430 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1937.
Die Verwendung des Ankerganges bei See-Chronometern und die wiederholt
aufgetauchten Zweifel über die Bezeichnungen „Chronometer“ und „Präzisionsuhr“
veranlassen die Deutsche Seewarte zur Aufstellung folgender Begriffsbestimmungen:
Chronometer und Präzisionsuhr.
Ein Chronometer ist eine Seeuhr (tragbare Uhr höchster Gangleistung)
von der üblichen Größe (etwa 100 mm Zifferblattdurchmesser) und Aufstellung,
ginerlei, ob sie mit dem bisher gebräuchlichen, sogenannten Chronometergang
(auch „freie Federhemmung“ genannt) oder mit Ankergang ausgerüstet ist. Außer
der Größe der Uhr ist hierbei besonders wesentlich eine Schwingungsdauer der
Unruhe von 0,5 Sek, (volle Schwingungen hin und her). Das Chronometer wird
außer als Seeuhr auch auf dem festen Lande (z. B. für geodätische Messungen)
und in der Luftfahrt gebraucht. Seine Gang leistungen müssen den von der
Seewarte aufgestellten und in einem Prüfschein bestätigten Bedingungen genügen,
Die Bezeichnung „Chronometer“ wird in Zukunft nicht auf Seeuhren kleineren
Formats angewandt werden, die Chronometern ähneln, da ihre Gangleistungen
erfahrungsgemäß weit hinter denen normaler Chronometer zurückstehen. Derartige
Uhren kommen heute in der deutschen Kriegs- und Handelsmarine nicht mehr vor,
Auch andere in der Navigation oder zu anderen Zwecken gebrauchte Uhren in
Taschenuhrgehäusen können nicht als Chronometer bezeichnet werden, selbst wenn
sie — wie übrigens heute nur noch in seltenen Ausnahmefällen — mit einer
sogenannten Chronometerhemmung (freier Wippenhemmung) ausgerüstet sind,
Präzisions-Taschenuhren sind Uhren, die den von der Deutschen See-
warte aufgestellten Bedingungen der Sonder- oder 1, Klasse genügen und mit
einem entsprechenden Gangzeugnis ausgestattet sind; alle anderen Taschenuhren
sind Gebrauchsuhren. Hierbei ist es wesentlich, daß die Präzisions-Taschenuhren
mit einer hochwertigen Unruhe (im allgemeinen aus Nickelstahl) und einer
besonders behandelten Spirale (mit Außen- und Innenkurve) ausgerüstet sind,
und daß das Setzen der Hemmung und die Durchführung der Feinstellung an
jeder einzelnen Uhr als individuelle Arbeiten durchgeführt sind. Ferner sollen
die Platinen mindestens 40 mm Durchmesser besitzen.
Präzisions-Pendeluhren sind solche Uhren, die auf astronomischen,
geodätischen und anderen Instituten der Präzisionszeitmessung dienen. Pendel-
uhren des täglichen Gebrauchs können nicht als Präzisionsuhren angesprochen
werden. Deutsche Seewarte.
Kleinere Mitteilungen.
1. Wetterskizzen. Nr. 24: Ein Grenzfall von Steuerung: Druckwellen als
„Selbstfahrer“?).
Eine Regel bei der prognostischen Verwendung von Höhenwetterkarten
besagt, daß die Druckfall- und Drucksteiggebiete in. Richtung der
jeweiligen Höhenströmung wandern.
Man kann sich das Zustandekommen dieser Regel
an Hand nebenstehender Skizze (Abb. 1) veranschaulichen,
in der schematisch eine Frontalzone mit Einzugsgebiet und
Delta darvestellt ist. Erfolgt im Delta Luftdruckfall, im
Einzugsgebiet Druckanstieg. so treten damit Strömungs-
komponenten auf, welche Warm und Kalt im Delta näher
aneinanderzuführen, im Einzugsgebiet weiter auseinander-
zuführen bestrebt sind. Es ist leicht einzusehen, daß an
der Ansatzstelle von Delta und Einzugsgebiet die Wirkung
am kräftigsten ist: D. h. am Deltaansatz „schließt“ sich die
“ Frontalzone, sie wächst ins Delta hinein; am Ansatz des
‚rm Einzugsgebiets „öffnet“ sich die Frontalzone, das Einzugs-
Abb. 1. Merkbild für die Fortpflanzung gebiet wächst in sie hinein.
von Druckwellen mit der Höhenströmung Das ganze System der Skizze verschiebt sich also
{Schließung und Öffnung der Frontalzone). quasi-automatisch von W nach O; Druckfall- und Druck-
steiggebiet ziehen entsprechend mit der Höhenströmung.
(Bei obigem Schema — Öffnung und Schließung der Frontalzone — kann man an die Wirkungsweise
3) Vgl. hierzu R. Scherhag, Ein Grenzfall atmosphärischer Steuerung: Die Bodenisobaren
steuern ein Höhentief, Ann. dd. Hydr. 1937, S. 27 ff.
Kalt