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Full text: 65, 1937

Rodewald, M.: Der Hamburger Dauerregen vom 7. November 1934. 411 
in einem Schlot, auszumünden.) Nimmt man statt des Gradientwindes in A (Abb, 4) Inklination 
gegen Z, an, so ändert dies nichts daran, daß bei dem Aufsteigen der Lufttransport im Richtungs- 
sinne B->-C-> DD atattfindet: Die aufsteigende Luft entfernt sich also vom Zentrum 
des Bodentiefs, Es kann mithin aus einer Zyklone mit geneigter Achse antizyklonales Aus- 
strömen stattfinden, ohue daß in irgendeinem Niveau antizyklonale Horizontalströmung anzu- 
breffen wäre. 
Weiter ist folgendes aus dem Schema ersichtlich: Das von unten oder aus einer bestimmten 
Schicht aufsteigende Luftquantum hat seine innewohnende horizontale Bewegungesrichtung wiederholt 
zu ändern, indem es sich in jedem höheren Niveau auf den daselbst herrschenden Druckgradienten 
nach Richtung und Geschwindigkeit einstellen muß. Diese Anpassung: kann wegen der Trägheit nicht 
momentan geschehen; es wird einer, wenn auch geringen, Zeit bedürfen, um die aus der tieferen 
Schicht mitgebrachte, abweichende Bewegungskomponente verschwinden zu lassen. Die dem Luft.” 
teilchen innewohnende Trägheitskomponente ist, wie man bei den Punkten B, C, D der 
Abb: 4, Sicht, immer zum tiefen Druck des jeweils erreichten (höheren) Niveaus hin- 
erichtet, 
$ Die aufsteigenden Luftquanten, von denen man sich eine sehr große Anzahl vorzustellen hat, 
haben demnach während der Dauer des Aufsteigens überall Einströmungstendenz in das Tief 
jener Höhenlage, die sie von unten her erreichen — sie haben aber, wie die Projektion einer 
Luftbahn auf die Horizontalebene ergibt, hierbei Ausströmungstendenz aus der Zyklone des 
von ihnen verlassenen (tieferen) Niveaus, Wir sahen oben, wie in dem betrachteten Raume 
sördlich der geneigten Zyklonenachse die (reibungsbedingte) Einströmung ins Bodentief durch Aus- 
strömen kompensiert werden kann; es kann also außerdem eine (trägheitsbedingte) schwächere Ein- 
strömung in das Tief der verschiedenen Höhenlagen stattfinden, und auch hierbei ist für eine gewisse 
Kompensation durch Ausströmen gesorgt. 
Diese Verhältnisse erscheinen geeignet, auf die Entstehung der kräftigen 
Dauerregen bei stabiler Vertikalschichtung der Luft Licht zu werfen. Das Schema 
der Abb. 4 besagt nämlich, daß in einem bestimmten Sektor des Boden- 
tiefs (bei Östwestorientierung der Achse Z,—Za im Nordwestsektor) Ein- 
strömung, Stauung und Mischung von Luft vom Boden bis in größere 
Höhen stattfindet, solange eine Divergenz der hochtroposphärischen Strömung 
für ein Aufsteigen von Luft sorgt. 
Die Tendenz zu „relativem“ Einströmen oberhalb der Bodenreibungsschicht 
wurde schon erwähnt. Die Stauung ergibt sich daraus, daß sich gegen B Luft 
von A aus und (rein horizontal strömende) Luft von B’ aus bewegt, entsprechend 
gegen C Luft von B und €’ aus usf,, ohne daß dieser gegenseitigen Näherung 
eine Zunahme der Horizontalgeschwindigkeit entspricht. Das Weitersteigen 
von Luftquanten bewirkt aber, daß jede Schicht auch wieder von dem Angestauten 
nach oben abgibt, wobei dann die Richtungsänderung der Horizontalbewegung 
im Sinne des Ausströmens aus dem Tief — vertikal gesehen — arbeitet. 
Es leuchtet ein, daß in dieser Weise, obwohl über einem Bodenpunkte Ein- 
strömung und Luftstau erfolgt, der daraus zu erwartende Druckanstieg so weit 
vermindert werden kann, daß sich der aus der hochtroposphärischen Strömungs- 
divergenz resultierende Luftdruckfall immer noch mehr oder weniger am Boden 
zeigt. (Im Einzelfall ist auch vollkommene Unterdrückung möglich; das Ver- 
hältnis Konvergenz : Divergenz ist maßgebend.) 
Die Mischung erhellt nach Abb. 4 daraus, daß ein steigendes Luftquantum 
(A —B, B—>C usw.) ganz anderer Herkunft ist als ein horizontal bewegtes 
{B'’—B, C’—C usw.). Wegen des von Z, nach Za gerichteten Temperaturgefälles 
(vgl. auch Abb. 2; die Frontalzone liegt ungefähr quer zur Zyklonenachse) sind 
288 verschieden temperierte Luftmengen, die gemischt werden; und zwar 
mischt sich unten aufsteigende Kaltluft mit horizontal strömender wärmerer 
Luft, während weiter in der Höhe die aufsteigende Luft wärmer ist als die 
horizontal herangeführte. (Natürlich überwiegt der horizontale Massenfluß weit- 
Aus den vertikalen). 
Derart fände das Zustandsbild über Hamburg vom 7. Nov. und seine Ände- 
rung vom Morgen zum Nachmittag (vgl. Abb. 1) eine befriedigende Erklärung, 
und die mächtige Regenwolke bestände ganz aus tropisch-polarer 
Mischluft. Hierbei dürfte zur Regenentstehung die Mischung unmittelbar 
nur einen bescheidenen Beitrag liefern; aber das Aufsteigen von Mischluft 
muß die Niederschlagsbildung natürlich besonders begünstigen. Einströmung 
und Stauung befördern dieses Aufsteigen, dessen primäre Ursache die obere 
Divergenz ist,
	        
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