instrumenten in der großen englischen Hütte auf dem Kartenhaus abgelesen. Die
Hütte stand zur Verminderung der Strahlungseinflüsse des Kartenhauses auf
50 cm hohen Füßen. Um ein möglichst vibrationsfreies Hütteninnere für
Registrierinstrumente zu erhalten, wurde zwischen Füße und Hütte je ein Schwing-
metallpuffer der Firma Continental eingelegt, die sich sehr gut bewährt haben.
Der Luftdruck wurde mit einem Schiffsbarographen der Firma Fuess im
Zeichensaal registriert. Zum Bordgebrauch ist dieser Barograph im Marine-
observatorium Wilhelmshaven umgebaut und mit den schon bei der Wetterhütte
erwähnten Schwingmetallpuffern versehen worden, Alle Registrierungen ergaben
trotz der Schiffsvibrationen durch die Motoren gut auswertbare Kurven. Die
Lufttemperatur sowie die Feuchtigkeit wurde in der Wetterhütte registriert.
In der Wetterhütte auf dem Kartenhaus befand sich ferner ein Feuchtigkeits-
geber der Firma Hartmann & Braun, dessen Werte von einem Sechsfarbschreiber
im Zeichensaal aufgezeichnet wurden. Ein ausführlicher Vergleich mit dem
Hygrographen und den Werten der Terminablesungen konnte noch nicht durch-
geführt werden; doch zeigen Stichproben, daß diese Art der Feuchtigkeitsgeber
für Expeditionszwecke gut geeignet ist. Die Instrumente des genannten Typs
verbinden geringe Wartung mit großer Zuverlässigkeit. Außer diesen beiden
Meßanlagen waren noch je zwei Widerstands-Thermometer an der oberen Funk-
rahe und dem Scheinwerferstand an den Sechsfarbschreiber angeschlossen.
Wetterdienst. Zur Beratung des Kommandos des Schiffes und des wissen-
schaftlichen Stabes wurde täglich eine Wetterkarte, an besonders unbeständigen
Tagen bis zu drei Wetterkarten gezeichnet. Im nördlichen Teil des Arbeits-
gebietes waren die Beratungen durch das reichhaltige Material der europäischen
Sammelmeldungen, zusätzlich der Ausstrahlung von Horta auf den Azoren, ver-
hältnismäßig einfach. Zu einem schwierigen Problem gestaltete sich jedoch die
Vorhersage im südlichen Teil. Das einzige regelmäßige Beobachtungsmaterial
stand von Afrika zur Verfügung. Vom Ozean selbst waren kaum Meldungen zu
erhalten. Die Beobachtungen der Kapverdischen Inseln waren trotz aller Be-
mühungen des Funkpersonals nicht aufzunehmen, Auch die Ausstrahlung von
Lissabon enthielt nur sehr selten diese Meldungen. Die Beobachtungen von den
Kanarischen Inseln fielen infolge der spanischen Wirren ganz aus. Meldungen
von Nord- und Südamerika konnten nicht aufgenommen werden. Häufig waren
auch die atmosphärischen Störungen zu stark, um eine einwandfreie Aufnahme
zu garantieren. Es ist bedauerlich, daß gerade in diesem Gebiet, das um diese
Zeit sehr starke Änderungen in der Wetterlage zu verzeichnen hatte, der Beob-
achtungsdienst nicht besser organisiert ist.
8. Die aerologischen Arbeiten mit Radiosonden. Einer der wesentlichsten Punkte
bei der Arbeit mit Radiosonden ist die Technik des Aufstieges, denn nur
einwandfrei gelungene Aufstiege sind Vorbedingung für den Erfolg. Am ein-
fachsten lassen sich Aufstiege vom gestoppten Schiff bewerkstelligen, das mög-
lichst quer zur Windrichtung liegt bzw. treibt. In diesem Fall wird der Ballon
Hand über Hand an der Antenne hochgelassen, die je nach dem benutzten Radio-
sondenmodell 10 bis 20 m lang ist, bis der Ausführende die Radiosonde in der
Hand hat und diese bei gut stehendem Ballon freigibt. Auf diese Art wurden
viele Aufstiege während der ozeanographischen Stationen, auf denen das Schiff
zur Entnahme von Wasserproben und Temperaturmessungen in der Tiefe gestoppt
lag, ausgeführt. Da die insgesamt zur Verfügung stehende Zeit jedoch sehr
knapp bemessen war, konnte zwischen diesen Stationen nicht noch besonders
gestoppt werden. Die Meteorologen waren daher gezwungen, das Gespann
Ballon—Antenne—Sonde auch häufiger während der Fahrt zu starten. Wie die
ausgeführten Aufstiege lehrten, lassen sich feste Regeln und Anweisungen noch
nicht geben. Die Technik des Hochlassens der Ballone mußte dauernd gewechselt
werden, je nach der Stärke und Richtung des Windes zum Schiffskurs. Bei
seitlichem Wind bis zu 6 Beaufort und einer Fahrt des Schiffes von ungefähr