I. Allgemeiner Reisebericht vom Kommandanten,
Kapitän zur See Eyssen.
Nachdem das umfangreiche Beobachtungsmaterial der Deutschen Atlantischen
Expedition auf dem „Meteor“ 1925/27 zum größten Teil verarbeitet war, fanden
in den Jahren 1935/36 zwischen dem Oberkommando der Kriegsmarine, der
Forschungsgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und dem Direktor des
Institutes und Museums für Meereskunde die erforderlichen Besprechungen über
eine weitere Expedition statt.
Es wurde beschlossen, die Forschungsarbeiten der „Meteor“-Expedition 1925/27
nach Norden hin fortzusetzen, aber nicht wieder in einer 2 Jahre dauernden
Expeditionsreise, sondern in einzelnen Abschnitten von 4 bis 5 Monaten Dauer.
Mit der Ausarbeitung eines geeigneten Expeditionsplanes wurde der Direktor des
Institutes für Meereskunde, Professor Defant, betraut.
Der erste Abschnitt, der gleichzeitig eine Art Versuchsfahrt bilden sollte,
war etwas kürzer gehalten und wurde auf die Zeit vom 4. Februar bis 14. Mai 1937
festgelegt. Die Aufgabe bestand in einer ozeanographischen und meteorologischen
Erforschung des Nordatlantischen Ozeans im Gebiet zwischen den Kanarischen
und Kapverdischen Inseln von der Westküste Afrikas bis etwa 30° Westlänge.
Außerdem wurden dem Kommando hydrographische und nautische Arbeiten zur
Erledigung mitgegeben. Uber die wissenschaftliche Durchführung der einzelnen
Arbeiten werden im folgenden die hierfür zuständigen Wissenschafter ihre Aus-
führungen machen; den nautischen Beitrag liefert der Navigations- und Ver-
messungsoffizier des Schiffes, Kapitänleutnant Neuen dorff.
Die Vorbereitungen für die Expedition wurden ab September 1936 getroffen.
Es war nicht nur ein Einarbeiten der Besatzung erforderlich, sondern auch
erhebliche Um- und Einbauten am Schiff erwiesen sich als notwendig, um allen
Anforderungen zu genügen. Der in den Jahren 1933/34 bereits vorgenommene
Umbau der Maschinenanlage, von einer verhältnismäßig schwachen Dampf-
maschinenanlage auf eine moderne Motorenanlage, war für die Durchführung
der Expedition besonders günstig. Durch diesen Umbau hat das Schiff jetzt
einen Aktionsradius von rund 9000 Sm bei einer Dauergeschwindigkeit von 12 Sm.
Die neue Anlage war auf längeren Forschungs- und Fischereischutzfahrten nach
Island, den Bäreninseln und Norwegen auf ihre Zuverlässigkeit erprobt und hat
sich voll bewährt.
Öl, Wasser, Material und Proviant wurden voll aufgefüllt, alle Einrichtungen
und Instrumente für die Expedition fanden einen sachgemäßen, seefesten Platz.
Um die rund 12000 Sm lange Reisestrecke zurücklegen zu können, war mit einer
einmaligen Brennstoffergänzung zu rechnen. Wasserergänzung war jedoch min-
destens alle 3 Wochen erforderlich, wenn eine kostspielige und für das Personal sehr
anstrengende Frischwassererzeugung durch „Verdampfen“ vermieden werden sollte.
Dauerproviant konnte für die ganze Reise mitgenommen werden und auch
Frischproviant so reichlich, daß nur ein geringer Nachschub bzw. wenig freie
Einkäufe im Ausland erforderlich wurden,
Unter diesen günstigen Verhältnissen war die Entsendung eines besonderen
Nachschubdampfers nicht notwendig. Der geringe Nachschub konnte durch fahr-
planmäßige Liniendampfer sichergestellt werden. Zum Öl-, Wasser- und Frisch-
provianteinkauf wurden die erforderlichen Devisen zur Verfügung gestellt.