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Full text: 65, 1937

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1937. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, der Winter 1936/37 war zwar kurz 
aber schon von mäßiger Strenge, die räumliche Ausbreitung des Eises war recht 
beachtlich, die durch Eis verursachten Schwierigkeiten waren teils leicht bis 
mäßig und stellenweise recht erheblich. Besonders hervorzuheben ist noch die 
durchgehende Vereisung, mit wenigen Ausnahmen, in fast allen Gebieten sowohl 
des deutschen Nordsee- als auch des deutschen Ostseebereichs, 
2. Wetterskizzen. Nr. 23: Die Kreis- und Schleifensteuerung des europäischen 
Regengebiets vom 18. bis 22. Juni 1937 und die Entwicklungsbedingungen des dabei 
entstandenen Nordseesturms. (Hierzu Tafel 49 mit Abbildungen 1 bis 6.) . 
{n den Tagen vom 18. bis 2%, Juni dieses Jahres erlebten wir eine ungewöhnlich interessante, 
wohl kaum von einer europäischen Wetterwarte rechtzeitig erkannte Wetterentwicklung, die deshalb 
um so mehr Interesse beansprucht, da gerade in diese Zeit der Beginn des Deutschlandfluges und des 
Gordon-Bennett-Ballonrennens fielen, Eine ganze Reihe von Problemen vermag die synoptische Aero- 
logie, vor allem die Höhenwetterkarte, zu klären: Die ganz ausgesprochene Kreissteuerung 
nicht nur einer Druckwelle, sondern eines gesamten Schlechtwettergebiets und die nach- 
folgende Schleifenbildung der Hauptregenzone; die Realität dena Rodewaldschen Drei- 
massenecks läßt sich ebenso beweisen wie der fast durchgängig angenommene oOkkludierte 
Zustand der wetterwirksamsten Front eindeutig widerlegt wird. Einige andere Probleme 
tauchen auf: Die Steuerung des Regengebiets durch die Höhenströmung läßt nur eine „dynamische“ 
Erklärung des Niederschlagsprozesses zu und verneint direkt die Möglichkeit eines 
Aufgleitprozesses an einer wohldefinierten Luftmassengrenze ebenso wie die Fortdauer der Kon- 
densationserscheinungen bei bereits erfolgter vollständiger Verwirbelung der unteren Troposphärenhälfte 
im gleichen Sinne spricht, und es zeigt sich, daß nur ein Abgehen von starrem Schematismus 
für die Vorhersage von Nutzen sein kann. 
Ein am 19. Juni über Schlesien gelegenes Niederschlagsgebiet wanderte in 
Begleitung einer engbegrenzten und schwachen Zyklone vom Vb-Typus zur öst- 
lichen Ostsee ab; abgesehen von einzelnen Labilitätsschauern zeigte sich nur 
über Frankreich ein geschlossenes, aber verhältnismäßig wenig umfangreiches 
Schlechtwettergebiet, das bei der herrschenden völlig ausgeglichenen Druck- 
verteilung nur eine geringe Ortsveränderung und deshalb höchstens für den 
Südwesten Deutschlands eine stärkere Einflußnahme auf das kommende Sonntags- 
wetter versprach, 
Die Enttäuschung war groß: In ausgedehnten Gebieten Mittel- und Nord- 
deutschlands gab es einen völlig verregneten Sonntag: Schon um 8h morgens 
(Abb. 1) reichte ein umfangreiches Regengebiet vom Ostfuß der Alpen über Böhmen, 
Sachsen und Thüringen bis zur Elbmündung, und bald entwickelte sich vor allem 
im Gebiet zwischen Elbe und Weser und nordwärts bis zu den nordfriesischen 
Inseln hin ein Dauerregen, der bis zum Abend in Berlin 10, in seinem zentralen 
Bereich bei Hamburg 30 mm und im Laufe von 24 Stunden bis zu 50 mm Nieder- 
schlagshöhe lieferte, 
Deutlich läßt schon die Bodenwetterkarte (Abb. 1) erkennen, daß es sich um 
Regenfälle auf der kalten Vorderseite eines entstehenden neuen Vb-Tiefs handelt, 
dessen Warmfront sich zwischen Berlin und Magdeburg mit einem Windsprung 
von 90° und einem Temperaturgegensatz von 5° schon deutlich ausgebildet hat, 
während die Konvergenz bei Hamburg erst eben im Entstehen begriffen ist. 
Es sei besonders darauf hingewiesen, daß die Diskontinuität in unserer Karte 
in Anlehnung an die im Wetterdienst der Deutschen Seewarte bestens bewährte 
Methode als Kalt- bzw. Warmfront gezeichnet ist, und daß es sich am Ostfuß der 
Alpen um ein Dreimasseneck im Sinne von Rodewald!) handelt: Auf der 
Südseite des schon erwähnten inzwischen zur östlichen Ostsee gelangten schmalen 
Vb-Tiefs ist eine erste Kaltluftstaffel bereits bis nach Polen gelangt, und bei 
der Luftmassengrenze über Deutschland handelt es sich um eine zweite in 
Bildung und Verstärkung begriffene Temperaturscheide, wie es in der Witterungs- 
übersicht zum Tägl. Wetterbericht der Deutschen Seewarte gleichfalls beschrieben 
worden ist, 
Hält man streng am Schema fest, so könnte man diese Grenze — wie es 
auch auf den übrigen deutschen Wetterwarten allgemein geschehen ist — nur 
als Okklusion, also als Warmluftschale in der Höhe ansehen. Daß diese 
1) M. Rodewald: Die Entstehungsbedingungen der tropischen Orkane, Met, Zschr.53, S.197(1936).
	        
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