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Full text: 65, 1937

II. Die ozeanographischen Arbeiten auf d, ersten Teilfahrt d. Deutschen Nordatl. Expedition usw. 7 
ozeanographischen Arbeiten werden im Rahmen der Expedition auch meteoro- 
logische Untersuchungen aufgenommen. In erster Linie ist an eine syste- 
matische Anwendung der Radiosondenmethode gedacht. 
Es ist hervorzuheben, daß sich im Arbeitsgebiet dieser Nordatlantischen 
Expedition diejenige Meeresströmung, der Golfstrom, befindet, die im Weltmeer 
die wichtigste und einflußreichste und für die meteorologischen und klimatischen 
Verhältnisse Europas von ausschlaggebender Bedeutung ist. Das Problem des 
Golfstromes ist noch keineswegs als gelöst anzusehen und erst mit der Beibringung 
systematisch gesammelten, modernsten Beobachtungsmaterials ist mit einem Weiter- 
kommen in diesen für die Ozeanographie und Meteorologie so wichtigen Fragen 
zu rechnen, Eine außerordentlich große Zahl von wissenschaftlichen und prak- 
tischen Problemen stehen in engster Verbindung mit dem Golfstrom. Die Witte- 
rungsverhältnisse von ganz Europa stehen im Abhängigkeitsverhältnis von ihm. 
Eine genaue Kenntnis seiner Schwankungen ist zum Beispiel in erster Linie erfor- 
derlich, will man endlich entwicklungsfähige Grundlagen der für die Landwirt- 
schaft so wichtigen Langfristprognosen gewinnen. Wie soll man aber über diese 
Schwankungen etwas aussagen, wenn man nicht einmal den normalen Aufbau 
des Golfstromes genügend genau kennt! 
Eine systematische Aufnahme des Nordatlantischen Ozeans ist aber auch in 
vielen anderen Hinsichten notwendig. Ist doch dieser Ozean das am meisten 
von Schiffen befahrene Meer; seine gründliche Kenntnis nützt dem Seeverkehr 
und der Seewirtschaft, letzterer um so mehr, als gerade in dem nördlichen Teile 
dieses Ozeans die ausgedehntesten und ertragreichsten Fischereigründe der 
Erde sich befinden, Die Sargassosee ist der Laichplatz unserer heimischen Aale 
und ihre Wanderungen bis zu unseren Gewässern gehen durch den ganzen öst- 
lichen Atlantischen Ozean. 
Eine Nordatlantische Expedition hat auch in meteorologischer Hinsicht eine 
weittragende Bedeutung, Auf die Forderung des Langfristprognosenproblems 
durch die Untersuchungen des Golfstromes habe ich schon hingewiesen. Die 
systematische Erfassung der Luftstromverhältnisse wird sich sicherlich in sehr 
nützlicher Weise für den Luftverkehr über diesen Ozean auswirken, und es ist 
an sich merkwürdig, daß durch die erste „Meteor“ Expedition der Südatlantische 
Ozean auch meteorologisch genauer bekannt ist, als der uns viel näher liegende 
und wichtige Nordatlantische Ozean. 
Die Deutsche Kriegsmarine hat sich treu ihrer alten Tradition in Ver- 
bindung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft entschlossen, diese 
neue ozeanographische Expedition nach Norden hin sobald als möglich in die 
Tat umzusetzen und das ganze Gebiet von den Breiten der Kapverdischen Inseln 
bis zu den Breiten Islands ozeanographisch und meteorologisch aufzunehmen. 
Dadurch ist dann auch der Anschluß an die wissenschaftlichen Arbeiten des 
„Meteor“ in den isländisch-grönländischen Gewässern ‚der Jahre 1929 bis 1985 
gegeben. 
In finanzieller Hinsicht wurde der Beginn der Expedition erst durch eine 
große Zuwendung des Stifterverbandes der Deutschen Forschungsgemeinschaft 
(Vorsitzender Exzellenz Schmidt-Ott) ermöglicht, durch die in erster Linie 
das Instrumenteninventar ergänzt und durch neue, moderne Apparate vervoll- 
ständigt wurde, Die Durchführung dieser neuen Nordatlantischen Expedition 
ist den jetzigen Verhältnissen entsprechend in mehreren Teilfahrten von 4 bis 
5 Monaten Dauer geplant. Das Vermessungsschiff „Meteor“ ist zur ersten dieser 
Teilfahrten am 4. Februar ausgelaufen und ist nach 3!/, monatiger intensiver 
Arbeit am 13. Mai wieder nach Wilhelmshaven zurückgekehrt. 
Der Plan und Zweck der ersten Fahrt, die zum Teil auch als Versuchsfahrt 
dienen sollte, wurde durch die zur Verfügung stehende Zeit mitbestimmt. Es 
galt, einwandfreie systematische Beobachtungen zu dem in den Subtropen des 
Nordatlantischen Ozeans ozeanographisch-meteorologisch wichtigen Problem des 
kalten Auftriebswassers vor der Küste Westafrikas zu sammeln. Bekanntlich 
zieht sich im Gebiete zwischen den Kanarischen und Kapverdischen Inseln in 
unmittelbarer Nähe am und vor dem Kontinentalabfall längs der Küste Afrikas
	        
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