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Full text: 65, 1937

Scherhag, R.: Ein Grenzfall atmosphär. Steuerung: Die Bodenisobaren steuern ein Höhentief, 33 
Anordnung des Druckverlaufs vermittelt, besser als der Druck selbst, dessen Schwankung mit der 
Höhe wegen der Abnahme der Dichte verringert erscheint. 
Die oberste Kurve zeigt den Verlauf der Höhenlage der 500 mb-Fläche über dem Jungfrau- 
Massiv, wie man ihn aus den Höhenwetterkarten erhält. Für die übrigen Stationen wurden die Be- 
obachtungen zu den drei Terminen und die durch die dreistündige Tendenz bestimmten Zwischen- 
werte berücksichtigt. 
Unsere Abbildung spricht für sich selbst. Je höher der Berg, um so mar- 
kanter tritt der am Mittag des 12. beginnende steile Druckfall hervor, der zu- 
gleich mit dem Temperatursturz einsetzt. Druck und Temperatur erreichen 
fast zur gleichen Zeit am Morgen des 13. ihren Tiefstwert und steigen 
dann zugleich wieder an. Es handelt sich um einen ausgeprägten Kalt- 
lufttropfen, der vom 12. bis 14. Dezember 1935 über Mitteleuropa hinweg- 
gezogen ist, der die stärkste Abkühlung in etwa 2000 bis 3000 m her vor- 
rief und dessen vertikale Mächtigkeit im Zentrum weit mehr als 5000 m 
betrug. Zum Rande hin war die Mächtigkeit geringer, seine Auswirkungen 
reichten aber nordwärts noch etwa bis zum 54. Breitengrad, so daß auch West- 
deutschland noch von stärkster Höhenabkühlung und in etwas schwächerem 
Maße selbst Südengland noch davon betroffen wurden. Einige Wolkenmessungen 
am 13. in Frankreich und Südengland (vgl. Fig. 6, Tafel 10) belegen den dort 
herrschenden Höhensturm aus Nordost, 
Die Zugrichtung des Kältegebiets und Höhentiefs vom 11. bis 14. Dezember 1985. 
Bei der dargelegten Auswirkung dieses meteorologischen Phänomens ist es ins- 
besondere für den Flugwetterdienst natürlich von größter Bedeutung, die Zug- 
richtung eines solchen Höhentiefs vorher zu bestimmen. Dies ist tatsächlich 
möglich, denn es ergibt sich das bemerkenswerte Resultat, daß das Höhentief 
genau dem Verlauf der Bodenisobaren folgt und seine Geschwindigkeit 
demausder Bodenwetterkartezuermittelnden Gradientwind entspricht. 
Wir können im folgenden das Höhentief mit dem Kältegebiet gleichsetzen, 
nachdem wir bewiesen haben, daß am Boden keine auffallenden Veränderungen 
des Druckfeldes hervorgerufen werden. Dann geben uns die Bodenisobaren, 
die in Fig. 3 gestrichelt eingezeichnet sind, schon näherungsweise die Zugrich- 
tung des Höhenkältegebiets an. So verläuft die Isobare 1025 mb, die das Zen- 
trum über den Karpaten schneidet, zunächst nach München, dann biegt sie 
etwas nordwärts ab und wendet sich nach Nordfrankreich, Aus Fig. 5 ersieht 
man, daß die durch das Zentrum des Kältegebiets laufende Isobare 1017 mb 
etwa von der Nordostschweiz und etwas südlich von München herkommt. Wenn 
der Kaltlufttropfen also abends bis nach München gelangt ist, muß er bis zum 
nächsten Morgen Zentralfrankreich erreichen. 
Auf Grund der Wetterkarten von den drei Terminen 8, 14 und 19 Uhr 
wurde die genaue Zugrichtung und die Geschwindigkeit nach dem Gradientwind 
bestimmt, indem als maßgebend für den Zug immer die Wetterkarte zum nächst- 
liegenden Termin angesehen wurde. Man erhält dann die in Fig. 12 eingezeich- 
nete, von den Karpaten über München nach Zentralfrankreich verlaufende 
Bahn, und das eingezeichnete Kreuz zeigt, daß der für den 13. Dezember 8 Uhr 
berechnete Ort von dem in der Höhenkarte angegebenen fast überhaupt nicht 
abweicht. Berechnung des Zuges aus dem Bodendruckfeld und Be- 
obachtung stimmen also innerhalb der Ungenauigkeitsgrenze voll- 
ständig überein. 
Man kann jetzt auch die weitere Zugrichtung bestimmen und ersieht aus 
dem Verlauf der Bodenisobaren in Fig. 5, daß das Höhentief nach Südfrank- 
reich wandern muß, was die bereits erwähnten Beobachtungen auf dem Mont 
Ventoux bestätigen (vgl. Tabelle 1). Und ebenso kann man ermitteln, wo das 
Höhentief hergekommen ist, und da weist Fig. 3 nach Südpolen, und die Um- 
biegung der Bodenisobaren in Fig. 1 deutet auf einen Ursprungsort in Mittel- 
rußland hin. 
Nach dem Isobarenverlauf in den Arbeitskarten der Wetterdienstabteilung 
der Deutschen Seewarte muß das Zentrum am 11. Dezember etwas nordöstlich 
von Moskau gelegen haben, und Fig. 1 deutet damit in Übereinstimmung die 
tiefsten Temperaturen über Westrußland an; man vergleiche z, B. die erhebliche
	        
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