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Full text: 65, 1937

390 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1937, 
zyklonalen Bahnkrümmung in der üblichen Weise (auf — 5 mb) abschwächt und 
dann über Deutschland bis Nordnordwestkurs umbiegt. Dieses Beispiel ist von 
seltener Klarheit, wo eine einzige Höhenkarte die Zugrichtung einer 
Druckwelle für volle fünf Tage widergibt, was dadurch zustande kommt, 
daß das Druckfeld in der Höhe zu jener Zeit fast gar keine Änderung erfuhr 
und ständig durch ein mächtiges Höhentief über Westeuropa gekennzeichnet war. 
Genau so läßt die Höhenkarte vom 19. Juni natürlich vorhersehen, daß sich das 
über Mittelfrankreich gelangte Druckfallgebiet gerade in Richtung auf Mittel- 
deutschland verlagern muß, und daß damit auch das Niederschlagsgebiet — wenn 
auch an Intensität stark schwankend — gekoppelt war, wollen wir nun beweisen. 
In Abb. 5 ist die Lage des Regengebiets weiterverfolgt, das am Morgen des 
18. Juni bei Aberdeen in Schottland zur Entwicklung gelangt war und auf das 
engste mit der dort angelangtien und von einem ostatlantischen Hoch 
über Island aus der Nordost- in die Südrichtung umgesteuerten 
Druckwelle gekoppelt ist. Unter starker Vergrößerung seines Umfangs 
erreicht das Schlechtwettergebiet in der Nacht zum 19, Juni Südengland und ist 
am Morgen dann über Nord- und Mittelfrankreich zu erkennen, wobei es immer 
auf die Zone links von der Druckwellenbahn beschränkt bleibt. Der nörd- 
liche Teil der Regenzone schwenkt jetzt rasch nach Nordosten, was genau dem 
Druckverlauf in der Höhe entspricht (vgl. die im Tägl. Wetterbericht d. Seewarte 
veröffentlichten Höhenkarten), der südliche Teil schwächt sich merklich ab, aber 
ein ausgedehntes Altostratusgebiet bleibt erkennbar. Am Abend hat sich das 
Regengebiet an der französischen Ostgrenze wieder vergrößert, erreicht in den 
ersten Nachtstunden das Alpengebiet, wo der Verfasser einen selten schön aus- 
geprägten As-Aufzug am Fuße der Zugspitze erlebte, wobei dort die vorauf- 
ziehenden Cirruswolken — in Übereinstimmung mit der Höhenkarte — mit großer 
Geschwindigkeit aus Südwesten heraufzogen. Unter weiterer engster Koppelung 
mit der Druckwelle zieht das Schlechtwettergebiet jetzt über Mittel- nach 
Nordwestdeutschland, wobei sich die Regenintensität hier aber erheblich 
steigert. Am 21. fällt das Höhentief mit dem Druckminimum am Boden zu- 
sammen, und damit breitet sich das ständig auf der Westseite des Bodentief- 
druckkernes befindliche Regengebiet jetzt mit der Höhenströmung plötzlich nach S 
hin aus und schlägt eine volle Schleife um das Tiefdruckzentrum, wobei 
in der Nacht vom 21. zum 22, Juni in der Deutschen Bucht noch einmal bis zu 
33 mm (Norderney) Regen niedergehen. Der Hamburger Aufstieg vom Morgen 
des 22., noch innerhalb der Regenzone, mit einem geringen und ganz all- 
mählichen Anstieg der äquipotentiellen Temperatur von 31° am Boden auf 36° 
in 4300 m Höhe zeigt dabei, daß eine deutliche Warmfront jetzt nicht 
mehr zu erkennen ist, als Ursache der auch bei erfolgter Verwirbelung noch 
gleich starken Kondensationsvorgänge also nur eine Beziehung zur unteren 
Konvergenz hergestellt werden kann. 
Daß unser Regengebiet — die Ergebnisse von C. K.M. Douglas!) bestätigend — 
so eng mit der begleitenden Druckwelle gekoppelt ist, wirft ein weiteres inter- 
, essantes Problem auf. Be- 
Geschwindirkeit der Druckwelle und Gradientwind (km/st). „timmt man nämlich die Fort- 
T Datum ! Gradientwind | Gradientwind | Geschwindigkeit! pflanzungsgeschwindigkeit der 
. ' am Boden bei 500 mb | der Druckwelle Druckwelle auf Grund der 
18.19.Jw0i] BO 95 | © - 24stündigen Tendenzkarten, so 
19.—20. 20 105 60 erhält man die in der letzten 
20.—21. 40 120 ı an Spalte der Tabelle aufgeführten 
7 Mittel 30 1 a zwischen 50 und 60 Stunden- 
ne m) -— — kilometern schwankenden Be- 
träge. Stellt man gleichzeitig den im' Bereich der Regenzone jeweils herr- 
schenden Gradientwind aus der Bodenwetterkarte fest (1. Spalte der Tabelle), 
so sieht man, daß dieser nur etwa die Hälfte von der Verlagerungs- 
geschwindigkeit des Schlechtwettergebiets erreicht, womit erwiesen ist, 
daß eine in der Bodenwetterkarte etwa gezeichnete Luftmassengrenze nicht 
2) CK, M, Douglas: Rainfall from above 6000 feet, in relation to upper winds and fronts. 
Quaterly Journal of the Royal Met. Society 62, Nr. 264; Bespr. Ann. d. Hydr. 64, 5. 410 (1936),
	        
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