Rodewald, M,: Die Hamburger Höhen-Windhose vom 28, Juli 1936. 25
von einer Stelle etwa } km nördlich von meinem Standpunkte verfolgt hat. Durch ihn wurde jch
darauf aufmerksam, daß in meiner ersten Handskizze das spätere scheinbare Höherliegen des Bogens
gegenüber den Enden zeichnerisch — wegen des entgegen’esetzten visuellen Eindrucks — von mir
unterdrückt war. Herr Holthusen, der seiner Frau die Erscheinung gleich als Windhose („Küsel“)
erklärt hatte, stimmte im übrigen in seinen Eindrücken mit meinen überein,
Erwähnung verdient noch eine Wahrnehmung, die Herr Dr. E. Frankenberger gegen 16h
machte: Er beobachtete etwa eine halbe Stunde lang eine ausgesprochene Streifung, wogenartige
Dichteunterschiede im Altostratus (mit Streichrichtung der Wogen etwa NO—SW und einer Wellen-
jänge von vielleicht 400 m), was auf einen Windsprung in oder über dem Altostratus hiodeutet.
Bezüglich der Boden- und Höhenwetterlage beim Auftreten der Windhose
vergleiche man des näheren die Nrn. 210 bis 211 des von der Deutschen See-
warte herausgegebenen Täglichen Wetterberichts des Deutschen Reichswetter-
lienstes. Einige bemerkenswerte Punkte seien hier herausgehoben:
1. Es bestand zur Trombenzeit eine vertikale Windschichtung mit starker Drehung
in der Höhe,
Schon morgens herrschte in Höhe der 500 mb-Fläche SSW-Wind, während
Am Boden Ostwind wehte, Am Boden lag die Grenze zwischen Südwest- und
Dstwinden morgens etwa am 50. Breitenkreis, vom Englischen Kanal bis zum
Main. Sie ist auch in der Höhe der mitteldeutschen Bergstationen deutlich aus-
geprägt. So melden um 8h: Brocken Ost 5, Kahler Asten Ost 3 — Wasserkuppe
SW 6, Feldberg i. Taunus SW 2, Um 14h hat der Brocken schon SSW 5, der
der Kahle Asten SW 5,
Der Vorgang ist kurz der, daß der östliche Ausläufer eines Kanaltiefs im
Laufe des 28, Juli über das westelbische Deutschland nordwärts schwenkt, damit
Auch die Konvergenzlinie östlicher gegen südwestliche Winde. Abends um 20h
kommen die tiefen Wolken (etwa 1200 m) in Hamburg noch aus etwa OSO, um
22h aus etwa WSW; am nächsten Morgen ist der Südwest am Boden bis zur
Linie Wilhelmshaven—Kiel nach Norden gelangt.
Für die scharfe Winddrehung in der Höhe zwei Beispiele: Der Pilot Bremen
von 7* gibt in 2500 m Höhe Ost 13 km/h, in 3000 m NEzZN 3 km/h, in 3500 m SSW
13 km/h. Der Pilot Essen von 85 gibt in 1500 m Höhe ENE 28 km/h, in 2000 m
SWzS 23 km/h,
2. Die Winddrehschicht lag zur Zeit des Trombenauftretens über Hamburg oberhalb
2 km Höhe; sie scheint sich gegenüber dem Morgen erheblich verschärft zu haben.
Leider erreichten die Hamburger Piloten wegen der starken Bewölkung nicht
die obere Südwestwindschicht, Die nachfolgenden Höhenwindmessungen von 13h
und 17% sind aber trotzdem aufschlußreich (Werte in km/h):
* Boden | 500m | 1000m | 1500m | 2000 m | 2300 m
Hamburg . . 1a] SE 8 SEzE 33 / EzS 23 | EzS 23 | E 23 | E 28
Hamburg ,. 17h[ EzS 13 ; EzS 43 ! EzS 65 SE 65
Man sieht, daß zum Trombentermin hin die östliche Luftströmung in 500 bis
1500 m Höhe ganz bedeutend zugenommen hat; ihre Geschwindigkeit hat sich
innerhalb 4 Stunden etwa verdreifacht. (Die geschätzte Tromben-Zuggeschwindig-
keit von mindestens 15 m/sec stimmt gut mit der Windgeschwindigkeit in 1} km
Höhe von 65 km/h == 18 m/sec überein.) Anderseits muß sich auch der obere
SSW-Wind zum Abend hin verstärkt haben: Die 500 mb-Fläche fällt um 8 um
62 dyn. m von Berlin bis Hamburg ein, um 19b um 82 dyn. m, Man darf an-
nehmen, daß mit der Zunahme von Unter- und Oberwind auch der Übergang
zwischen beiden (s, o. Pilot Bremen) schroffer geworden ist,
Da um 13b über Hamburg in 2300 m Höhe noch Ostwind von 28 km/h ohne
Andeutung einer Drehung herrscht und da um 17% — bei geringer Drehung
von 30° zwischen 1000 und 1500 m Höhe — ein auf 65 km/h verstärkter Süd-
ostwind in 1500 m Höhe weht, so lag der Windsprung zur Zeit der Trombe um
171% sicherlich noch oberhalb 2 km Höhe. Wahrscheinlich setzte die Südwest-
strömung über Hamburg auch noch um 17h etwas oberhalb 3 km ein (wie morgens
über Bremen) und griff erst nach 19% rasch tiefer (s, u),