Rodewald, M.: Der Hamburger Dauerregen vom 7, November 1934. 409
(Sie ist gegenüber der im Tägl. Wetterbericht der Deutschen Seewarte veröffent-
lichten in einigen Punkten geändert. Diese Änderung besteht im wesentlichen in
einer Nordwärtsverschiebung der östlichen Wärmezunge und der westlichen Kälte-
zunge und ist u.a. in der Frontlage und den Änderungen der relativen Topo-
graphie im Laufe des 7. Nov, begründet: Hamburg und Berlin haben am 7. Nov.
nachm. 528 bzw. 531 „relativ“, während
Köln und München um diese Zeit 530
bzw. 536 „relativ“ haben.)
Man sieht, daß von Ungarn— Polen
nach Südengland—Nordfrankreich die
relative 500 mb- Fläche um etwa
20 Dekameter einfällt, einer Tempe-
raturdifferenz der unteren Tropo-
sphärenhälfte von 10° entsprechend.
Ein besonderer Steilabfall im Relief
liegt dabei zwischen Ostalpen und
Brandenburg; diese Böschung stellt
die eigentliche Frontalzone zwischen
östlicher Warmluft und westlicher
Kaltluft dar,
In Abb. 3 ist die absolute Topo-
graphie der 500 mb-Fläche am 7. Nov.,
morgens, dargestellt. Es fällt nach
der Scherhagschen Divergenztheorie
der Zyklonen nicht schwer zu sagen,
daß sich das morgens westlich der
unteren Oder gelegene Bodentief in
Richtung auf Seeland bewegen wird;
auch der dabei auftretende Ver-
tiefungsprozeß der Zyklone — zwischen
Fehmarn und Kopenhagen beträgt die
dreistündige Druckänderung um 14h
5 bis 6 mb, doppelt so viel wie die
maximale Änderung um 8% — ist aus
der ausgeprägten Höhendivergenz ver-
ständlich,
Diese Divergenz der Höhen-
strömung (Fächerung der Isohypsen
der 500 mb-Druckfläche) erstreckt sich
nach der Abb, 3 in mehr oder minder
ausgesprochener Weise über das ganze
deutsche ÖOstseegebiet bis nach Schles-
wig-Holstein. Wenn man auch an-
nehmen muß, daß unter dem Diver-
genzgebiet Luft von unten empor-
gesogen wird, so erklärt diese er-
zwungene Steigbewegung doch nicht, weshalb das Gebiet kräftigen Dauerregens
ganz auf die Westseite des Divergenzgebietes beschränkt ist. Will man aber den
Regen mit der Frontalzone in Verbindung bringen, so wäre auch diese, die ja
von den Ostalpen bis Norddeutschland reicht, wieder nur in einem beschränkten
Gebiet produktiv, und dazu ist hier noch das Aufgleitbild zumindest sehr ver-
wischt, Schließlich kann auch das allgemeine Einströmen ins Tief nicht die
Hauptursache des Regens sein, denn das Niederschlagsgebiet liegt zum Boden-
tief einseitig exzentrisch.
Es hat den Anschein, daß ein ganz bestimmtes Zusammenwirken von
Höhendivergenz, Frontalzoneund Bodentief die Regenentstehung begünstigt.
Das Bodentief liegt am Morgen des 7. Nov. zwischen Mirow und Stettin,
Infolge der aus Abb, 2 ersichtlichen Temperaturverteilung verschiebt sich das
Ann. d. Hydr. usw. 1937, Heit IX.
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