Köppen, W.: Die Schwankungen der Jahrestemp. im wesil. Mitteleuropa von 1761 bis 1936, 303
einmal ihre eigenen Jahresmittel bedeutend unter den Normalwert herabdrücken
können, geschweige denn die Lustrenmittel. Und 1934 hat sogar einen seit
mindestens 1834 nicht dagewesenen Mitttelwert gebracht.
Der Verdacht liegt nahe, daß an dieser Temperaturzunahme das Hinein-
wachsen vieler Stationen in die mächtig sich vergrößernden Städte beteiligt sei;
denn bekanntlich sind diese
wärmer als das Land. Man muß
sich deshalb nach Stationen
umsehen, an denen Aufstellung
und Umgebung des Thermo-
meters seit vielen Jahrzehnten
unverändert geblieben sind, Ich
bin nicht in der Lage, eine aus-
reichende Untersuchung über
diese Frage ausführen zu kön-
nen. Zur Beruhigung darüber,
daß die Ergebnisse dieses Auf-
satzes nicht durch diesen Ein-
fluß wesentlich beeinflußt sind,
führe ich nur das Ergebnis von
zwei Forststationen in Sachsen re
an, die außerhalb von Siede- Figur 4. Temperaturverteilung in Mitteleuropa
lungen liegen und bei denen Lustrum 1921 bis 1925 und Stationskarte,
nach der Mitteilung von Prof.
Alt kein Einfluß von baulichen Veränderungen vorliegen kann. Die Temperatur-
zunahme vom Lustrum 1886 bis 1890 zu dem von 1911 bis 1915, die im Westen
Norddeutschlands (vgl. Fig. 1) 1.28° betrug, war in Hubertusburg 1.36°, in
Grillenburg 1.35°, in Magdeburg 1.32°, also überall gleich groß.
Il. Der 117/, jährige Temperatur-Zyklus,.
Der Zusammenhang dieser kürzeren Temperaturschwankung mit dem Gang
der Sonnenflecken ist zwar sehr wahrscheinlich, aber nicht zweifellos bewiesen.
[ch nehme deshalb im folgenden auf die veränderliche Länge des Flecken-Zyklus
keine Rücksicht, sondern lege nur dessen mittlere Länge zugrunde.
In Mitteleuropa, wo dieser Temperatur-Zyklus zuerst entdeckt wurde (Gau-
tier 1844), setzt er zeitweise für einige Jahrzehnte aus, so daß seine Existenz
bezweifelt worden ist. Sein Auftreten in der übrigen Zeit äußert sich haupt-
sächlich in der Weise, daß die wärmsten Jahre in unmittelbarer Nachbarschaft
des Fleckenminimums, also durchschnittlich um das 11,, 22., 33. usw. Jahr des
Jahrhunderts auftreten, während die Lage der kältesten stärker schwankt. Ich
J/asse deshalb in der Tab. 2 die vier Jahre um den genannten Termin als Termin-
jahre zusammen und stelle ihnen, um die Lage der Maxima und Minima der
Temperatur zu ihnen zu erkennen, die 7 vorhergehenden und 7 nachfolgenden
Jahre zur Seite. Da die 7 folgenden sich in der nächsten Zeile wiederholen, so
nemme ich von ihnen, aus Platzmangel, nur das wärmste und das kälteste Jahr
in die Tab, 2 auf.
Durch fetten Druck ist das wärmste, durch kursiven das kälteste Jahr der
ganzen Reihe von 7 +4 +7 = 18 Jahren gekennzeichnet,
Die Temperaturangaben der Tab. 2 beziehen sich auf ein weiter nach Osten
reichendes Gebiet als die der Fig. 1, die besonders den Zusammenhang mit
Eastons Untersuchung erhalten sollte. In den Jahren 1769 bis 1810 sind sie
Mittel aus den 6 Reihen der Fig. 2; für 1811 bis 1900 sind es die Zahlen „West-
und Zentraleuropa“ von S. 313 der Met. Zschr. 1914; endlich für 1901 bis 1936
die Zahlen der Spalte k aus der Tab. 1 des vorliegenden Aufsatzes, die den
Raum Paris— London — Königsberg — Budapest decken; 1802 und 1902 sind aus-
gelassen, weil der Zyklus mehr als 11 Jahre umfaßt.
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