434 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1937.
Die Weiträumigkeit des Auslösevorganges zeigt sich jedoch darin,
daß die Starkregen — etwas verspätet gegenüber dem Eintritt in Batum —
auch am südlichen Kaspischen Meer auftreten. So fallen in Enseli vom
5. bis 10. Sept. 220 mm, und das letzte Anschwellen (in Batum am 8.) bringt am
9. bis 10. Sept. 24stündige Mengen von 70 mm in Enseli, von 102 mm in Lenkoran,
von 235 mm in Gasan-Kuli (nach dem Moskauer Wetterbericht).
Wie kommt es zu diesen Niederschlagsperioden mit ihren schweren Güssen?
W. M. Gigineischwili!) hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Zyklonen
in Transkaukasien nur kurze Wetterverschlechterungen bedingen, daß die haupt-
sächlichen Niederschlagsperioden vielmehr durch den Vorstoß von Anti-
zyklonen aus Nordwest bis Nord-
DSt hervorgerufen werden. Er sagt,
daß alle derartigen Antizyklonen das
Wetter in Georgien verschlechtern,
sinkende Temperaturen, volle Bewöl-
kung, Niederschläge auf längere Zeit,
manchmal zwei Wochen und länger,
bringen — im Gegensatz zu den von
Westen kommenden Antizyklonen,welche
Schönwetterbringer sind.
Diese Feststellungen verdienen um
so mehr Beachtung, als die pontischen
Niederschläge bisher meist — wie die
mediterranen — mit dem Zyklonen-
verkehr auf den südlichen Zugstraßen
in Verbindung gebracht wurden (im
Falle der pontischen Regen mit den
Bahnen IIIa, Ve, Vd).
Unser Fall steht nun ganz im
Einklang mit den Ergebnissen der
Untersuchung von. Gigineischwili:
Ein starkes Europa-Hoch, dessen
Kern von 775 mm am 1. Sep-
tember über der Ostsee liegt
und das sich mit September-
anfang pulsatorisch gegen Süd-
rußland ausbreitet, kennzeichnet
die Großwetterlage bei dem Ba-
ijumer Regen. Der Kern des
Hochs, auf dessen Ostabdachung
eine kräftige nördliche Luftströ-
mung arktische Massen südwärts
befördert, pendelt in der ersten
Septemberdekade zwischen Skan-
dinavien und Rußland,
Abb. 1 zeigt zunächst, daß
mit der Regenperiode eine an-
haltende und kräftige Abkühlung verbunden ist; am Schluß der Regenperiode
liegt das Tagesmittel in Batum etwa 10°, in Achalkalaki 13° tiefer als vorher.
Der Temperaturrückgang in dem 1700 m hoch gelegenen und zugleich regen-
armen Achalkalaki läßt erkennen, daß es sich hierbei um eine ziemlich hoch-
reichende Kaltluftadvektion handelt (lediglich die abschließende Abkühlung
am 9. Sept. erscheint wesentlich strahlungsbedingt, da sich an diesem Tage ein
Hochdruckkern über Georgien befindet). ;
In Abb. 2 ist der (schwach ausgeglichene) Luftdruckverlauf vom 31. August
bis 10, Sept. für Rostow/Don und Poti (nahe Batum, an der Rionmündung) dar-
1) W.M, Gigineischwili; Synoptische Besonderheiten Georgiens und Transkaukasiens, Meteorol,
Zeitschr. 1929. 8. 102 ff.